lebendigen Menschen statt findet, wenn die Schlagadern ihre gewönliche Festigkeit ausüben.
§. 3. Der Fortrieb des Blutes, von der nächstfol- genden Blutwelle.
Wenn die Aorte voll Blut ist, und neues Blut in die volle Schlagader hineingetrieben wird, so folget, daß dieses Blut, welches sich nunmehr in der Schlag- ader befindet, dem vorhergehenden ausweichen, und von selbigem berührt werden mus. Man mus freilich ge- stehen, daß dasjenige Blut, welches nunmehr die Aorte erfüllt, an sich nicht stillstehe, sondern daß es von den vorigen Herzschlägen angespornt, weiter fortströmt. Würde es schneller entlaufen, als es durch eine neue Welle aus dem Herzen eingeholt würde, so würde es in der That von derselben nicht getroffen werden, und so würde zwischen der neuen und erstern Blutsäule ein lee- rer Raum entstehen, in den sich diese neue Welle ohne Schwierigkeit verlaufen könnte. Doch wir haben bereits angezeigt (k), daß die erste Welle nicht schneller läuft, indem die neue, welche nachfolgt, diejenige ganze Ge- schwindigkeit erhält, welche sich im Blute gedenken läst, hingegen diese Geschwindigkeit sich um etwas und zwar destomehr vermindert, je weiter sie sich vom Herzen ent- fernt. Es läuft aber die vordre Welle nicht so schnell, als die neue: weil, wenn die vordre eben so schnell vor- anliefe, als die zwote ihr folgte, die vordre weder von ihr geschlagen würde, noch die zwote einige Schwierig- keit vor sich fände. Da nun aber die Vorderwelle nicht so schnell flieht, als die Hinterwelle nachsezzt, so muß not- wendig die voranziehende von der lezten überrumpelt, und die voranziehende von der leztern geschlagen wer-
den
(k) 1. Abschn. §. 9.
Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
lebendigen Menſchen ſtatt findet, wenn die Schlagadern ihre gewoͤnliche Feſtigkeit ausuͤben.
§. 3. Der Fortrieb des Blutes, von der naͤchſtfol- genden Blutwelle.
Wenn die Aorte voll Blut iſt, und neues Blut in die volle Schlagader hineingetrieben wird, ſo folget, daß dieſes Blut, welches ſich nunmehr in der Schlag- ader befindet, dem vorhergehenden ausweichen, und von ſelbigem beruͤhrt werden mus. Man mus freilich ge- ſtehen, daß dasjenige Blut, welches nunmehr die Aorte erfuͤllt, an ſich nicht ſtillſtehe, ſondern daß es von den vorigen Herzſchlaͤgen angeſpornt, weiter fortſtroͤmt. Wuͤrde es ſchneller entlaufen, als es durch eine neue Welle aus dem Herzen eingeholt wuͤrde, ſo wuͤrde es in der That von derſelben nicht getroffen werden, und ſo wuͤrde zwiſchen der neuen und erſtern Blutſaͤule ein lee- rer Raum entſtehen, in den ſich dieſe neue Welle ohne Schwierigkeit verlaufen koͤnnte. Doch wir haben bereits angezeigt (k), daß die erſte Welle nicht ſchneller laͤuft, indem die neue, welche nachfolgt, diejenige ganze Ge- ſchwindigkeit erhaͤlt, welche ſich im Blute gedenken laͤſt, hingegen dieſe Geſchwindigkeit ſich um etwas und zwar deſtomehr vermindert, je weiter ſie ſich vom Herzen ent- fernt. Es laͤuft aber die vordre Welle nicht ſo ſchnell, als die neue: weil, wenn die vordre eben ſo ſchnell vor- anliefe, als die zwote ihr folgte, die vordre weder von ihr geſchlagen wuͤrde, noch die zwote einige Schwierig- keit vor ſich faͤnde. Da nun aber die Vorderwelle nicht ſo ſchnell flieht, als die Hinterwelle nachſezzt, ſo muß not- wendig die voranziehende von der lezten uͤberrumpelt, und die voranziehende von der leztern geſchlagen wer-
den
(k) 1. Abſchn. §. 9.
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Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
lebendigen Menſchen ſtatt findet, wenn die Schlagadern
ihre gewoͤnliche Feſtigkeit ausuͤben.
§. 3.
Der Fortrieb des Blutes, von der naͤchſtfol-
genden Blutwelle.
Wenn die Aorte voll Blut iſt, und neues Blut in
die volle Schlagader hineingetrieben wird, ſo folget,
daß dieſes Blut, welches ſich nunmehr in der Schlag-
ader befindet, dem vorhergehenden ausweichen, und von
ſelbigem beruͤhrt werden mus. Man mus freilich ge-
ſtehen, daß dasjenige Blut, welches nunmehr die Aorte
erfuͤllt, an ſich nicht ſtillſtehe, ſondern daß es von den
vorigen Herzſchlaͤgen angeſpornt, weiter fortſtroͤmt.
Wuͤrde es ſchneller entlaufen, als es durch eine neue
Welle aus dem Herzen eingeholt wuͤrde, ſo wuͤrde es in
der That von derſelben nicht getroffen werden, und ſo
wuͤrde zwiſchen der neuen und erſtern Blutſaͤule ein lee-
rer Raum entſtehen, in den ſich dieſe neue Welle ohne
Schwierigkeit verlaufen koͤnnte. Doch wir haben bereits
angezeigt (k), daß die erſte Welle nicht ſchneller laͤuft,
indem die neue, welche nachfolgt, diejenige ganze Ge-
ſchwindigkeit erhaͤlt, welche ſich im Blute gedenken laͤſt,
hingegen dieſe Geſchwindigkeit ſich um etwas und zwar
deſtomehr vermindert, je weiter ſie ſich vom Herzen ent-
fernt. Es laͤuft aber die vordre Welle nicht ſo ſchnell,
als die neue: weil, wenn die vordre eben ſo ſchnell vor-
anliefe, als die zwote ihr folgte, die vordre weder von
ihr geſchlagen wuͤrde, noch die zwote einige Schwierig-
keit vor ſich faͤnde. Da nun aber die Vorderwelle nicht
ſo ſchnell flieht, als die Hinterwelle nachſezzt, ſo muß not-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/386>, abgerufen am 21.12.2024.
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