Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Stimme. IX. Buch.
auch des berühmten Maloet ain, womit sich Wörter
endigen, für vier Vocales, da es ein Mitlauter ist, den
vier Vocales vereinigen (y). Der Schweizer ihr ue ist
ein Diphtonge, in welchem das e und ü unterschieden
werden kann.

Man würde weniger, als billig ist, haben, wenn
man blos die fünf bekannten zählen wollte, indem das
ü, ö, und ä, diese stummen Selbstlauter, keine Diph-
thongen sind. Jch bin auch nicht darwider, daß man
sie nicht, wie Ammann gethan, vermischte Selbstlau-
ter nennen könnte.

§. 3.
Wie sich die Buchstaben erzeugen.

Es entstehen die Selbstlauter vornehmlich durch ei-
ne verschiedene Bewegung der Zunge. Jch erkläre die-
se, so wie ich sie öfters an meiner eigenen Stimme ge-
prüfet habe; und vergleiche dieses mit denen Bemer-
kungen guter Schriftsteller, besonders des Ammanns,
und in einigen Fällen auch mit dem Holder.

Unter diesen Selbstlautern entsteht, als der allerein-
fachste, das a, wenn die Stimme aus dem offnen Mun-
de heraus fährt, die Lippen von einander gezogen wer-
den (b), und die Zunge gemeiniglich mitten im Munde
schwebt, und flach gemacht wird, wiewohl man diesen
Buchstaben auch, wenn die Zunge an das Zahnfleisch
nieder gedrükkt wird, und sich an die Zähne anlegt, aus-
sprechen kann. Die ersten Buchstaben, welche jemand
(z)
(a)

nach
(y) [Spaltenumbruch] S. 18.
(b) WALLIS. S. 4. helmon-
tivs.
S. 90. im Patach. COR-
DEMOI.
S. 41. HOLDER. S.
85. amman. S. 63. raph|el.
(z) CORDEMOI de loquela.
S. 41.
(a) Hiermit stimmt ber berümte
amman überein. S. 57. wegen
[Spaltenumbruch] des oe, ae, ui.

Die Stimme. IX. Buch.
auch des beruͤhmten Maloet ain, womit ſich Woͤrter
endigen, fuͤr vier Vocales, da es ein Mitlauter iſt, den
vier Vocales vereinigen (y). Der Schweizer ihr ue iſt
ein Diphtonge, in welchem das e und unterſchieden
werden kann.

Man wuͤrde weniger, als billig iſt, haben, wenn
man blos die fuͤnf bekannten zaͤhlen wollte, indem das
uͤ, oͤ, und aͤ, dieſe ſtummen Selbſtlauter, keine Diph-
thongen ſind. Jch bin auch nicht darwider, daß man
ſie nicht, wie Ammann gethan, vermiſchte Selbſtlau-
ter nennen koͤnnte.

§. 3.
Wie ſich die Buchſtaben erzeugen.

Es entſtehen die Selbſtlauter vornehmlich durch ei-
ne verſchiedene Bewegung der Zunge. Jch erklaͤre die-
ſe, ſo wie ich ſie oͤfters an meiner eigenen Stimme ge-
pruͤfet habe; und vergleiche dieſes mit denen Bemer-
kungen guter Schriftſteller, beſonders des Ammanns,
und in einigen Faͤllen auch mit dem Holder.

Unter dieſen Selbſtlautern entſteht, als der allerein-
fachſte, das a, wenn die Stimme aus dem offnen Mun-
de heraus faͤhrt, die Lippen von einander gezogen wer-
den (b), und die Zunge gemeiniglich mitten im Munde
ſchwebt, und flach gemacht wird, wiewohl man dieſen
Buchſtaben auch, wenn die Zunge an das Zahnfleiſch
nieder gedruͤkkt wird, und ſich an die Zaͤhne anlegt, aus-
ſprechen kann. Die erſten Buchſtaben, welche jemand
(z)
(a)

nach
(y) [Spaltenumbruch] S. 18.
(b) WALLIS. S. 4. helmon-
tivſ.
S. 90. im Patach. COR-
DEMOI.
S. 41. HOLDER. S.
85. amman. S. 63. raph|el.
(z) CORDEMOI de loquela.
S. 41.
(a) Hiermit ſtimmt ber beruͤmte
amman uͤberein. S. 57. wegen
[Spaltenumbruch] des oe, ae, ui.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0732" n="724[726]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Stimme. <hi rendition="#aq">IX.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
auch des beru&#x0364;hmten <hi rendition="#fr">Maloet ain,</hi> womit &#x017F;ich Wo&#x0364;rter<lb/>
endigen, fu&#x0364;r vier Vocales, da es ein Mitlauter i&#x017F;t, den<lb/>
vier Vocales vereinigen <note place="foot" n="(y)"><cb/>
S. 18.</note>. Der Schweizer ihr <hi rendition="#fr">ue</hi> i&#x017F;t<lb/>
ein Diphtonge, in welchem das <hi rendition="#fr">e</hi> und <hi rendition="#fr">u&#x0364;</hi> unter&#x017F;chieden<lb/>
werden kann.</p><lb/>
            <p>Man wu&#x0364;rde weniger, als billig i&#x017F;t, haben, wenn<lb/>
man blos die fu&#x0364;nf bekannten za&#x0364;hlen wollte, indem das<lb/><hi rendition="#fr">u&#x0364;, o&#x0364;,</hi> und <hi rendition="#fr">a&#x0364;,</hi> die&#x017F;e &#x017F;tummen Selb&#x017F;tlauter, keine Diph-<lb/>
thongen &#x017F;ind. Jch bin auch nicht darwider, daß man<lb/>
&#x017F;ie nicht, wie <hi rendition="#fr">Ammann</hi> gethan, <hi rendition="#fr">vermi&#x017F;chte</hi> Selb&#x017F;tlau-<lb/>
ter nennen ko&#x0364;nnte.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.<lb/><hi rendition="#b">Wie &#x017F;ich die Buch&#x017F;taben erzeugen.</hi></head><lb/>
            <p>Es ent&#x017F;tehen die Selb&#x017F;tlauter vornehmlich durch ei-<lb/>
ne ver&#x017F;chiedene Bewegung der Zunge. Jch erkla&#x0364;re die-<lb/>
&#x017F;e, &#x017F;o wie ich &#x017F;ie o&#x0364;fters an meiner eigenen Stimme ge-<lb/>
pru&#x0364;fet habe; und vergleiche die&#x017F;es mit denen Bemer-<lb/>
kungen guter Schrift&#x017F;teller, be&#x017F;onders des <hi rendition="#fr">Ammanns,</hi><lb/>
und in einigen Fa&#x0364;llen auch mit dem <hi rendition="#fr">Holder.</hi></p><lb/>
            <p>Unter die&#x017F;en Selb&#x017F;tlautern ent&#x017F;teht, als der allerein-<lb/>
fach&#x017F;te, das <hi rendition="#fr">a,</hi> wenn die Stimme aus dem offnen Mun-<lb/>
de heraus fa&#x0364;hrt, die Lippen von einander gezogen wer-<lb/>
den <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">WALLIS.</hi></hi> S. 4. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">helmon-<lb/>
tiv&#x017F;.</hi></hi></hi> S. 90. im Patach. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">COR-<lb/>
DEMOI.</hi></hi> S. 41. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">HOLDER.</hi></hi> S.<lb/>
85. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">amman.</hi></hi></hi> S. 63. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">raph|el.</hi></hi></hi></note>, und die Zunge gemeiniglich mitten im Munde<lb/>
&#x017F;chwebt, und flach gemacht wird, wiewohl man die&#x017F;en<lb/>
Buch&#x017F;taben auch, wenn die Zunge an das Zahnflei&#x017F;ch<lb/>
nieder gedru&#x0364;kkt wird, und &#x017F;ich an die Za&#x0364;hne anlegt, aus-<lb/>
&#x017F;prechen kann. Die er&#x017F;ten Buch&#x017F;taben, welche jemand<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nach</fw><lb/><note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CORDEMOI</hi> de loquela.</hi><lb/>
S. 41.</note><lb/><note place="foot" n="(a)">Hiermit &#x017F;timmt ber beru&#x0364;mte<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">amman</hi></hi></hi> u&#x0364;berein. S. 57. wegen<lb/><cb/>
des <hi rendition="#fr">oe, ae, ui.</hi></note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[724[726]/0732] Die Stimme. IX. Buch. auch des beruͤhmten Maloet ain, womit ſich Woͤrter endigen, fuͤr vier Vocales, da es ein Mitlauter iſt, den vier Vocales vereinigen (y). Der Schweizer ihr ue iſt ein Diphtonge, in welchem das e und uͤ unterſchieden werden kann. Man wuͤrde weniger, als billig iſt, haben, wenn man blos die fuͤnf bekannten zaͤhlen wollte, indem das uͤ, oͤ, und aͤ, dieſe ſtummen Selbſtlauter, keine Diph- thongen ſind. Jch bin auch nicht darwider, daß man ſie nicht, wie Ammann gethan, vermiſchte Selbſtlau- ter nennen koͤnnte. §. 3. Wie ſich die Buchſtaben erzeugen. Es entſtehen die Selbſtlauter vornehmlich durch ei- ne verſchiedene Bewegung der Zunge. Jch erklaͤre die- ſe, ſo wie ich ſie oͤfters an meiner eigenen Stimme ge- pruͤfet habe; und vergleiche dieſes mit denen Bemer- kungen guter Schriftſteller, beſonders des Ammanns, und in einigen Faͤllen auch mit dem Holder. Unter dieſen Selbſtlautern entſteht, als der allerein- fachſte, das a, wenn die Stimme aus dem offnen Mun- de heraus faͤhrt, die Lippen von einander gezogen wer- den (b), und die Zunge gemeiniglich mitten im Munde ſchwebt, und flach gemacht wird, wiewohl man dieſen Buchſtaben auch, wenn die Zunge an das Zahnfleiſch nieder gedruͤkkt wird, und ſich an die Zaͤhne anlegt, aus- ſprechen kann. Die erſten Buchſtaben, welche jemand nach (z) (a) (y) S. 18. (b) WALLIS. S. 4. helmon- tivſ. S. 90. im Patach. COR- DEMOI. S. 41. HOLDER. S. 85. amman. S. 63. raph|el. (z) CORDEMOI de loquela. S. 41. (a) Hiermit ſtimmt ber beruͤmte amman uͤberein. S. 57. wegen des oe, ae, ui.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/732
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 724[726]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/732>, abgerufen am 21.12.2024.