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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Thierische Bewegung. XI. Buch.
tur hat uns dieser ganzen Last überhoben, da sie die
Stärke der gegenseitigen Muskeln in ein so gutes Gleich-
gewicht brachte, daß sie, vermöge der Abwägung ihrer
anerschaffnen Kräfte, die Glieder in einer mittelmäßigen
Schlafheit und so lange erhalten bis der Befel der Seele
einen oder den andern Gegner zur Thätigkeit aufbietet.

§. 17.
Die Erscheinungen bei dieser Bewegung.
Es geraten die Fasern in ein Zittern, sie werden
angezogen, und machen Runzeln.

Es hat diese von den Nerven herrührende Bewegung
mit der dem Muskel anerschaffnen Kraft, die meresten
Merkmale gemein, ausser daß sie gemeiniglich etwas
schneller und stärker geschehen. Jch sage mit Fleis, ge-
meiniglich, weil bei Krämfen (b), welche bei dem Verlu-
ste des Blutes, und in sterbenden Thieren vorkommen,
und welche man nicht leichtlich andern Ursachen, als der
angebornen Kraft zuschreiben kann, weil ebendergleichen
noch alsdenn, wenn das Leben vernichtet worden, in den
abgerissnen Gliedern vorhanden ist, kein Abgang an die-
ser Kraft zu spüren ist. Diejenigen Ausleger, welche
hier Gegenkräfte, dergleichen die Federkraft (c), oder das
natürliche Zusammenziehen ist, annehmen, und davon
einen Muskel nach der Vollendung des Zusammenziehens
schlaff werden lassen, haben dasjenige Zusammenziehen,
welches in einem bereits abgestorbnen Muskel, der sich
selbst überlassen wird, vorgeht, nicht mit Aufmerksamkeit
betrachtet (d).

Jch werde, bei Beschreibung dieser Erscheinungen,
sonderlich auf die, dem Willen unterworfene, Muskeln

mein
(b) [Spaltenumbruch] pag. 453.
(c) LAMI mouvem. c. 6.
(d) [Spaltenumbruch] BELLIN. mot. cord.
prop.
14.

Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
tur hat uns dieſer ganzen Laſt uͤberhoben, da ſie die
Staͤrke der gegenſeitigen Muſkeln in ein ſo gutes Gleich-
gewicht brachte, daß ſie, vermoͤge der Abwaͤgung ihrer
anerſchaffnen Kraͤfte, die Glieder in einer mittelmaͤßigen
Schlafheit und ſo lange erhalten bis der Befel der Seele
einen oder den andern Gegner zur Thaͤtigkeit aufbietet.

§. 17.
Die Erſcheinungen bei dieſer Bewegung.
Es geraten die Faſern in ein Zittern, ſie werden
angezogen, und machen Runzeln.

Es hat dieſe von den Nerven herruͤhrende Bewegung
mit der dem Muſkel anerſchaffnen Kraft, die mereſten
Merkmale gemein, auſſer daß ſie gemeiniglich etwas
ſchneller und ſtaͤrker geſchehen. Jch ſage mit Fleis, ge-
meiniglich, weil bei Kraͤmfen (b), welche bei dem Verlu-
ſte des Blutes, und in ſterbenden Thieren vorkommen,
und welche man nicht leichtlich andern Urſachen, als der
angebornen Kraft zuſchreiben kann, weil ebendergleichen
noch alsdenn, wenn das Leben vernichtet worden, in den
abgeriſſnen Gliedern vorhanden iſt, kein Abgang an die-
ſer Kraft zu ſpuͤren iſt. Diejenigen Ausleger, welche
hier Gegenkraͤfte, dergleichen die Federkraft (c), oder das
natuͤrliche Zuſammenziehen iſt, annehmen, und davon
einen Muſkel nach der Vollendung des Zuſammenziehens
ſchlaff werden laſſen, haben dasjenige Zuſammenziehen,
welches in einem bereits abgeſtorbnen Muſkel, der ſich
ſelbſt uͤberlaſſen wird, vorgeht, nicht mit Aufmerkſamkeit
betrachtet (d).

Jch werde, bei Beſchreibung dieſer Erſcheinungen,
ſonderlich auf die, dem Willen unterworfene, Muſkeln

mein
(b) [Spaltenumbruch] pag. 453.
(c) LAMI mouvem. c. 6.
(d) [Spaltenumbruch] BELLIN. mot. cord.
prop.
14.
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[50/0068] Thieriſche Bewegung. XI. Buch. tur hat uns dieſer ganzen Laſt uͤberhoben, da ſie die Staͤrke der gegenſeitigen Muſkeln in ein ſo gutes Gleich- gewicht brachte, daß ſie, vermoͤge der Abwaͤgung ihrer anerſchaffnen Kraͤfte, die Glieder in einer mittelmaͤßigen Schlafheit und ſo lange erhalten bis der Befel der Seele einen oder den andern Gegner zur Thaͤtigkeit aufbietet. §. 17. Die Erſcheinungen bei dieſer Bewegung. Es geraten die Faſern in ein Zittern, ſie werden angezogen, und machen Runzeln. Es hat dieſe von den Nerven herruͤhrende Bewegung mit der dem Muſkel anerſchaffnen Kraft, die mereſten Merkmale gemein, auſſer daß ſie gemeiniglich etwas ſchneller und ſtaͤrker geſchehen. Jch ſage mit Fleis, ge- meiniglich, weil bei Kraͤmfen (b), welche bei dem Verlu- ſte des Blutes, und in ſterbenden Thieren vorkommen, und welche man nicht leichtlich andern Urſachen, als der angebornen Kraft zuſchreiben kann, weil ebendergleichen noch alsdenn, wenn das Leben vernichtet worden, in den abgeriſſnen Gliedern vorhanden iſt, kein Abgang an die- ſer Kraft zu ſpuͤren iſt. Diejenigen Ausleger, welche hier Gegenkraͤfte, dergleichen die Federkraft (c), oder das natuͤrliche Zuſammenziehen iſt, annehmen, und davon einen Muſkel nach der Vollendung des Zuſammenziehens ſchlaff werden laſſen, haben dasjenige Zuſammenziehen, welches in einem bereits abgeſtorbnen Muſkel, der ſich ſelbſt uͤberlaſſen wird, vorgeht, nicht mit Aufmerkſamkeit betrachtet (d). Jch werde, bei Beſchreibung dieſer Erſcheinungen, ſonderlich auf die, dem Willen unterworfene, Muſkeln mein (b) pag. 453. (c) LAMI mouvem. c. 6. (d) BELLIN. mot. cord. prop. 14.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/68>, abgerufen am 20.11.2024.