tigkeit und Winkel, waren die Maaße Clifton Win- tringhams(e). Und selbst Boerhaave konnte sich dieser Speculation nicht erwehren.
§. 9. Einwürfe dagegen.
Man kann indessen nicht in Abrede seyn, daß sich nicht verschiednes wieder diese Hipotese einwenden lassen sollte, indem dieselbe das Absondern der verschiednen Säfte von den verschiednen Oefnungen der Scheidemün- dungen herleitet. Man könnte daran zweifeln, ob überhaupt diejenige Stoffe eine verschiedene Grösse hät- ten, woraus die verschiednen Säfte im menschlichen Körper zusammengesezzt sind. So viel glaube ich, daß es von den roten, und vielleicht auch von den Milchkü- gelchen, eine ausgemachte Sache sey, daß solches die grösten sind; und daß blos die Stoffe im Blute deutlich in das Auge fallen. Doch was die Theilchen des Fet- tes, des Flieswassers, des Schleims, des Speichels, des Harns, und der Trähnen betrift, so kann man kei- nen Versuch darüber aufzeigen, und vielleicht ist es nicht einmal möglich. Es gibt Personen, die die Grund- stoffe der dikken Säfte für dikk, aber auch für dünne ausgeben (f), so ungewis ist die Sache an sich selbst. Es scheint auch nicht, daß diese verschiedne Grösse ge- schikkt sey, den karakterisirenden Unterscheid der Säfte zu erschöpfen, welcher Ursache ist, daß in allen Menschen änliche, und von andern Säften verschiedne Säfte vor- kommen. Einerlei Kügelchen der Milch sind, so lange sie frisch sind, süß, und untereinander höchst verschieden, so bald sie durch einen öftern Umlauf eine ranzige Schär- fe an sich genommen haben.
Es ist noch ein zweeter, schon mehr bedeutender Ein- wurf übrig, den George Martine auf die Bahn ge-
bracht
(e)[Spaltenumbruch]Enquiry S. 178. 218.
(f)[Spaltenumbruch]Lamure angef. Ort.
Siebendes Buch. Die Urſachen
tigkeit und Winkel, waren die Maaße Clifton Win- tringhams(e). Und ſelbſt Boerhaave konnte ſich dieſer Speculation nicht erwehren.
§. 9. Einwuͤrfe dagegen.
Man kann indeſſen nicht in Abrede ſeyn, daß ſich nicht verſchiednes wieder dieſe Hipoteſe einwenden laſſen ſollte, indem dieſelbe das Abſondern der verſchiednen Saͤfte von den verſchiednen Oefnungen der Scheidemuͤn- dungen herleitet. Man koͤnnte daran zweifeln, ob uͤberhaupt diejenige Stoffe eine verſchiedene Groͤſſe haͤt- ten, woraus die verſchiednen Saͤfte im menſchlichen Koͤrper zuſammengeſezzt ſind. So viel glaube ich, daß es von den roten, und vielleicht auch von den Milchkuͤ- gelchen, eine ausgemachte Sache ſey, daß ſolches die groͤſten ſind; und daß blos die Stoffe im Blute deutlich in das Auge fallen. Doch was die Theilchen des Fet- tes, des Flieswaſſers, des Schleims, des Speichels, des Harns, und der Traͤhnen betrift, ſo kann man kei- nen Verſuch daruͤber aufzeigen, und vielleicht iſt es nicht einmal moͤglich. Es gibt Perſonen, die die Grund- ſtoffe der dikken Saͤfte fuͤr dikk, aber auch fuͤr duͤnne ausgeben (f), ſo ungewis iſt die Sache an ſich ſelbſt. Es ſcheint auch nicht, daß dieſe verſchiedne Groͤſſe ge- ſchikkt ſey, den karakteriſirenden Unterſcheid der Saͤfte zu erſchoͤpfen, welcher Urſache iſt, daß in allen Menſchen aͤnliche, und von andern Saͤften verſchiedne Saͤfte vor- kommen. Einerlei Kuͤgelchen der Milch ſind, ſo lange ſie friſch ſind, ſuͤß, und untereinander hoͤchſt verſchieden, ſo bald ſie durch einen oͤftern Umlauf eine ranzige Schaͤr- fe an ſich genommen haben.
Es iſt noch ein zweeter, ſchon mehr bedeutender Ein- wurf uͤbrig, den George Martine auf die Bahn ge-
bracht
(e)[Spaltenumbruch]Enquiry S. 178. 218.
(f)[Spaltenumbruch]Lamure angef. Ort.
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Siebendes Buch. Die Urſachen
tigkeit und Winkel, waren die Maaße Clifton Win-
tringhams (e). Und ſelbſt Boerhaave konnte ſich
dieſer Speculation nicht erwehren.
§. 9.
Einwuͤrfe dagegen.
Man kann indeſſen nicht in Abrede ſeyn, daß ſich
nicht verſchiednes wieder dieſe Hipoteſe einwenden laſſen
ſollte, indem dieſelbe das Abſondern der verſchiednen
Saͤfte von den verſchiednen Oefnungen der Scheidemuͤn-
dungen herleitet. Man koͤnnte daran zweifeln, ob
uͤberhaupt diejenige Stoffe eine verſchiedene Groͤſſe haͤt-
ten, woraus die verſchiednen Saͤfte im menſchlichen
Koͤrper zuſammengeſezzt ſind. So viel glaube ich, daß
es von den roten, und vielleicht auch von den Milchkuͤ-
gelchen, eine ausgemachte Sache ſey, daß ſolches die
groͤſten ſind; und daß blos die Stoffe im Blute deutlich
in das Auge fallen. Doch was die Theilchen des Fet-
tes, des Flieswaſſers, des Schleims, des Speichels,
des Harns, und der Traͤhnen betrift, ſo kann man kei-
nen Verſuch daruͤber aufzeigen, und vielleicht iſt es nicht
einmal moͤglich. Es gibt Perſonen, die die Grund-
ſtoffe der dikken Saͤfte fuͤr dikk, aber auch fuͤr duͤnne
ausgeben (f), ſo ungewis iſt die Sache an ſich ſelbſt.
Es ſcheint auch nicht, daß dieſe verſchiedne Groͤſſe ge-
ſchikkt ſey, den karakteriſirenden Unterſcheid der Saͤfte zu
erſchoͤpfen, welcher Urſache iſt, daß in allen Menſchen
aͤnliche, und von andern Saͤften verſchiedne Saͤfte vor-
kommen. Einerlei Kuͤgelchen der Milch ſind, ſo lange
ſie friſch ſind, ſuͤß, und untereinander hoͤchſt verſchieden,
ſo bald ſie durch einen oͤftern Umlauf eine ranzige Schaͤr-
fe an ſich genommen haben.
Es iſt noch ein zweeter, ſchon mehr bedeutender Ein-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/722>, abgerufen am 20.11.2024.
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