gleichen sich eben für thierische Körper eigentlich schikken: er band nämlich in den Darm einer Kazze eine Röhre ein; er fand, daß sich die Geschwindigkeiten, und folglich die Massen, des aus dem Ende des Darms herauslau- fenden Wassers, beinahe, wie die Längen, verkehrt ver- hielten, so daß sich durch 36 Zolle des Darms, innerhalb 1050 Zeitpunkten, so viel Wasser durchbewegte, als innerhalb 350 gleich grossen Zeitabschnitten aus einem achtzehn Zoll langen Darme, und innerhalb 134 eben so grossen Zeittheilen aus einem sechs Zoll langen Darm- ende herausflos, und man mus dieser Uebereinstimmung des Versuchs mit der Berechnung ihren guten Wert zugestehen. An einem andern Orte bestätigt es dieser berümte Mann, daß in verkürzten Röhren, die übri- gens gleich weit blieben, die Menge des durchströmen- den Wassers wüchse; wenn man die Aeste öffne, so kä- me, aus der nunmehr länger gewordnen Röhre eine kleinere Menge Wassers geflossen (d).
§. 17. 2. Von der Enge der Röhren.
Die Enge der Röhren, durch welche eine Flüßigkeit läuft, vergrössert in der That das Reiben, sie raubt ei- nen Theil der Geschwindigkeit, weil sie die Berührungs- punkte des Flüßigen an den Wänden der Röhre vermert, und sie mindert die Anzal der Theilchen, welche in einem weitern Kanale ohne Anstos frei durch die Mündung des Kanals hindurchgingen (e). Die Röhrenmeister haben längst gefunden, daß aus einer Röhre von noch einmal so grossem Durchmesser mehr Wasser fliesse (f), als aus zwoen Röhren, deren Durchmesser doppelt so
gros,
(d)[Spaltenumbruch]Memoir. de l'Academ. de Berlin. 1755. S. 47. 48.
(e)mariotte angef. Ort. S. 427. ivrin Philosophic. Transact. n. 355. Dissert. S. 39.
(f)[Spaltenumbruch]nollet Lecons T. I. S. 25. Memoir. de l'Academ. royale des sciences 1705. S. 275.
Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
gleichen ſich eben fuͤr thieriſche Koͤrper eigentlich ſchikken: er band naͤmlich in den Darm einer Kazze eine Roͤhre ein; er fand, daß ſich die Geſchwindigkeiten, und folglich die Maſſen, des aus dem Ende des Darms herauslau- fenden Waſſers, beinahe, wie die Laͤngen, verkehrt ver- hielten, ſo daß ſich durch 36 Zolle des Darms, innerhalb 1050 Zeitpunkten, ſo viel Waſſer durchbewegte, als innerhalb 350 gleich groſſen Zeitabſchnitten aus einem achtzehn Zoll langen Darme, und innerhalb 134 eben ſo groſſen Zeittheilen aus einem ſechs Zoll langen Darm- ende herausflos, und man mus dieſer Uebereinſtimmung des Verſuchs mit der Berechnung ihren guten Wert zugeſtehen. An einem andern Orte beſtaͤtigt es dieſer beruͤmte Mann, daß in verkuͤrzten Roͤhren, die uͤbri- gens gleich weit blieben, die Menge des durchſtroͤmen- den Waſſers wuͤchſe; wenn man die Aeſte oͤffne, ſo kaͤ- me, aus der nunmehr laͤnger gewordnen Roͤhre eine kleinere Menge Waſſers gefloſſen (d).
§. 17. 2. Von der Enge der Roͤhren.
Die Enge der Roͤhren, durch welche eine Fluͤßigkeit laͤuft, vergroͤſſert in der That das Reiben, ſie raubt ei- nen Theil der Geſchwindigkeit, weil ſie die Beruͤhrungs- punkte des Fluͤßigen an den Waͤnden der Roͤhre vermert, und ſie mindert die Anzal der Theilchen, welche in einem weitern Kanale ohne Anſtos frei durch die Muͤndung des Kanals hindurchgingen (e). Die Roͤhrenmeiſter haben laͤngſt gefunden, daß aus einer Roͤhre von noch einmal ſo groſſem Durchmeſſer mehr Waſſer flieſſe (f), als aus zwoen Roͤhren, deren Durchmeſſer doppelt ſo
gros,
(d)[Spaltenumbruch]Memoir. de l’Academ. de Berlin. 1755. S. 47. 48.
(e)mariotte angef. Ort. S. 427. ivrin Philoſophic. Transact. n. 355. Diſſert. S. 39.
(f)[Spaltenumbruch]nollet Leçons T. I. S. 25. Memoir. de l’Academ. royale des ſciences 1705. S. 275.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0304"n="284"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes</hi></fw><lb/>
gleichen ſich eben fuͤr thieriſche Koͤrper eigentlich ſchikken:<lb/>
er band naͤmlich in den Darm einer Kazze eine Roͤhre<lb/>
ein; er fand, daß ſich die Geſchwindigkeiten, und folglich<lb/>
die Maſſen, des aus dem Ende des Darms herauslau-<lb/>
fenden Waſſers, beinahe, wie die Laͤngen, verkehrt ver-<lb/>
hielten, ſo daß ſich durch 36 Zolle des Darms, innerhalb<lb/>
1050 Zeitpunkten, ſo viel Waſſer durchbewegte, als<lb/>
innerhalb 350 gleich groſſen Zeitabſchnitten aus einem<lb/>
achtzehn Zoll langen Darme, und innerhalb 134 eben<lb/>ſo groſſen Zeittheilen aus einem ſechs Zoll langen Darm-<lb/>
ende herausflos, und man mus dieſer Uebereinſtimmung<lb/>
des Verſuchs mit der Berechnung ihren guten Wert<lb/>
zugeſtehen. An einem andern Orte beſtaͤtigt es dieſer<lb/>
beruͤmte Mann, daß in verkuͤrzten Roͤhren, die uͤbri-<lb/>
gens gleich weit blieben, die Menge des durchſtroͤmen-<lb/>
den Waſſers wuͤchſe; wenn man die Aeſte oͤffne, ſo kaͤ-<lb/>
me, aus der nunmehr laͤnger gewordnen Roͤhre eine<lb/>
kleinere Menge Waſſers gefloſſen <noteplace="foot"n="(d)"><cb/><hirendition="#aq">Memoir. de l’Academ. de<lb/>
Berlin.</hi> 1755. S. 47. 48.</note>.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 17.<lb/>
2. Von der Enge der Roͤhren.</head><lb/><p>Die Enge der Roͤhren, durch welche eine Fluͤßigkeit<lb/>
laͤuft, vergroͤſſert in der That das Reiben, ſie raubt ei-<lb/>
nen Theil der Geſchwindigkeit, weil ſie die Beruͤhrungs-<lb/>
punkte des Fluͤßigen an den Waͤnden der Roͤhre vermert,<lb/>
und ſie mindert die Anzal der Theilchen, welche in einem<lb/>
weitern Kanale ohne Anſtos frei durch die Muͤndung<lb/>
des Kanals hindurchgingen <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">mariotte</hi></hi> angef. Ort. S.<lb/>
427. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">ivrin</hi> Philoſophic. Transact.<lb/>
n. 355. Diſſert.</hi> S. 39.</note>. Die Roͤhrenmeiſter<lb/>
haben laͤngſt gefunden, daß aus einer Roͤhre von noch<lb/>
einmal ſo groſſem Durchmeſſer mehr Waſſer flieſſe <noteplace="foot"n="(f)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">nollet</hi> Leçons T. I.</hi> S. 25.<lb/><hirendition="#aq">Memoir. de l’Academ. royale des<lb/>ſciences</hi> 1705. S. 275.</note>,<lb/>
als aus zwoen Roͤhren, deren Durchmeſſer doppelt ſo<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gros,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[284/0304]
Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
gleichen ſich eben fuͤr thieriſche Koͤrper eigentlich ſchikken:
er band naͤmlich in den Darm einer Kazze eine Roͤhre
ein; er fand, daß ſich die Geſchwindigkeiten, und folglich
die Maſſen, des aus dem Ende des Darms herauslau-
fenden Waſſers, beinahe, wie die Laͤngen, verkehrt ver-
hielten, ſo daß ſich durch 36 Zolle des Darms, innerhalb
1050 Zeitpunkten, ſo viel Waſſer durchbewegte, als
innerhalb 350 gleich groſſen Zeitabſchnitten aus einem
achtzehn Zoll langen Darme, und innerhalb 134 eben
ſo groſſen Zeittheilen aus einem ſechs Zoll langen Darm-
ende herausflos, und man mus dieſer Uebereinſtimmung
des Verſuchs mit der Berechnung ihren guten Wert
zugeſtehen. An einem andern Orte beſtaͤtigt es dieſer
beruͤmte Mann, daß in verkuͤrzten Roͤhren, die uͤbri-
gens gleich weit blieben, die Menge des durchſtroͤmen-
den Waſſers wuͤchſe; wenn man die Aeſte oͤffne, ſo kaͤ-
me, aus der nunmehr laͤnger gewordnen Roͤhre eine
kleinere Menge Waſſers gefloſſen (d).
§. 17.
2. Von der Enge der Roͤhren.
Die Enge der Roͤhren, durch welche eine Fluͤßigkeit
laͤuft, vergroͤſſert in der That das Reiben, ſie raubt ei-
nen Theil der Geſchwindigkeit, weil ſie die Beruͤhrungs-
punkte des Fluͤßigen an den Waͤnden der Roͤhre vermert,
und ſie mindert die Anzal der Theilchen, welche in einem
weitern Kanale ohne Anſtos frei durch die Muͤndung
des Kanals hindurchgingen (e). Die Roͤhrenmeiſter
haben laͤngſt gefunden, daß aus einer Roͤhre von noch
einmal ſo groſſem Durchmeſſer mehr Waſſer flieſſe (f),
als aus zwoen Roͤhren, deren Durchmeſſer doppelt ſo
gros,
(d)
Memoir. de l’Academ. de
Berlin. 1755. S. 47. 48.
(e) mariotte angef. Ort. S.
427. ivrin Philoſophic. Transact.
n. 355. Diſſert. S. 39.
(f)
nollet Leçons T. I. S. 25.
Memoir. de l’Academ. royale des
ſciences 1705. S. 275.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/304>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.