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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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V. Abschn. Der Nuzzen.

Bei dem Kältemachen thut der Salpeter gar nichts
besonderes. Alle Mittelsalze erregen, in Wasser aufge-
löst, Kälte, sowol der Salmiak, als das Meersalz, und
dieses kältet noch mehr, als der Salpeter; selbst der Sal-
peter kühlt endlich mehrentheils, wegen des Meersalzes,
davon es gemeiniglich viel bei sich hat, und es wird
seine Kälte viel schwächer, wenn man es völlig rein
nimmt (x).

Muthmassungen zu wiederlegen, würde nur eine
vergebliche Arbeit seyn, der wir überhoben seyn können.

Jn Vögeln geschicht es mit guter Absicht, daß sich
die Luft in die Brusthöle, in die Höle des Bauches, und
auch in die zellförmige kleine Hölen begiebt, und es ist
der Nuzzen offenbar, daß dadurch der Körper der Vö-
gel leicht gemacht wird, um in diesem sehr leichten Ele-
mente schwimmen zu können. Am Pelikan (y), einem
Vogel, der die höchste Gegenden liebt, tritt die Luft
in das Zellgewebe des ganzen Körpers. Doch vielleicht
sammelt auch die Natur diese so große Menge Luft
zum Gesange.

§. 16.
Ob die Luft das Blut abkühle.

Es war dieses eine uralte, schon vor den Zeiten des
Aristoteles aufgebrachte (z), und sehr gemeine Theorie,
daß die Hizze des Blutes in der Lunge gemäßiget wer-
de (a). Selbst die so einfache Erfahrung, aus welcher

er-
(x) [Spaltenumbruch] REAVM. Mem. von 1734.
S. 171. u. f.
(y) Mem. avant. 1699. T. X. und
am Vogel, Noctho. TACHARD
Voyage de Siam. T. II.
S. 246 Am
Straussen, VALISN. T. II. S. 416.
Das Kamaeleon besizzt, zu einem
[Spaltenumbruch] besondern Gebrauche, eben dieses
Vermögen. Ebenders. ebendas.
(z) Siehe dessen Buch, de spi-
ritu. c.
3.
(a) ARIST. angef. Ort. de vi-
ta et morte. c. 21. de respiration.
c.
16.
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V. Abſchn. Der Nuzzen.

Bei dem Kaͤltemachen thut der Salpeter gar nichts
beſonderes. Alle Mittelſalze erregen, in Waſſer aufge-
loͤſt, Kaͤlte, ſowol der Salmiak, als das Meerſalz, und
dieſes kaͤltet noch mehr, als der Salpeter; ſelbſt der Sal-
peter kuͤhlt endlich mehrentheils, wegen des Meerſalzes,
davon es gemeiniglich viel bei ſich hat, und es wird
ſeine Kaͤlte viel ſchwaͤcher, wenn man es voͤllig rein
nimmt (x).

Muthmaſſungen zu wiederlegen, wuͤrde nur eine
vergebliche Arbeit ſeyn, der wir uͤberhoben ſeyn koͤnnen.

Jn Voͤgeln geſchicht es mit guter Abſicht, daß ſich
die Luft in die Bruſthoͤle, in die Hoͤle des Bauches, und
auch in die zellfoͤrmige kleine Hoͤlen begiebt, und es iſt
der Nuzzen offenbar, daß dadurch der Koͤrper der Voͤ-
gel leicht gemacht wird, um in dieſem ſehr leichten Ele-
mente ſchwimmen zu koͤnnen. Am Pelikan (y), einem
Vogel, der die hoͤchſte Gegenden liebt, tritt die Luft
in das Zellgewebe des ganzen Koͤrpers. Doch vielleicht
ſammelt auch die Natur dieſe ſo große Menge Luft
zum Geſange.

§. 16.
Ob die Luft das Blut abkuͤhle.

Es war dieſes eine uralte, ſchon vor den Zeiten des
Ariſtoteles aufgebrachte (z), und ſehr gemeine Theorie,
daß die Hizze des Blutes in der Lunge gemaͤßiget wer-
de (a). Selbſt die ſo einfache Erfahrung, aus welcher

er-
(x) [Spaltenumbruch] REAVM. Mem. von 1734.
S. 171. u. f.
(y) Mem. avant. 1699. T. X. und
am Vogel, Noctho. TACHARD
Voyage de Siam. T. II.
S. 246 Am
Strauſſen, VALISN. T. II. S. 416.
Das Kamaeleon beſizzt, zu einem
[Spaltenumbruch] beſondern Gebrauche, eben dieſes
Vermoͤgen. Ebenderſ. ebendaſ.
(z) Siehe deſſen Buch, de ſpi-
ritu. c.
3.
(a) ARIST. angef. Ort. de vi-
ta et morte. c. 21. de reſpiration.
c.
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[533[535]/0541] V. Abſchn. Der Nuzzen. Bei dem Kaͤltemachen thut der Salpeter gar nichts beſonderes. Alle Mittelſalze erregen, in Waſſer aufge- loͤſt, Kaͤlte, ſowol der Salmiak, als das Meerſalz, und dieſes kaͤltet noch mehr, als der Salpeter; ſelbſt der Sal- peter kuͤhlt endlich mehrentheils, wegen des Meerſalzes, davon es gemeiniglich viel bei ſich hat, und es wird ſeine Kaͤlte viel ſchwaͤcher, wenn man es voͤllig rein nimmt (x). Muthmaſſungen zu wiederlegen, wuͤrde nur eine vergebliche Arbeit ſeyn, der wir uͤberhoben ſeyn koͤnnen. Jn Voͤgeln geſchicht es mit guter Abſicht, daß ſich die Luft in die Bruſthoͤle, in die Hoͤle des Bauches, und auch in die zellfoͤrmige kleine Hoͤlen begiebt, und es iſt der Nuzzen offenbar, daß dadurch der Koͤrper der Voͤ- gel leicht gemacht wird, um in dieſem ſehr leichten Ele- mente ſchwimmen zu koͤnnen. Am Pelikan (y), einem Vogel, der die hoͤchſte Gegenden liebt, tritt die Luft in das Zellgewebe des ganzen Koͤrpers. Doch vielleicht ſammelt auch die Natur dieſe ſo große Menge Luft zum Geſange. §. 16. Ob die Luft das Blut abkuͤhle. Es war dieſes eine uralte, ſchon vor den Zeiten des Ariſtoteles aufgebrachte (z), und ſehr gemeine Theorie, daß die Hizze des Blutes in der Lunge gemaͤßiget wer- de (a). Selbſt die ſo einfache Erfahrung, aus welcher er- (x) REAVM. Mem. von 1734. S. 171. u. f. (y) Mem. avant. 1699. T. X. und am Vogel, Noctho. TACHARD Voyage de Siam. T. II. S. 246 Am Strauſſen, VALISN. T. II. S. 416. Das Kamaeleon beſizzt, zu einem beſondern Gebrauche, eben dieſes Vermoͤgen. Ebenderſ. ebendaſ. (z) Siehe deſſen Buch, de ſpi- ritu. c. 3. (a) ARIST. angef. Ort. de vi- ta et morte. c. 21. de reſpiration. c. 16. L l 4

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 533[535]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/541>, abgerufen am 20.11.2024.