Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Stimme. IX. Buch.
§. 5.
Die Bildung der Mitlauter; die stummen.

Das h., oder dieser Hauch, ist ein so einfacher Schall,
daß man ihn schwerlich für einen Mitlauter ansehen kann,
und es haben ihn die Griechen nicht unter dieselben sezzen
wollen. Es entsteht dieses h., wenn man die Luft mit
Gelindigkeit aus der losen Glottis herausstößt (b*), als
ob man sich mit dem Hauche erwärmen wollte; dieses
nennt Ammann verdichten (c).

Diesem kömmt sehr nahe das ch der Schweizer, das
Cheth der Hebräer, das j. der Spanier; denn es feh-
let dieser Schall gemeiniglich in den übrigen Sprachen.
Es ist dieser Buchstabe der stummeste von allen, und es
wird die Luft dazu aus der Kehle mit einem Beben der
Luftröhre, der Zunge, und wenn ich nicht irre, des wei-
chen Gaumes, zwischen dem Gaumen und der Zunge her-
ausgestoßen, indem sich der hintere Theil der Zunge an
den Gaumen anschliest; denn es ist ihr vorderer Theil frei,
und macht im Schalle keine Aenderung.

Aller Völker s, welches der Hauptbuchstabe im zi-
schen ist, entsteht, wenn der vordere Theil der Zunge dem
Gaumen ganz nahe gebracht wird (e): die Seiten der
Zunge stüzzen sich an den untern Zähnen, die Spizze der
Zunge schliest sich an die vordern Zähne des obern Kinn-
bakkens an (f), und diese Zähne bekommen eine solche
Lage, daß sie nicht durch einen hohen, sondern breiten
Zwischenraum von einander entfernt werden (g). Manche
Personen können diesem Buchstaben eine so durchdringen-
de Stärke geben, daß man ihn kaum vertragen kann, in-
(d)

dem
(b*) [Spaltenumbruch] holder S. 67.
(c) S. 73.
(e) FABRICIVS. S, 54.
(f) [Spaltenumbruch] HOLDER. S. 42. col-
livs.
S. 238. amman. S. 74.
(g) WALLIS. S. 17. f m.
helmont.
S. 76. raphel. hold.
angef. Ort.
(d) amman S. 73. holder.
S. 73. 74. helmont alphab. nat.
S. 70.
Die Stimme. IX. Buch.
§. 5.
Die Bildung der Mitlauter; die ſtummen.

Das h., oder dieſer Hauch, iſt ein ſo einfacher Schall,
daß man ihn ſchwerlich fuͤr einen Mitlauter anſehen kann,
und es haben ihn die Griechen nicht unter dieſelben ſezzen
wollen. Es entſteht dieſes h., wenn man die Luft mit
Gelindigkeit aus der loſen Glottis herausſtoͤßt (b*), als
ob man ſich mit dem Hauche erwaͤrmen wollte; dieſes
nennt Ammann verdichten (c).

Dieſem koͤmmt ſehr nahe das ch der Schweizer, das
Cheth der Hebraͤer, das j. der Spanier; denn es feh-
let dieſer Schall gemeiniglich in den uͤbrigen Sprachen.
Es iſt dieſer Buchſtabe der ſtummeſte von allen, und es
wird die Luft dazu aus der Kehle mit einem Beben der
Luftroͤhre, der Zunge, und wenn ich nicht irre, des wei-
chen Gaumes, zwiſchen dem Gaumen und der Zunge her-
ausgeſtoßen, indem ſich der hintere Theil der Zunge an
den Gaumen anſchlieſt; denn es iſt ihr vorderer Theil frei,
und macht im Schalle keine Aenderung.

Aller Voͤlker s, welches der Hauptbuchſtabe im zi-
ſchen iſt, entſteht, wenn der vordere Theil der Zunge dem
Gaumen ganz nahe gebracht wird (e): die Seiten der
Zunge ſtuͤzzen ſich an den untern Zaͤhnen, die Spizze der
Zunge ſchlieſt ſich an die vordern Zaͤhne des obern Kinn-
bakkens an (f), und dieſe Zaͤhne bekommen eine ſolche
Lage, daß ſie nicht durch einen hohen, ſondern breiten
Zwiſchenraum von einander entfernt werden (g). Manche
Perſonen koͤnnen dieſem Buchſtaben eine ſo durchdringen-
de Staͤrke geben, daß man ihn kaum vertragen kann, in-
(d)

dem
(b*) [Spaltenumbruch] holder S. 67.
(c) S. 73.
(e) FABRICIVS. S, 54.
(f) [Spaltenumbruch] HOLDER. S. 42. col-
livſ.
S. 238. amman. S. 74.
(g) WALLIS. S. 17. f m.
helmont.
S. 76. raphel. hold.
angef. Ort.
(d) amman S. 73. holder.
S. 73. 74. helmont alphab. nat.
S. 70.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0738" n="730[732]"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Stimme. <hi rendition="#aq">IX.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 5.<lb/><hi rendition="#b">Die Bildung der Mitlauter; die &#x017F;tummen.</hi></head><lb/>
            <p>Das <hi rendition="#fr">h.,</hi> oder die&#x017F;er Hauch, i&#x017F;t ein &#x017F;o einfacher Schall,<lb/>
daß man ihn &#x017F;chwerlich fu&#x0364;r einen Mitlauter an&#x017F;ehen kann,<lb/>
und es haben ihn die Griechen nicht unter die&#x017F;elben &#x017F;ezzen<lb/>
wollen. Es ent&#x017F;teht die&#x017F;es <hi rendition="#fr">h.,</hi> wenn man die Luft mit<lb/>
Gelindigkeit aus der lo&#x017F;en Glottis heraus&#x017F;to&#x0364;ßt <note place="foot" n="(b*)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">holder</hi></hi></hi> S. 67.</note>, als<lb/>
ob man &#x017F;ich mit dem Hauche erwa&#x0364;rmen wollte; die&#x017F;es<lb/>
nennt <hi rendition="#fr">Ammann</hi> verdichten <note place="foot" n="(c)">S. 73.</note>.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;em ko&#x0364;mmt &#x017F;ehr nahe das <hi rendition="#fr">ch</hi> der Schweizer, das<lb/><hi rendition="#fr">Cheth</hi> der Hebra&#x0364;er, das <hi rendition="#fr">j.</hi> der Spanier; denn es feh-<lb/>
let die&#x017F;er Schall gemeiniglich in den u&#x0364;brigen Sprachen.<lb/>
Es i&#x017F;t die&#x017F;er Buch&#x017F;tabe der &#x017F;tumme&#x017F;te von allen, und es<lb/>
wird die Luft dazu aus der Kehle mit einem Beben der<lb/>
Luftro&#x0364;hre, der Zunge, und wenn ich nicht irre, des wei-<lb/>
chen Gaumes, zwi&#x017F;chen dem Gaumen und der Zunge her-<lb/>
ausge&#x017F;toßen, indem &#x017F;ich der hintere Theil der Zunge an<lb/>
den Gaumen an&#x017F;chlie&#x017F;t; denn es i&#x017F;t ihr vorderer Theil frei,<lb/>
und macht im Schalle keine Aenderung.</p><lb/>
            <p>Aller Vo&#x0364;lker <hi rendition="#fr">s,</hi> welches der Hauptbuch&#x017F;tabe im zi-<lb/>
&#x017F;chen i&#x017F;t, ent&#x017F;teht, wenn der vordere Theil der Zunge dem<lb/>
Gaumen ganz nahe gebracht wird <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">FABRICIVS.</hi></hi> S, 54.</note>: die Seiten der<lb/>
Zunge &#x017F;tu&#x0364;zzen &#x017F;ich an den untern Za&#x0364;hnen, die Spizze der<lb/>
Zunge &#x017F;chlie&#x017F;t &#x017F;ich an die vordern Za&#x0364;hne des obern Kinn-<lb/>
bakkens an <note place="foot" n="(f)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">HOLDER.</hi></hi> S. 42. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">col-<lb/>
liv&#x017F;.</hi></hi></hi> S. 238. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">amman.</hi></hi></hi> S. 74.</note>, und die&#x017F;e Za&#x0364;hne bekommen eine &#x017F;olche<lb/>
Lage, daß &#x017F;ie nicht durch einen hohen, &#x017F;ondern breiten<lb/>
Zwi&#x017F;chenraum von einander entfernt werden <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">WALLIS.</hi></hi> S. 17. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">f m.<lb/><hi rendition="#g">helmont.</hi></hi></hi> S. 76. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">raphel. hold.</hi></hi><lb/>
angef. Ort.</note>. Manche<lb/>
Per&#x017F;onen ko&#x0364;nnen die&#x017F;em Buch&#x017F;taben eine &#x017F;o durchdringen-<lb/>
de Sta&#x0364;rke geben, daß man ihn kaum vertragen kann, in-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/><note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">amman</hi></hi></hi> S. 73. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">holder.</hi></hi></hi><lb/>
S. 73. 74. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">helmont</hi></hi> alphab. nat.</hi><lb/>
S. 70.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[730[732]/0738] Die Stimme. IX. Buch. §. 5. Die Bildung der Mitlauter; die ſtummen. Das h., oder dieſer Hauch, iſt ein ſo einfacher Schall, daß man ihn ſchwerlich fuͤr einen Mitlauter anſehen kann, und es haben ihn die Griechen nicht unter dieſelben ſezzen wollen. Es entſteht dieſes h., wenn man die Luft mit Gelindigkeit aus der loſen Glottis herausſtoͤßt (b*), als ob man ſich mit dem Hauche erwaͤrmen wollte; dieſes nennt Ammann verdichten (c). Dieſem koͤmmt ſehr nahe das ch der Schweizer, das Cheth der Hebraͤer, das j. der Spanier; denn es feh- let dieſer Schall gemeiniglich in den uͤbrigen Sprachen. Es iſt dieſer Buchſtabe der ſtummeſte von allen, und es wird die Luft dazu aus der Kehle mit einem Beben der Luftroͤhre, der Zunge, und wenn ich nicht irre, des wei- chen Gaumes, zwiſchen dem Gaumen und der Zunge her- ausgeſtoßen, indem ſich der hintere Theil der Zunge an den Gaumen anſchlieſt; denn es iſt ihr vorderer Theil frei, und macht im Schalle keine Aenderung. Aller Voͤlker s, welches der Hauptbuchſtabe im zi- ſchen iſt, entſteht, wenn der vordere Theil der Zunge dem Gaumen ganz nahe gebracht wird (e): die Seiten der Zunge ſtuͤzzen ſich an den untern Zaͤhnen, die Spizze der Zunge ſchlieſt ſich an die vordern Zaͤhne des obern Kinn- bakkens an (f), und dieſe Zaͤhne bekommen eine ſolche Lage, daß ſie nicht durch einen hohen, ſondern breiten Zwiſchenraum von einander entfernt werden (g). Manche Perſonen koͤnnen dieſem Buchſtaben eine ſo durchdringen- de Staͤrke geben, daß man ihn kaum vertragen kann, in- dem (d) (b*) holder S. 67. (c) S. 73. (e) FABRICIVS. S, 54. (f) HOLDER. S. 42. col- livſ. S. 238. amman. S. 74. (g) WALLIS. S. 17. f m. helmont. S. 76. raphel. hold. angef. Ort. (d) amman S. 73. holder. S. 73. 74. helmont alphab. nat. S. 70.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/738
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 730[732]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/738>, abgerufen am 20.11.2024.