Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Abschn. Die Luft.
ses Element sehr wenig die Wärme, und es wird bei
dem geringsten Wachsen der Feuergrade so dünne, daß
es, eben dieser Leichtigkeit im Verdünnen wegen, sich in
einer immerwährenden wechselweisen Schwankung befin-
det (g), und kaum in kleinen Zeiten einerlei Dichtheit zu
erhalten vermag. Es wird von der grösten Hizze eines
glühenden Eisens in einem dreimal so grossen Raum, als
sein voriger Jnhalt war, ausgedehnt (h), oder auch in ei-
nem viermal so grossen (i). Es breitet sich aber die
Luft zu einer viel grössern Masse aus, wenn sie in einen,
der Luftröhre sehr nahe kommenden Raum gebracht wor-
den, und sich frei wieder ausdehnen kann. Man hat
gesehen, daß sie von dieser Ursache einen 4000 mal (k)
grössern Plazz zu besezzen, und einen noch viel grössern
einzunehmen vermögend gewesen, wenn man mit der Luft
verschiedne, besonders wässrige Dämpfe, die eine stär-
kere Schnellkraft besizzen, vermischt (l).

§. 11.
Ursachen, welche die Luftfederkraft vernichten.
I. Das Atmen.

Wir haben gesagt, daß die Federkraft der Luft we-
sentlich sei: und dennoch legt sie diese, ihr so wesentliche
Eigenschaft, ohne grosse Schwierigkeit, und auf vieler-
lei Weise, ganz und gar ab. Sie büst sie völlig ein,
wenn sie in einem flüßigen Körper zusammenfliest (m),

oder
(g) [Spaltenumbruch] BOERH. S. 438.
(h) DESAGVLIERS. T. II.
S. 301.
(i) ROBINS beim MVS-
SCHENBR.
n.
1383.
(k) MVSSCHENBR. n. 1386.
mariotte.
S. 173.
(l) Wie 1. zu 13769, boyle. tract.
[Spaltenumbruch] var.
Daß die Verschiedenheit sei, wie
520000 zu 1. boerh. S. 460. oder
55076 zu 1. nach dem Bovle angef-
Ort. zwischen der dichtesten und zwi-
schen der dünsten Luft, oder endlich,
wie 4656,000,000 gegen 1. nach dem
Hales veget. stat. S. 188.
(m) Vorhergeh. §. 3.
X 2

III. Abſchn. Die Luft.
ſes Element ſehr wenig die Waͤrme, und es wird bei
dem geringſten Wachſen der Feuergrade ſo duͤnne, daß
es, eben dieſer Leichtigkeit im Verduͤnnen wegen, ſich in
einer immerwaͤhrenden wechſelweiſen Schwankung befin-
det (g), und kaum in kleinen Zeiten einerlei Dichtheit zu
erhalten vermag. Es wird von der groͤſten Hizze eines
gluͤhenden Eiſens in einem dreimal ſo groſſen Raum, als
ſein voriger Jnhalt war, ausgedehnt (h), oder auch in ei-
nem viermal ſo groſſen (i). Es breitet ſich aber die
Luft zu einer viel groͤſſern Maſſe aus, wenn ſie in einen,
der Luftroͤhre ſehr nahe kommenden Raum gebracht wor-
den, und ſich frei wieder ausdehnen kann. Man hat
geſehen, daß ſie von dieſer Urſache einen 4000 mal (k)
groͤſſern Plazz zu beſezzen, und einen noch viel groͤſſern
einzunehmen vermoͤgend geweſen, wenn man mit der Luft
verſchiedne, beſonders waͤſſrige Daͤmpfe, die eine ſtaͤr-
kere Schnellkraft beſizzen, vermiſcht (l).

§. 11.
Urſachen, welche die Luftfederkraft vernichten.
I. Das Atmen.

Wir haben geſagt, daß die Federkraft der Luft we-
ſentlich ſei: und dennoch legt ſie dieſe, ihr ſo weſentliche
Eigenſchaft, ohne groſſe Schwierigkeit, und auf vieler-
lei Weiſe, ganz und gar ab. Sie buͤſt ſie voͤllig ein,
wenn ſie in einem fluͤßigen Koͤrper zuſammenflieſt (m),

oder
(g) [Spaltenumbruch] BOERH. S. 438.
(h) DESAGVLIERS. T. II.
S. 301.
(i) ROBINS beim MVS-
SCHENBR.
n.
1383.
(k) MVSSCHENBR. n. 1386.
mariotte.
S. 173.
(l) Wie 1. zu 13769, boyle. tract.
[Spaltenumbruch] var.
Daß die Verſchiedenheit ſei, wie
520000 zu 1. boerh. S. 460. oder
55076 zu 1. nach dem Bovle angef-
Ort. zwiſchen der dichteſten und zwi-
ſchen der duͤnſten Luft, oder endlich,
wie 4656,000,000 gegen 1. nach dem
Hales veget. ſtat. S. 188.
(m) Vorhergeh. §. 3.
X 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0329" n="323"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;chn. Die Luft.</hi></fw><lb/>
&#x017F;es Element &#x017F;ehr wenig die Wa&#x0364;rme, und es wird bei<lb/>
dem gering&#x017F;ten Wach&#x017F;en der Feuergrade &#x017F;o du&#x0364;nne, daß<lb/>
es, eben die&#x017F;er Leichtigkeit im Verdu&#x0364;nnen wegen, &#x017F;ich in<lb/>
einer immerwa&#x0364;hrenden wech&#x017F;elwei&#x017F;en Schwankung befin-<lb/>
det <note place="foot" n="(g)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BOERH.</hi></hi> S. 438.</note>, und kaum in kleinen Zeiten einerlei Dichtheit zu<lb/>
erhalten vermag. Es wird von der gro&#x0364;&#x017F;ten Hizze eines<lb/>
glu&#x0364;henden Ei&#x017F;ens in einem dreimal &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en Raum, als<lb/>
&#x017F;ein voriger Jnhalt war, ausgedehnt <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">DESA<hi rendition="#i">G</hi>VLIERS</hi>. T. II.</hi><lb/>
S. 301.</note>, oder auch in ei-<lb/>
nem viermal &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ROBINS</hi></hi> beim <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MVS-<lb/>
SCHENBR.</hi> n.</hi> 1383.</note>. Es breitet &#x017F;ich aber die<lb/>
Luft zu einer viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Ma&#x017F;&#x017F;e aus, wenn &#x017F;ie in einen,<lb/>
der Luftro&#x0364;hre &#x017F;ehr nahe kommenden Raum gebracht wor-<lb/>
den, und &#x017F;ich frei wieder ausdehnen kann. Man hat<lb/>
ge&#x017F;ehen, daß &#x017F;ie von die&#x017F;er Ur&#x017F;ache einen 4000 mal <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MVSSCHENBR.</hi> n. 1386.<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">mariotte.</hi></hi></hi> S. 173.</note><lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Plazz zu be&#x017F;ezzen, und einen noch viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
einzunehmen vermo&#x0364;gend gewe&#x017F;en, wenn man mit der Luft<lb/>
ver&#x017F;chiedne, be&#x017F;onders wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;rige Da&#x0364;mpfe, die eine &#x017F;ta&#x0364;r-<lb/>
kere Schnellkraft be&#x017F;izzen, vermi&#x017F;cht <note place="foot" n="(l)">Wie 1. zu 13769, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">boyle.</hi></hi> tract.<lb/><cb/>
var.</hi> Daß die Ver&#x017F;chiedenheit &#x017F;ei, wie<lb/>
520000 zu 1. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">boerh.</hi></hi></hi> S. 460. oder<lb/>
55076 zu 1. nach dem <hi rendition="#fr">Bovle</hi> angef-<lb/>
Ort. zwi&#x017F;chen der dichte&#x017F;ten und zwi-<lb/>
&#x017F;chen der du&#x0364;n&#x017F;ten Luft, oder endlich,<lb/>
wie 4656,000,000 gegen 1. nach dem<lb/><hi rendition="#fr">Hales</hi> <hi rendition="#aq">veget. &#x017F;tat.</hi> S. 188.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 11.<lb/><hi rendition="#b">Ur&#x017F;achen, welche die Luftfederkraft vernichten.<lb/><hi rendition="#aq">I.</hi> Das Atmen.</hi></head><lb/>
            <p>Wir haben ge&#x017F;agt, daß die Federkraft der Luft we-<lb/>
&#x017F;entlich &#x017F;ei: und dennoch legt &#x017F;ie die&#x017F;e, ihr &#x017F;o we&#x017F;entliche<lb/>
Eigen&#x017F;chaft, ohne gro&#x017F;&#x017F;e Schwierigkeit, und auf vieler-<lb/>
lei Wei&#x017F;e, ganz und gar ab. Sie bu&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ie vo&#x0364;llig ein,<lb/>
wenn &#x017F;ie in einem flu&#x0364;ßigen Ko&#x0364;rper zu&#x017F;ammenflie&#x017F;t <note place="foot" n="(m)">Vorhergeh. §. 3.</note>,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 2</fw><fw place="bottom" type="catch">oder</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[323/0329] III. Abſchn. Die Luft. ſes Element ſehr wenig die Waͤrme, und es wird bei dem geringſten Wachſen der Feuergrade ſo duͤnne, daß es, eben dieſer Leichtigkeit im Verduͤnnen wegen, ſich in einer immerwaͤhrenden wechſelweiſen Schwankung befin- det (g), und kaum in kleinen Zeiten einerlei Dichtheit zu erhalten vermag. Es wird von der groͤſten Hizze eines gluͤhenden Eiſens in einem dreimal ſo groſſen Raum, als ſein voriger Jnhalt war, ausgedehnt (h), oder auch in ei- nem viermal ſo groſſen (i). Es breitet ſich aber die Luft zu einer viel groͤſſern Maſſe aus, wenn ſie in einen, der Luftroͤhre ſehr nahe kommenden Raum gebracht wor- den, und ſich frei wieder ausdehnen kann. Man hat geſehen, daß ſie von dieſer Urſache einen 4000 mal (k) groͤſſern Plazz zu beſezzen, und einen noch viel groͤſſern einzunehmen vermoͤgend geweſen, wenn man mit der Luft verſchiedne, beſonders waͤſſrige Daͤmpfe, die eine ſtaͤr- kere Schnellkraft beſizzen, vermiſcht (l). §. 11. Urſachen, welche die Luftfederkraft vernichten. I. Das Atmen. Wir haben geſagt, daß die Federkraft der Luft we- ſentlich ſei: und dennoch legt ſie dieſe, ihr ſo weſentliche Eigenſchaft, ohne groſſe Schwierigkeit, und auf vieler- lei Weiſe, ganz und gar ab. Sie buͤſt ſie voͤllig ein, wenn ſie in einem fluͤßigen Koͤrper zuſammenflieſt (m), oder (g) BOERH. S. 438. (h) DESAGVLIERS. T. II. S. 301. (i) ROBINS beim MVS- SCHENBR. n. 1383. (k) MVSSCHENBR. n. 1386. mariotte. S. 173. (l) Wie 1. zu 13769, boyle. tract. var. Daß die Verſchiedenheit ſei, wie 520000 zu 1. boerh. S. 460. oder 55076 zu 1. nach dem Bovle angef- Ort. zwiſchen der dichteſten und zwi- ſchen der duͤnſten Luft, oder endlich, wie 4656,000,000 gegen 1. nach dem Hales veget. ſtat. S. 188. (m) Vorhergeh. §. 3. X 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/329
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/329>, abgerufen am 20.11.2024.