Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch. Die Wirkung des
zur Verdichtung des Blutes, als einen stärkern Herz-
schlag, und eine Minderung an Wasser, beitragen? Fer-
ner so erzeugt das Gegenteil von allen diesen, nämlich
Müßiggang, Schlaf, külende Arzeneimittel, und was
nur den Reiz im Herzen, und den Nachdrukk und die
Anzal der Pulsschläge mindert, allezeit lokkres (laxum),
wässriges, und dünnes Blut. Man wird die Thätig-
keit dieser beiden entgegengesezzten Ursachen emfinden, so
bald man das wässrige und bleiche Blut eines schwächli-
chen Mädgens, mit dem derben Geblüte eines starken
Landmannes in Vergleichung stellt. Jm übrigen ver-
langt die Dichtheit, so gut als die Flüßigkeit, eine Mit-
telmäßigkeit in der Bewegung des Blutes. Das Still-
stehn macht zwar, daß das Blut, aber nur lose gerinnt.
Mittelmäßige Bewegung stellt die Flüßigkeit her, eine
grosse verdichtet, und eine grosse löset auch auf.

Die Verdichtung des Salzwassers im Blute hängt
von eben diesen Ursachen ab, und sie wächst im Fieber
auch noch stärker, als die Dichtheit eines Blutklumpens,
und zwar schnell (p). Nur ist man ungewis, ob die
Grundstoffe des Salzwassers Kugeln, oder andre Fi-
guren sind.

§. 20.
Die Absonderung der Blutstoffe von einander.

Ob diese Absonderung der dünnen Säfte vom Blute
gleich umständlich soll erzält werden, so mus man hier
doch mit wenig Worten erinnern, daß sich vom Schlag-
aderblute vieles scheide, welches man im Anfange der
Blutadern schon vermisset, so daß überhaupt, wenig-
stens an diesem Orte (q), das Blutaderblut dikker, als
das in den Schlagadern ist. Denn was vom Blute
abgeht, ist meist dünner, als Blut (r), und auch flüßiger.

So
(p) [Spaltenumbruch] 5. Buch. 3. Abschn. §. 2.
(q) fizes de liene S. 122.
(r) Daß daher das Blut in den
[Spaltenumbruch] kleinsten Gefässen getrennt und
verdorben würde, schrieb B. hoad-
vey
en respirati.
S. 61.

Sechſtes Buch. Die Wirkung des
zur Verdichtung des Blutes, als einen ſtaͤrkern Herz-
ſchlag, und eine Minderung an Waſſer, beitragen? Fer-
ner ſo erzeugt das Gegenteil von allen dieſen, naͤmlich
Muͤßiggang, Schlaf, kuͤlende Arzeneimittel, und was
nur den Reiz im Herzen, und den Nachdrukk und die
Anzal der Pulsſchlaͤge mindert, allezeit lokkres (laxum),
waͤſſriges, und duͤnnes Blut. Man wird die Thaͤtig-
keit dieſer beiden entgegengeſezzten Urſachen emfinden, ſo
bald man das waͤſſrige und bleiche Blut eines ſchwaͤchli-
chen Maͤdgens, mit dem derben Gebluͤte eines ſtarken
Landmannes in Vergleichung ſtellt. Jm uͤbrigen ver-
langt die Dichtheit, ſo gut als die Fluͤßigkeit, eine Mit-
telmaͤßigkeit in der Bewegung des Blutes. Das Still-
ſtehn macht zwar, daß das Blut, aber nur loſe gerinnt.
Mittelmaͤßige Bewegung ſtellt die Fluͤßigkeit her, eine
groſſe verdichtet, und eine groſſe loͤſet auch auf.

Die Verdichtung des Salzwaſſers im Blute haͤngt
von eben dieſen Urſachen ab, und ſie waͤchſt im Fieber
auch noch ſtaͤrker, als die Dichtheit eines Blutklumpens,
und zwar ſchnell (p). Nur iſt man ungewis, ob die
Grundſtoffe des Salzwaſſers Kugeln, oder andre Fi-
guren ſind.

§. 20.
Die Abſonderung der Blutſtoffe von einander.

Ob dieſe Abſonderung der duͤnnen Saͤfte vom Blute
gleich umſtaͤndlich ſoll erzaͤlt werden, ſo mus man hier
doch mit wenig Worten erinnern, daß ſich vom Schlag-
aderblute vieles ſcheide, welches man im Anfange der
Blutadern ſchon vermiſſet, ſo daß uͤberhaupt, wenig-
ſtens an dieſem Orte (q), das Blutaderblut dikker, als
das in den Schlagadern iſt. Denn was vom Blute
abgeht, iſt meiſt duͤnner, als Blut (r), und auch fluͤßiger.

So
(p) [Spaltenumbruch] 5. Buch. 3. Abſchn. §. 2.
(q) fizeſ de liene S. 122.
(r) Daß daher das Blut in den
[Spaltenumbruch] kleinſten Gefaͤſſen getrennt und
verdorben wuͤrde, ſchrieb B. hoad-
vey
en reſpirati.
S. 61.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0538" n="518"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch. Die Wirkung des</hi></fw><lb/>
zur Verdichtung des Blutes, als einen &#x017F;ta&#x0364;rkern Herz-<lb/>
&#x017F;chlag, und eine Minderung an Wa&#x017F;&#x017F;er, beitragen? Fer-<lb/>
ner &#x017F;o erzeugt das Gegenteil von allen die&#x017F;en, na&#x0364;mlich<lb/>
Mu&#x0364;ßiggang, Schlaf, ku&#x0364;lende Arzeneimittel, und was<lb/>
nur den Reiz im Herzen, und den Nachdrukk und die<lb/>
Anzal der Puls&#x017F;chla&#x0364;ge mindert, allezeit lokkres (<hi rendition="#aq">laxum</hi>),<lb/>
wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;riges, und du&#x0364;nnes Blut. Man wird die Tha&#x0364;tig-<lb/>
keit die&#x017F;er beiden entgegenge&#x017F;ezzten Ur&#x017F;achen emfinden, &#x017F;o<lb/>
bald man das wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;rige und bleiche Blut eines &#x017F;chwa&#x0364;chli-<lb/>
chen Ma&#x0364;dgens, mit dem derben Geblu&#x0364;te eines &#x017F;tarken<lb/>
Landmannes in Vergleichung &#x017F;tellt. Jm u&#x0364;brigen ver-<lb/>
langt die Dichtheit, &#x017F;o gut als die Flu&#x0364;ßigkeit, eine Mit-<lb/>
telma&#x0364;ßigkeit in der Bewegung des Blutes. Das Still-<lb/>
&#x017F;tehn macht zwar, daß das Blut, aber nur lo&#x017F;e gerinnt.<lb/>
Mittelma&#x0364;ßige Bewegung &#x017F;tellt die Flu&#x0364;ßigkeit her, eine<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e verdichtet, und eine gro&#x017F;&#x017F;e lo&#x0364;&#x017F;et auch auf.</p><lb/>
            <p>Die Verdichtung des Salzwa&#x017F;&#x017F;ers im Blute ha&#x0364;ngt<lb/>
von eben die&#x017F;en Ur&#x017F;achen ab, und &#x017F;ie wa&#x0364;ch&#x017F;t im Fieber<lb/>
auch noch &#x017F;ta&#x0364;rker, als die Dichtheit eines Blutklumpens,<lb/>
und zwar &#x017F;chnell <note place="foot" n="(p)"><cb/>
5. Buch. 3. Ab&#x017F;chn. §. 2.</note>. Nur i&#x017F;t man ungewis, ob die<lb/>
Grund&#x017F;toffe des Salzwa&#x017F;&#x017F;ers Kugeln, oder andre Fi-<lb/>
guren &#x017F;ind.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 20.<lb/>
Die Ab&#x017F;onderung der Blut&#x017F;toffe von einander.</head><lb/>
            <p>Ob die&#x017F;e Ab&#x017F;onderung der du&#x0364;nnen Sa&#x0364;fte vom Blute<lb/>
gleich um&#x017F;ta&#x0364;ndlich &#x017F;oll erza&#x0364;lt werden, &#x017F;o mus man hier<lb/>
doch mit wenig Worten erinnern, daß &#x017F;ich vom Schlag-<lb/>
aderblute vieles &#x017F;cheide, welches man im Anfange der<lb/>
Blutadern &#x017F;chon vermi&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;o daß u&#x0364;berhaupt, wenig-<lb/>
&#x017F;tens an die&#x017F;em Orte <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">fize&#x017F;</hi> de liene</hi> S. 122.</note>, das Blutaderblut dikker, als<lb/>
das in den Schlagadern i&#x017F;t. Denn was vom Blute<lb/>
abgeht, i&#x017F;t mei&#x017F;t du&#x0364;nner, als Blut <note place="foot" n="(r)">Daß daher das Blut in den<lb/><cb/>
klein&#x017F;ten Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en getrennt und<lb/>
verdorben wu&#x0364;rde, &#x017F;chrieb <hi rendition="#aq">B. <hi rendition="#k">hoad-<lb/>
vey</hi> en re&#x017F;pirati.</hi> S. 61.</note>, und auch flu&#x0364;ßiger.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[518/0538] Sechſtes Buch. Die Wirkung des zur Verdichtung des Blutes, als einen ſtaͤrkern Herz- ſchlag, und eine Minderung an Waſſer, beitragen? Fer- ner ſo erzeugt das Gegenteil von allen dieſen, naͤmlich Muͤßiggang, Schlaf, kuͤlende Arzeneimittel, und was nur den Reiz im Herzen, und den Nachdrukk und die Anzal der Pulsſchlaͤge mindert, allezeit lokkres (laxum), waͤſſriges, und duͤnnes Blut. Man wird die Thaͤtig- keit dieſer beiden entgegengeſezzten Urſachen emfinden, ſo bald man das waͤſſrige und bleiche Blut eines ſchwaͤchli- chen Maͤdgens, mit dem derben Gebluͤte eines ſtarken Landmannes in Vergleichung ſtellt. Jm uͤbrigen ver- langt die Dichtheit, ſo gut als die Fluͤßigkeit, eine Mit- telmaͤßigkeit in der Bewegung des Blutes. Das Still- ſtehn macht zwar, daß das Blut, aber nur loſe gerinnt. Mittelmaͤßige Bewegung ſtellt die Fluͤßigkeit her, eine groſſe verdichtet, und eine groſſe loͤſet auch auf. Die Verdichtung des Salzwaſſers im Blute haͤngt von eben dieſen Urſachen ab, und ſie waͤchſt im Fieber auch noch ſtaͤrker, als die Dichtheit eines Blutklumpens, und zwar ſchnell (p). Nur iſt man ungewis, ob die Grundſtoffe des Salzwaſſers Kugeln, oder andre Fi- guren ſind. §. 20. Die Abſonderung der Blutſtoffe von einander. Ob dieſe Abſonderung der duͤnnen Saͤfte vom Blute gleich umſtaͤndlich ſoll erzaͤlt werden, ſo mus man hier doch mit wenig Worten erinnern, daß ſich vom Schlag- aderblute vieles ſcheide, welches man im Anfange der Blutadern ſchon vermiſſet, ſo daß uͤberhaupt, wenig- ſtens an dieſem Orte (q), das Blutaderblut dikker, als das in den Schlagadern iſt. Denn was vom Blute abgeht, iſt meiſt duͤnner, als Blut (r), und auch fluͤßiger. So (p) 5. Buch. 3. Abſchn. §. 2. (q) fizeſ de liene S. 122. (r) Daß daher das Blut in den kleinſten Gefaͤſſen getrennt und verdorben wuͤrde, ſchrieb B. hoad- vey en reſpirati. S. 61.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/538
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/538>, abgerufen am 30.12.2024.