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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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II. Abschnitt. Schweis.
die Ausdünstung um ein Drittheil; Austern hindern die
Ausdünstung (m), und Melonen nehmen den vierten
Theil weg (n).

§. 16.
Eine lose Haut.

Diese Schlafheit der Haut richtet ungemein viel aus.
Junge Personen, die eine weiche, ausgedehnte und feuchte
Haut haben, dünsten häufiger aus (o), und sie schwizzen
stärker (p), als die Alten, deren Haut trokken und hart
ist, und sich runzelt.

Ferner gehört die starke Ausdünstung hieher, die des
Nachts unter dem Dekkbette vor sich geht. Wenn wir
nämlich mit Federn oder Haaren von Thieren (q) bedekkt
liegen, welche den aus unserm Körper steigenden Dampf
aufhalten, und ihn nicht verfliegen lassen, so sammelt sich
um unsre Haut ein laulicher feuchter Dunst, von dem die
Haut allmälich weich, und die Mündungen in der Haut
geöffnet werden. Dieses geschiehet nun zwar nicht mit
einem mal, es mus aber doch früher oder später gewis
erfolgen. Boerhaave pflegte die feuchte Haut an den
Kindern, welche unter dem Finger nachgiebt, und ihre
feuchte Weichheit in dem Morgenschlafe, sehr artig zu
beschreiben. Bei diesem Dampfe dünsten wir so stark
aus, daß diese Ausdünstung, ob gleich das Herz sanft
schlägt, und der Körper vollkommen ruht, dennoch stär-
ker als am Tage ist, wenn man den Leib bewegt. Des
Winters stieg die Ausdünstung, die bei Tage und bei
Bewegung nicht über 16 Unzen war, des Nachts bis

35
(m) [Spaltenumbruch] RYE pag. 210.
(n) SANCTOR. S. III. n. 25.
(o) Anc. Memoir. p. 276. Hi-
stoir. de l'Acad. 1707. pag.
234.
beim du HAMEL I. pag. 65.
(p) [Spaltenumbruch] Er habe, da er jung gewe-
sen, viel mehr geschwizzt, vom fünf
und dreissigsten Jahre an mehr
Urin gelassen, CARDAN apho-
rism. p.
286.
(q) RYE pag. 296.
Y 5

II. Abſchnitt. Schweis.
die Ausduͤnſtung um ein Drittheil; Auſtern hindern die
Ausduͤnſtung (m), und Melonen nehmen den vierten
Theil weg (n).

§. 16.
Eine loſe Haut.

Dieſe Schlafheit der Haut richtet ungemein viel aus.
Junge Perſonen, die eine weiche, ausgedehnte und feuchte
Haut haben, duͤnſten haͤufiger aus (o), und ſie ſchwizzen
ſtaͤrker (p), als die Alten, deren Haut trokken und hart
iſt, und ſich runzelt.

Ferner gehoͤrt die ſtarke Ausduͤnſtung hieher, die des
Nachts unter dem Dekkbette vor ſich geht. Wenn wir
naͤmlich mit Federn oder Haaren von Thieren (q) bedekkt
liegen, welche den aus unſerm Koͤrper ſteigenden Dampf
aufhalten, und ihn nicht verfliegen laſſen, ſo ſammelt ſich
um unſre Haut ein laulicher feuchter Dunſt, von dem die
Haut allmaͤlich weich, und die Muͤndungen in der Haut
geoͤffnet werden. Dieſes geſchiehet nun zwar nicht mit
einem mal, es mus aber doch fruͤher oder ſpaͤter gewis
erfolgen. Boerhaave pflegte die feuchte Haut an den
Kindern, welche unter dem Finger nachgiebt, und ihre
feuchte Weichheit in dem Morgenſchlafe, ſehr artig zu
beſchreiben. Bei dieſem Dampfe duͤnſten wir ſo ſtark
aus, daß dieſe Ausduͤnſtung, ob gleich das Herz ſanft
ſchlaͤgt, und der Koͤrper vollkommen ruht, dennoch ſtaͤr-
ker als am Tage iſt, wenn man den Leib bewegt. Des
Winters ſtieg die Ausduͤnſtung, die bei Tage und bei
Bewegung nicht uͤber 16 Unzen war, des Nachts bis

35
(m) [Spaltenumbruch] RYE pag. 210.
(n) SANCTOR. S. III. n. 25.
(o) Anc. Memoir. p. 276. Hi-
ſtoir. de l’Acad. 1707. pag.
234.
beim du HAMEL I. pag. 65.
(p) [Spaltenumbruch] Er habe, da er jung gewe-
ſen, viel mehr geſchwizzt, vom fuͤnf
und dreiſſigſten Jahre an mehr
Urin gelaſſen, CARDAN apho-
riſm. p.
286.
(q) RYE pag. 296.
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[345/0363] II. Abſchnitt. Schweis. die Ausduͤnſtung um ein Drittheil; Auſtern hindern die Ausduͤnſtung (m), und Melonen nehmen den vierten Theil weg (n). §. 16. Eine loſe Haut. Dieſe Schlafheit der Haut richtet ungemein viel aus. Junge Perſonen, die eine weiche, ausgedehnte und feuchte Haut haben, duͤnſten haͤufiger aus (o), und ſie ſchwizzen ſtaͤrker (p), als die Alten, deren Haut trokken und hart iſt, und ſich runzelt. Ferner gehoͤrt die ſtarke Ausduͤnſtung hieher, die des Nachts unter dem Dekkbette vor ſich geht. Wenn wir naͤmlich mit Federn oder Haaren von Thieren (q) bedekkt liegen, welche den aus unſerm Koͤrper ſteigenden Dampf aufhalten, und ihn nicht verfliegen laſſen, ſo ſammelt ſich um unſre Haut ein laulicher feuchter Dunſt, von dem die Haut allmaͤlich weich, und die Muͤndungen in der Haut geoͤffnet werden. Dieſes geſchiehet nun zwar nicht mit einem mal, es mus aber doch fruͤher oder ſpaͤter gewis erfolgen. Boerhaave pflegte die feuchte Haut an den Kindern, welche unter dem Finger nachgiebt, und ihre feuchte Weichheit in dem Morgenſchlafe, ſehr artig zu beſchreiben. Bei dieſem Dampfe duͤnſten wir ſo ſtark aus, daß dieſe Ausduͤnſtung, ob gleich das Herz ſanft ſchlaͤgt, und der Koͤrper vollkommen ruht, dennoch ſtaͤr- ker als am Tage iſt, wenn man den Leib bewegt. Des Winters ſtieg die Ausduͤnſtung, die bei Tage und bei Bewegung nicht uͤber 16 Unzen war, des Nachts bis 35 (m) RYE pag. 210. (n) SANCTOR. S. III. n. 25. (o) Anc. Memoir. p. 276. Hi- ſtoir. de l’Acad. 1707. pag. 234. beim du HAMEL I. pag. 65. (p) Er habe, da er jung gewe- ſen, viel mehr geſchwizzt, vom fuͤnf und dreiſſigſten Jahre an mehr Urin gelaſſen, CARDAN apho- riſm. p. 286. (q) RYE pag. 296. Y 5

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/363>, abgerufen am 20.11.2024.