daß Oel und erwärmtes Fett, durch alle fürs Wasser bestimmte Durchseiher, und durch die Gefäschen, wel- che nur für den gallerartigen Dunst und den Schleim angelegt sind, durchdringen mus: indem das Terpentin- öl ins Zellgewebe, in die Nierenröhrchen, in die innere Maschinen der Flieswasserdrüsen, und in die Milchge- fässe leicht herüberzuleiten ist. Und so steigt der aus dem Fische, der Hause genannt wird, gekochte Fischleim (Hausenblase), welcher von gallertartiger Natur ist, noch leichter in die Wege des Fetts, Harns, und Schleims über. Vom Wasser ist kein Zweifel, daß es nicht durch alle Arten der Durchseiher ohne Mühe dringen sollte. Es hat sich aber auch das Queksilber, vermöge seiner durchdringenden Kraft, durch die Gefässe der wäßrigen Flüßigkeiten, und durch die kleinen Wunden, die die blasenziehende Mittel verursachen, Plazz gemacht und herausbegeben (r). So flist, um eine nüzzliche Beobach- tung zu wiederholen, in Pflanzen durch einerlei Gefässe anfangs Wasser, nachgehens ein gallertartiger Schleim, und denn Milch oder Terpentin. Und man sieht dem- nach, daß es keine unwiederstrebliche Notwendigkeit gebe, welche einen gewissen Saft blos an seinen gewön- lichen Durchseiher binden sollte.
Zweiter Abschnitt. Der Bau der Werkzeuge zum Absondern, oder der Durchseiher.
§. 1. Es wird die wäßrige Flüßigkeit durch Gefäs- chen abgeschieden, welches Verlängerungen der Schlagadern sind.
Nun müssen wir unser Augenmerk auf die Durchsei- her selbst richten, und sehen, bei welchem Baue
ein
(r)London Magaz. 1755. Supplem.
Siebendes Buch. Die Abſonderung.
daß Oel und erwaͤrmtes Fett, durch alle fuͤrs Waſſer beſtimmte Durchſeiher, und durch die Gefaͤschen, wel- che nur fuͤr den gallerartigen Dunſt und den Schleim angelegt ſind, durchdringen mus: indem das Terpentin- oͤl ins Zellgewebe, in die Nierenroͤhrchen, in die innere Maſchinen der Flieswaſſerdruͤſen, und in die Milchge- faͤſſe leicht heruͤberzuleiten iſt. Und ſo ſteigt der aus dem Fiſche, der Hauſe genannt wird, gekochte Fiſchleim (Hauſenblaſe), welcher von gallertartiger Natur iſt, noch leichter in die Wege des Fetts, Harns, und Schleims uͤber. Vom Waſſer iſt kein Zweifel, daß es nicht durch alle Arten der Durchſeiher ohne Muͤhe dringen ſollte. Es hat ſich aber auch das Quekſilber, vermoͤge ſeiner durchdringenden Kraft, durch die Gefaͤſſe der waͤßrigen Fluͤßigkeiten, und durch die kleinen Wunden, die die blaſenziehende Mittel verurſachen, Plazz gemacht und herausbegeben (r). So fliſt, um eine nuͤzzliche Beobach- tung zu wiederholen, in Pflanzen durch einerlei Gefaͤſſe anfangs Waſſer, nachgehens ein gallertartiger Schleim, und denn Milch oder Terpentin. Und man ſieht dem- nach, daß es keine unwiederſtrebliche Notwendigkeit gebe, welche einen gewiſſen Saft blos an ſeinen gewoͤn- lichen Durchſeiher binden ſollte.
Zweiter Abſchnitt. Der Bau der Werkzeuge zum Abſondern, oder der Durchſeiher.
§. 1. Es wird die waͤßrige Fluͤßigkeit durch Gefaͤs- chen abgeſchieden, welches Verlaͤngerungen der Schlagadern ſind.
Nun muͤſſen wir unſer Augenmerk auf die Durchſei- her ſelbſt richten, und ſehen, bei welchem Baue
ein
(r)London Magaz. 1755. Supplem.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0626"n="606"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Siebendes Buch. Die Abſonderung.</hi></fw><lb/>
daß Oel und erwaͤrmtes Fett, durch alle fuͤrs Waſſer<lb/>
beſtimmte Durchſeiher, und durch die Gefaͤschen, wel-<lb/>
che nur fuͤr den gallerartigen Dunſt und den Schleim<lb/>
angelegt ſind, durchdringen mus: indem das Terpentin-<lb/>
oͤl ins Zellgewebe, in die Nierenroͤhrchen, in die innere<lb/>
Maſchinen der Flieswaſſerdruͤſen, und in die Milchge-<lb/>
faͤſſe leicht heruͤberzuleiten iſt. Und ſo ſteigt der aus<lb/>
dem Fiſche, der Hauſe genannt wird, gekochte Fiſchleim<lb/>
(Hauſenblaſe), welcher von gallertartiger Natur iſt,<lb/>
noch leichter in die Wege des Fetts, Harns, und Schleims<lb/>
uͤber. Vom Waſſer iſt kein Zweifel, daß es nicht durch<lb/>
alle Arten der Durchſeiher ohne Muͤhe dringen ſollte.<lb/>
Es hat ſich aber auch das Quekſilber, vermoͤge ſeiner<lb/>
durchdringenden Kraft, durch die Gefaͤſſe der waͤßrigen<lb/>
Fluͤßigkeiten, und durch die kleinen Wunden, die die<lb/>
blaſenziehende Mittel verurſachen, Plazz gemacht und<lb/>
herausbegeben <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq">London Magaz. 1755. Supplem.</hi></note>. So fliſt, um eine nuͤzzliche Beobach-<lb/>
tung zu wiederholen, in Pflanzen durch einerlei Gefaͤſſe<lb/>
anfangs Waſſer, nachgehens ein gallertartiger Schleim,<lb/>
und denn Milch oder Terpentin. Und man ſieht dem-<lb/>
nach, daß es keine unwiederſtrebliche Notwendigkeit<lb/>
gebe, welche einen gewiſſen Saft blos an ſeinen gewoͤn-<lb/>
lichen Durchſeiher binden ſollte.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Zweiter Abſchnitt.</hi><lb/>
Der Bau der Werkzeuge zum Abſondern,<lb/>
oder der Durchſeiher.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§. 1.<lb/>
Es wird die waͤßrige Fluͤßigkeit durch Gefaͤs-<lb/>
chen abgeſchieden, welches Verlaͤngerungen<lb/>
der Schlagadern ſind.</head><lb/><p><hirendition="#in">N</hi>un muͤſſen wir unſer Augenmerk auf die Durchſei-<lb/>
her ſelbſt richten, und ſehen, bei welchem Baue<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ein</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[606/0626]
Siebendes Buch. Die Abſonderung.
daß Oel und erwaͤrmtes Fett, durch alle fuͤrs Waſſer
beſtimmte Durchſeiher, und durch die Gefaͤschen, wel-
che nur fuͤr den gallerartigen Dunſt und den Schleim
angelegt ſind, durchdringen mus: indem das Terpentin-
oͤl ins Zellgewebe, in die Nierenroͤhrchen, in die innere
Maſchinen der Flieswaſſerdruͤſen, und in die Milchge-
faͤſſe leicht heruͤberzuleiten iſt. Und ſo ſteigt der aus
dem Fiſche, der Hauſe genannt wird, gekochte Fiſchleim
(Hauſenblaſe), welcher von gallertartiger Natur iſt,
noch leichter in die Wege des Fetts, Harns, und Schleims
uͤber. Vom Waſſer iſt kein Zweifel, daß es nicht durch
alle Arten der Durchſeiher ohne Muͤhe dringen ſollte.
Es hat ſich aber auch das Quekſilber, vermoͤge ſeiner
durchdringenden Kraft, durch die Gefaͤſſe der waͤßrigen
Fluͤßigkeiten, und durch die kleinen Wunden, die die
blaſenziehende Mittel verurſachen, Plazz gemacht und
herausbegeben (r). So fliſt, um eine nuͤzzliche Beobach-
tung zu wiederholen, in Pflanzen durch einerlei Gefaͤſſe
anfangs Waſſer, nachgehens ein gallertartiger Schleim,
und denn Milch oder Terpentin. Und man ſieht dem-
nach, daß es keine unwiederſtrebliche Notwendigkeit
gebe, welche einen gewiſſen Saft blos an ſeinen gewoͤn-
lichen Durchſeiher binden ſollte.
Zweiter Abſchnitt.
Der Bau der Werkzeuge zum Abſondern,
oder der Durchſeiher.
§. 1.
Es wird die waͤßrige Fluͤßigkeit durch Gefaͤs-
chen abgeſchieden, welches Verlaͤngerungen
der Schlagadern ſind.
Nun muͤſſen wir unſer Augenmerk auf die Durchſei-
her ſelbſt richten, und ſehen, bei welchem Baue
ein
(r) London Magaz. 1755. Supplem.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/626>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.