Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

des Blutes, durch die Schlagadern.
Hunde lassen sich 97, im Widder nicht über 65 zä-
len (e).

An dem weiblichen Geschlechte bringt die reizbare
Natur desselben häufigere Pulsschläge hervor, welche
sich nach der Schäzzung des scharfsinnigen Kepplers
auf 80 erstrekken.

Langgewachsnen Menschen eignet der vortrefliche
erste Leibarzt (f) einen trägern Puls zu, und er liefert
eine Tabelle, nach welcher er einem, nicht über zween
Fus langen Menschen 90 Pulsschläge, einem vier Fus
hohen 80 Pulsschläge, einem fünfschuigen 70 Pulse,
einem sechsschuigen 60 Pulsschläge anweiset, und er be-
stätigt es, daß langgewachsne Menschen seltne Puls-
schläge thun, mit dem Exempel von hundert Mann,
die die Leibwache des Königs ausmachten, und die man
gemeiniglich die Schweizer zu nennen pflegt. An mir,
der ich sechs Fus lang bin, finde ich etwas mehr Puls-
schläge, und so habe ich auch an andern, und an vielen
meiner Freunde, die langgewachsen sind, ebenfalls mehr
gezält. Denn Schweizer sind eins von denjenigen Völ-
kern, welches die längsten Menschen erzeugt, und unter
den Schweizern haben in diesem Punkte die Einwohner
der Republik Bern gemeiniglich in einer ansenlichen Lei-
beslänge den Vorzug. Jndessen hat noch mehr, als
die Leibeslänge, auf die grössere und kleinere Menge der
Pulsschläge, einen Einflus; wiewol überhaupt alle
Thiere von grossem Wuchse in diesem Stükke mit ein-
ander übereinkommen.

§. 17.
Die Pulsschläge im Schlafe, im Wachen, nach
dem Essen, und nach der Bewegung.

Wenn eben derselbe Mensch, entweder wacht, schläft,
müßig ist, oder den Leib bewegt, verschiedne Verrichtun-

gen
(e) [Spaltenumbruch] hales Haemastat. S. 27. 38.
(f) [Spaltenumbruch] Tr. du coeur. T. II. S. 214.
D d 4

des Blutes, durch die Schlagadern.
Hunde laſſen ſich 97, im Widder nicht uͤber 65 zaͤ-
len (e).

An dem weiblichen Geſchlechte bringt die reizbare
Natur deſſelben haͤufigere Pulsſchlaͤge hervor, welche
ſich nach der Schaͤzzung des ſcharfſinnigen Kepplers
auf 80 erſtrekken.

Langgewachſnen Menſchen eignet der vortrefliche
erſte Leibarzt (f) einen traͤgern Puls zu, und er liefert
eine Tabelle, nach welcher er einem, nicht uͤber zween
Fus langen Menſchen 90 Pulsſchlaͤge, einem vier Fus
hohen 80 Pulsſchlaͤge, einem fuͤnfſchuigen 70 Pulſe,
einem ſechsſchuigen 60 Pulsſchlaͤge anweiſet, und er be-
ſtaͤtigt es, daß langgewachſne Menſchen ſeltne Puls-
ſchlaͤge thun, mit dem Exempel von hundert Mann,
die die Leibwache des Koͤnigs ausmachten, und die man
gemeiniglich die Schweizer zu nennen pflegt. An mir,
der ich ſechs Fus lang bin, finde ich etwas mehr Puls-
ſchlaͤge, und ſo habe ich auch an andern, und an vielen
meiner Freunde, die langgewachſen ſind, ebenfalls mehr
gezaͤlt. Denn Schweizer ſind eins von denjenigen Voͤl-
kern, welches die laͤngſten Menſchen erzeugt, und unter
den Schweizern haben in dieſem Punkte die Einwohner
der Republik Bern gemeiniglich in einer anſenlichen Lei-
beslaͤnge den Vorzug. Jndeſſen hat noch mehr, als
die Leibeslaͤnge, auf die groͤſſere und kleinere Menge der
Pulsſchlaͤge, einen Einflus; wiewol uͤberhaupt alle
Thiere von groſſem Wuchſe in dieſem Stuͤkke mit ein-
ander uͤbereinkommen.

§. 17.
Die Pulsſchlaͤge im Schlafe, im Wachen, nach
dem Eſſen, und nach der Bewegung.

Wenn eben derſelbe Menſch, entweder wacht, ſchlaͤft,
muͤßig iſt, oder den Leib bewegt, verſchiedne Verrichtun-

gen
(e) [Spaltenumbruch] haleſ Haemaſtat. S. 27. 38.
(f) [Spaltenumbruch] Tr. du coeur. T. II. S. 214.
D d 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0443" n="423"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Blutes, durch die Schlagadern.</hi></fw><lb/>
Hunde la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich 97, im Widder nicht u&#x0364;ber 65 za&#x0364;-<lb/>
len <note place="foot" n="(e)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">hale&#x017F;</hi> Haema&#x017F;tat.</hi> S. 27. 38.</note>.</p><lb/>
            <p>An dem weiblichen Ge&#x017F;chlechte bringt die reizbare<lb/>
Natur de&#x017F;&#x017F;elben ha&#x0364;ufigere Puls&#x017F;chla&#x0364;ge hervor, welche<lb/>
&#x017F;ich nach der Scha&#x0364;zzung des &#x017F;charf&#x017F;innigen <hi rendition="#fr">Kepplers</hi><lb/>
auf 80 er&#x017F;trekken.</p><lb/>
            <p>Langgewach&#x017F;nen Men&#x017F;chen eignet der vortrefliche<lb/>
er&#x017F;te Leibarzt <note place="foot" n="(f)"><cb/><hi rendition="#aq">Tr. du coeur. T. II.</hi> S. 214.</note> einen tra&#x0364;gern Puls zu, und er liefert<lb/>
eine Tabelle, nach welcher er einem, nicht u&#x0364;ber zween<lb/>
Fus langen Men&#x017F;chen 90 Puls&#x017F;chla&#x0364;ge, einem vier Fus<lb/>
hohen 80 Puls&#x017F;chla&#x0364;ge, einem fu&#x0364;nf&#x017F;chuigen 70 Pul&#x017F;e,<lb/>
einem &#x017F;echs&#x017F;chuigen 60 Puls&#x017F;chla&#x0364;ge anwei&#x017F;et, und er be-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;tigt es, daß langgewach&#x017F;ne Men&#x017F;chen &#x017F;eltne Puls-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;ge thun, mit dem Exempel von hundert Mann,<lb/>
die die Leibwache des Ko&#x0364;nigs ausmachten, und die man<lb/>
gemeiniglich die Schweizer zu nennen pflegt. An mir,<lb/>
der ich &#x017F;echs Fus lang bin, finde ich etwas mehr Puls-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;ge, und &#x017F;o habe ich auch an andern, und an vielen<lb/>
meiner Freunde, die langgewach&#x017F;en &#x017F;ind, ebenfalls mehr<lb/>
geza&#x0364;lt. Denn Schweizer &#x017F;ind eins von denjenigen Vo&#x0364;l-<lb/>
kern, welches die la&#x0364;ng&#x017F;ten Men&#x017F;chen erzeugt, und unter<lb/>
den Schweizern haben in die&#x017F;em Punkte die Einwohner<lb/>
der Republik Bern gemeiniglich in einer an&#x017F;enlichen Lei-<lb/>
besla&#x0364;nge den Vorzug. Jnde&#x017F;&#x017F;en hat noch mehr, als<lb/>
die Leibesla&#x0364;nge, auf die gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere und kleinere Menge der<lb/>
Puls&#x017F;chla&#x0364;ge, einen Einflus; wiewol u&#x0364;berhaupt alle<lb/>
Thiere von gro&#x017F;&#x017F;em Wuch&#x017F;e in die&#x017F;em Stu&#x0364;kke mit ein-<lb/>
ander u&#x0364;bereinkommen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 17.<lb/>
Die Puls&#x017F;chla&#x0364;ge im Schlafe, im Wachen, nach<lb/>
dem E&#x017F;&#x017F;en, und nach der Bewegung.</head><lb/>
            <p>Wenn eben der&#x017F;elbe Men&#x017F;ch, entweder wacht, &#x017F;chla&#x0364;ft,<lb/>
mu&#x0364;ßig i&#x017F;t, oder den Leib bewegt, ver&#x017F;chiedne Verrichtun-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d 4</fw><fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[423/0443] des Blutes, durch die Schlagadern. Hunde laſſen ſich 97, im Widder nicht uͤber 65 zaͤ- len (e). An dem weiblichen Geſchlechte bringt die reizbare Natur deſſelben haͤufigere Pulsſchlaͤge hervor, welche ſich nach der Schaͤzzung des ſcharfſinnigen Kepplers auf 80 erſtrekken. Langgewachſnen Menſchen eignet der vortrefliche erſte Leibarzt (f) einen traͤgern Puls zu, und er liefert eine Tabelle, nach welcher er einem, nicht uͤber zween Fus langen Menſchen 90 Pulsſchlaͤge, einem vier Fus hohen 80 Pulsſchlaͤge, einem fuͤnfſchuigen 70 Pulſe, einem ſechsſchuigen 60 Pulsſchlaͤge anweiſet, und er be- ſtaͤtigt es, daß langgewachſne Menſchen ſeltne Puls- ſchlaͤge thun, mit dem Exempel von hundert Mann, die die Leibwache des Koͤnigs ausmachten, und die man gemeiniglich die Schweizer zu nennen pflegt. An mir, der ich ſechs Fus lang bin, finde ich etwas mehr Puls- ſchlaͤge, und ſo habe ich auch an andern, und an vielen meiner Freunde, die langgewachſen ſind, ebenfalls mehr gezaͤlt. Denn Schweizer ſind eins von denjenigen Voͤl- kern, welches die laͤngſten Menſchen erzeugt, und unter den Schweizern haben in dieſem Punkte die Einwohner der Republik Bern gemeiniglich in einer anſenlichen Lei- beslaͤnge den Vorzug. Jndeſſen hat noch mehr, als die Leibeslaͤnge, auf die groͤſſere und kleinere Menge der Pulsſchlaͤge, einen Einflus; wiewol uͤberhaupt alle Thiere von groſſem Wuchſe in dieſem Stuͤkke mit ein- ander uͤbereinkommen. §. 17. Die Pulsſchlaͤge im Schlafe, im Wachen, nach dem Eſſen, und nach der Bewegung. Wenn eben derſelbe Menſch, entweder wacht, ſchlaͤft, muͤßig iſt, oder den Leib bewegt, verſchiedne Verrichtun- gen (e) haleſ Haemaſtat. S. 27. 38. (f) Tr. du coeur. T. II. S. 214. D d 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/443
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/443>, abgerufen am 20.11.2024.