§. 18. Die Verrichtung des dreiekkigen Brustbeinmus- kels, und der Muskeln, die die Ribben niederziehen.
Man hat zwar in den Gedanken gestanden, daß die so genannten sternocostales(k), die Ribben in die Höhe zögen. Doch da kein Zweifel ist, daß das Brustbein nicht fester, als die Ribben seyn solte, so wie es in Men- schen fester, als in den unvernünftigen Thieren ist, und da das untere Ende eines jeglichen Theils der Brustbeinrib- benmuskeln dem Brustbeine näher, das obere aber davon entfernter ist, so kan man nicht daran zweifeln, daß nicht die Ribben in der That von diesen Muskeln niedergezo- gen werden sollten (l). Ferner, da vornämlich hinterwerts ein Theil des Brustbeins niedriger, als die Ribben liegt, so muß dieses Brustbein die Ribbenknorpel krümmen, und gegen den Rükken zu ziehen, wie ich solches an den leben- digen Thieren auch im Tode gesehen habe (m). Es hat sich ehedem der berühmte Hamberger vergessen, wenn er behauptet, daß sie das Brustbein herauftrieben (n), in- dem einer und eben derselbe Muskel, seiner eignen Theo- rie gemäs, das Brustbein vorwärts zu stossen, und die Ribben nieder zu ziehen, nicht vermögend ist. Das er- stere ist eine Sache des Einatmens, das andere gehört den Ausatmen. Folglich gehört er unter den Bezirck des Ausatmens.
Von den niederziehenden Ribbenmuskeln könnte man noch ein Bedenken statt finden lassen. Gemeini-
glich
(k)[Spaltenumbruch]RIOLANVS. S. 322. n. stenonis. de musc. et gland. S. 10.
(l)FABRICIVS. angef. Ort. S. 100. [Spaltenumbruch]willis. winslow. n. 1062. senac. hamberg. albin.
(m)Second Memoir. sur les par- ties irrit. Exp. 242.
(n)Diss. cit. n. 34.
Das Atemholen. VIII. Buch.
§. 18. Die Verrichtung des dreiekkigen Bruſtbeinmus- kels, und der Muskeln, die die Ribben niederziehen.
Man hat zwar in den Gedanken geſtanden, daß die ſo genannten ſternocoſtales(k), die Ribben in die Hoͤhe zoͤgen. Doch da kein Zweifel iſt, daß das Bruſtbein nicht feſter, als die Ribben ſeyn ſolte, ſo wie es in Men- ſchen feſter, als in den unvernuͤnftigen Thieren iſt, und da das untere Ende eines jeglichen Theils der Bruſtbeinrib- benmuskeln dem Bruſtbeine naͤher, das obere aber davon entfernter iſt, ſo kan man nicht daran zweifeln, daß nicht die Ribben in der That von dieſen Muskeln niedergezo- gen werden ſollten (l). Ferner, da vornaͤmlich hinterwerts ein Theil des Bruſtbeins niedriger, als die Ribben liegt, ſo muß dieſes Bruſtbein die Ribbenknorpel kruͤmmen, und gegen den Ruͤkken zu ziehen, wie ich ſolches an den leben- digen Thieren auch im Tode geſehen habe (m). Es hat ſich ehedem der beruͤhmte Hamberger vergeſſen, wenn er behauptet, daß ſie das Bruſtbein herauftrieben (n), in- dem einer und eben derſelbe Muskel, ſeiner eignen Theo- rie gemaͤs, das Bruſtbein vorwaͤrts zu ſtoſſen, und die Ribben nieder zu ziehen, nicht vermoͤgend iſt. Das er- ſtere iſt eine Sache des Einatmens, das andere gehoͤrt den Ausatmen. Folglich gehoͤrt er unter den Bezirck des Ausatmens.
Von den niederziehenden Ribbenmuskeln koͤnnte man noch ein Bedenken ſtatt finden laſſen. Gemeini-
glich
(k)[Spaltenumbruch]RIOLANVS. S. 322. n. ſtenoniſ. de muſc. et gland. S. 10.
(l)FABRICIVS. angef. Ort. S. 100. [Spaltenumbruch]williſ. winſlow. n. 1062. ſenac. hamberg. albin.
(m)Second Memoir. ſur les par- ties irrit. Exp. 242.
(n)Diſſ. cit. n. 34.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0078"n="72"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Atemholen. <hirendition="#aq">VIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 18.<lb/>
Die Verrichtung des dreiekkigen Bruſtbeinmus-<lb/>
kels, und der Muskeln, die die Ribben<lb/>
niederziehen.</head><lb/><p>Man hat zwar in den Gedanken geſtanden, daß die<lb/>ſo genannten <hirendition="#aq">ſternocoſtales</hi><noteplace="foot"n="(k)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">RIOLANVS.</hi></hi> S. 322. <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">n.<lb/>ſtenoniſ.</hi></hi> de muſc. et gland.</hi><lb/>
S. 10.</note>, die Ribben in die Hoͤhe<lb/>
zoͤgen. Doch da kein Zweifel iſt, daß das Bruſtbein<lb/>
nicht feſter, als die Ribben ſeyn ſolte, ſo wie es in Men-<lb/>ſchen feſter, als in den unvernuͤnftigen Thieren iſt, und da<lb/>
das untere Ende eines jeglichen Theils der Bruſtbeinrib-<lb/>
benmuskeln dem Bruſtbeine naͤher, das obere aber davon<lb/>
entfernter iſt, ſo kan man nicht daran zweifeln, daß nicht<lb/>
die Ribben in der That von dieſen Muskeln niedergezo-<lb/>
gen werden ſollten <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">FABRICIVS.</hi></hi> angef. Ort.<lb/>
S. 100.<lb/><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">williſ. winſlow.</hi></hi> n. 1062.<lb/><hirendition="#g"><hirendition="#k">ſenac. hamberg. albin.</hi></hi></hi></note>. Ferner, da vornaͤmlich hinterwerts<lb/>
ein Theil des Bruſtbeins niedriger, als die Ribben liegt,<lb/>ſo muß dieſes Bruſtbein die Ribbenknorpel kruͤmmen, und<lb/>
gegen den Ruͤkken zu ziehen, wie ich ſolches an den leben-<lb/>
digen Thieren auch im Tode geſehen habe <noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq">Second Memoir. ſur les par-<lb/>
ties irrit. Exp.</hi> 242.</note>. Es hat<lb/>ſich ehedem der beruͤhmte <hirendition="#fr">Hamberger</hi> vergeſſen, wenn<lb/>
er behauptet, daß ſie das Bruſtbein herauftrieben <noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq">Diſſ. cit. n.</hi> 34.</note>, in-<lb/>
dem einer und eben derſelbe Muskel, ſeiner eignen Theo-<lb/>
rie gemaͤs, das Bruſtbein vorwaͤrts zu ſtoſſen, und die<lb/>
Ribben nieder zu ziehen, nicht vermoͤgend iſt. Das er-<lb/>ſtere iſt eine Sache des Einatmens, das andere gehoͤrt<lb/>
den Ausatmen. Folglich gehoͤrt er unter den Bezirck des<lb/>
Ausatmens.</p><lb/><p>Von den <hirendition="#fr">niederziehenden</hi> Ribbenmuskeln koͤnnte<lb/>
man noch ein Bedenken ſtatt finden laſſen. Gemeini-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">glich</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[72/0078]
Das Atemholen. VIII. Buch.
§. 18.
Die Verrichtung des dreiekkigen Bruſtbeinmus-
kels, und der Muskeln, die die Ribben
niederziehen.
Man hat zwar in den Gedanken geſtanden, daß die
ſo genannten ſternocoſtales (k), die Ribben in die Hoͤhe
zoͤgen. Doch da kein Zweifel iſt, daß das Bruſtbein
nicht feſter, als die Ribben ſeyn ſolte, ſo wie es in Men-
ſchen feſter, als in den unvernuͤnftigen Thieren iſt, und da
das untere Ende eines jeglichen Theils der Bruſtbeinrib-
benmuskeln dem Bruſtbeine naͤher, das obere aber davon
entfernter iſt, ſo kan man nicht daran zweifeln, daß nicht
die Ribben in der That von dieſen Muskeln niedergezo-
gen werden ſollten (l). Ferner, da vornaͤmlich hinterwerts
ein Theil des Bruſtbeins niedriger, als die Ribben liegt,
ſo muß dieſes Bruſtbein die Ribbenknorpel kruͤmmen, und
gegen den Ruͤkken zu ziehen, wie ich ſolches an den leben-
digen Thieren auch im Tode geſehen habe (m). Es hat
ſich ehedem der beruͤhmte Hamberger vergeſſen, wenn
er behauptet, daß ſie das Bruſtbein herauftrieben (n), in-
dem einer und eben derſelbe Muskel, ſeiner eignen Theo-
rie gemaͤs, das Bruſtbein vorwaͤrts zu ſtoſſen, und die
Ribben nieder zu ziehen, nicht vermoͤgend iſt. Das er-
ſtere iſt eine Sache des Einatmens, das andere gehoͤrt
den Ausatmen. Folglich gehoͤrt er unter den Bezirck des
Ausatmens.
Von den niederziehenden Ribbenmuskeln koͤnnte
man noch ein Bedenken ſtatt finden laſſen. Gemeini-
glich
(k)
RIOLANVS. S. 322. n.
ſtenoniſ. de muſc. et gland.
S. 10.
(l) FABRICIVS. angef. Ort.
S. 100.
williſ. winſlow. n. 1062.
ſenac. hamberg. albin.
(m) Second Memoir. ſur les par-
ties irrit. Exp. 242.
(n) Diſſ. cit. n. 34.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/78>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.