Schwingungen der kleinsten Gefässe zu hoffen pflegten (d). Denn, wenn sich die kleinen Schlagadern nicht zusam- menziehen, so folgt daraus, daß sie weder reizbar sind, noch den Lauf des Blutes befördern. Es ist aber unnö- tig, Sachen hier zu wiederholen, die wir bereits an an- derm Orte über diese Hipotese erinnert haben (e).
§. 39. Die Ursache von diesem Zusammenziehn der Schlagadern.
Es haben einige Schriftsteller eine ganz einfache Ur- sache von dem Zusammenziehn der Schlagadern angege- ben, und dasselbe von der Springkraft der Membranen einzig und allein hergeleitet (f), aus welchen eine Schlag- ader besteht. Sie halten nämlich diese Membranen für Saiten, die sonst gespannt wären, und die von der Erweiterungskraft des Herzens und dem Triebe des Blu- tes erhabner, und folglich länger gemacht würden, als sie, sich selbst überlassen, wären; sie sind folglich jezzt in einem gewaltsamen Zustande, aus welchen sie sich, sobald die Kräfte nachlassen, in ihre natürliche Kürze wieder zurükke begeben. Man fürt hierüber Versuche an, daß sich Schlagadern auch nach dem Tode zusammenzögen, daß sie sich nach einer Verwundung in Falten legten, und die Wunde verschlössen, ob man gleich diese Verstopfung, von den der Länge nach laufenden Fasern, die nunmehr aufschwellen, herleitet. Sie sagen aber, es sei die Spring- kraft einer Schlagader, wie wir bereits an einem an- dern Orte erinnert haben (h), nicht mittelmäßig; zöge man sie auseinander, so würde sie doppelt so enge, als erst, be- (g)
vor
(d)[Spaltenumbruch]whytt Phisiol. ess. S. 53. 57. und vor dem malouin tr. des solides et fluides n. 12.
(e) 4 Buch.
(f)pechlin de purgantibus S. 78. schelhammer de pulsu. [Spaltenumbruch]schreiber Almag. medic. S. 238. procope Analyse de la tritur. S. 64. 79.
(h) 2 Buch.
(g)morand Mem. de l'Academ. des scienc. 1736.
Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
Schwingungen der kleinſten Gefaͤſſe zu hoffen pflegten (d). Denn, wenn ſich die kleinen Schlagadern nicht zuſam- menziehen, ſo folgt daraus, daß ſie weder reizbar ſind, noch den Lauf des Blutes befoͤrdern. Es iſt aber unnoͤ- tig, Sachen hier zu wiederholen, die wir bereits an an- derm Orte uͤber dieſe Hipoteſe erinnert haben (e).
§. 39. Die Urſache von dieſem Zuſammenziehn der Schlagadern.
Es haben einige Schriftſteller eine ganz einfache Ur- ſache von dem Zuſammenziehn der Schlagadern angege- ben, und daſſelbe von der Springkraft der Membranen einzig und allein hergeleitet (f), aus welchen eine Schlag- ader beſteht. Sie halten naͤmlich dieſe Membranen fuͤr Saiten, die ſonſt geſpannt waͤren, und die von der Erweiterungskraft des Herzens und dem Triebe des Blu- tes erhabner, und folglich laͤnger gemacht wuͤrden, als ſie, ſich ſelbſt uͤberlaſſen, waͤren; ſie ſind folglich jezzt in einem gewaltſamen Zuſtande, aus welchen ſie ſich, ſobald die Kraͤfte nachlaſſen, in ihre natuͤrliche Kuͤrze wieder zuruͤkke begeben. Man fuͤrt hieruͤber Verſuche an, daß ſich Schlagadern auch nach dem Tode zuſammenzoͤgen, daß ſie ſich nach einer Verwundung in Falten legten, und die Wunde verſchloͤſſen, ob man gleich dieſe Verſtopfung, von den der Laͤnge nach laufenden Faſern, die nunmehr aufſchwellen, herleitet. Sie ſagen aber, es ſei die Spring- kraft einer Schlagader, wie wir bereits an einem an- dern Orte erinnert haben (h), nicht mittelmaͤßig; zoͤge man ſie auseinander, ſo wuͤrde ſie doppelt ſo enge, als erſt, be- (g)
vor
(d)[Spaltenumbruch]whytt Phiſiol. eſſ. S. 53. 57. und vor dem malouin tr. des ſolides et fluides n. 12.
(e) 4 Buch.
(f)pechlin de purgantibus S. 78. ſchelhammer de pulſu. [Spaltenumbruch]ſchreiber Almag. medic. S. 238. procope Analyſe de la tritur. S. 64. 79.
(h) 2 Buch.
(g)morand Mem. de l’Academ. des ſcienc. 1736.
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Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
Schwingungen der kleinſten Gefaͤſſe zu hoffen pflegten (d).
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noch den Lauf des Blutes befoͤrdern. Es iſt aber unnoͤ-
tig, Sachen hier zu wiederholen, die wir bereits an an-
derm Orte uͤber dieſe Hipoteſe erinnert haben (e).
§. 39.
Die Urſache von dieſem Zuſammenziehn der
Schlagadern.
Es haben einige Schriftſteller eine ganz einfache Ur-
ſache von dem Zuſammenziehn der Schlagadern angege-
ben, und daſſelbe von der Springkraft der Membranen
einzig und allein hergeleitet (f), aus welchen eine Schlag-
ader beſteht. Sie halten naͤmlich dieſe Membranen fuͤr
Saiten, die ſonſt geſpannt waͤren, und die von der
Erweiterungskraft des Herzens und dem Triebe des Blu-
tes erhabner, und folglich laͤnger gemacht wuͤrden, als
ſie, ſich ſelbſt uͤberlaſſen, waͤren; ſie ſind folglich jezzt in
einem gewaltſamen Zuſtande, aus welchen ſie ſich, ſobald
die Kraͤfte nachlaſſen, in ihre natuͤrliche Kuͤrze wieder
zuruͤkke begeben. Man fuͤrt hieruͤber Verſuche an, daß
ſich Schlagadern auch nach dem Tode zuſammenzoͤgen,
daß ſie ſich nach einer Verwundung in Falten legten, und
die Wunde verſchloͤſſen, ob man gleich dieſe Verſtopfung,
von den der Laͤnge nach laufenden Faſern, die nunmehr
aufſchwellen, herleitet. Sie ſagen aber, es ſei die Spring-
kraft einer Schlagader, wie wir bereits an einem an-
dern Orte erinnert haben (h), nicht mittelmaͤßig; zoͤge man
ſie auseinander, ſo wuͤrde ſie doppelt ſo enge, als erſt, be-
vor
(g)
(d)
whytt Phiſiol. eſſ. S. 53.
57. und vor dem malouin tr. des
ſolides et fluides n. 12.
(e) 4 Buch.
(f) pechlin de purgantibus S.
78. ſchelhammer de pulſu.
ſchreiber Almag. medic. S. 238.
procope Analyſe de la tritur. S.
64. 79.
(h) 2 Buch.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/360>, abgerufen am 20.11.2024.
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