die Widerstände gezält werden müssen, die aber von ge- dachtem mächtigem Lebenswerkzeuge in so fern überwäl- tigt werden, daß sie in der That die Geschwindigkeit des durch die Schlagadern fortschissenden Blutes nicht auf- halten oder mindern (g).
§. 10. Das Gewichte der aufliegenden Atmosphäre.
Der ganze Körper des Menschen wird von allen Sei- ten von einer schweren Luft gedrukkt, deren Drukk eben so gros ist, als ein Wasser drükken würde, dessen Höhe fast drei und dreißig Fus, die Grundfläche funfzehn Quadratfus wäre; denn man glaubt, daß dieses die mittlere Oberfläche eines menschlichen Körpers sei. Hier- aus erwächst nun ein ganz übermäßiger Drukk, welchen man auf 34000 (g*), 35000 (h) und 39000 (h*) Pfun- de gemeiniglich sezzt. Versuche erweisen es auch, daß ein so schweres Gewicht wirklich unsern Körper belästigt. Denn wenn man von einer Stelle unsrer Haut, auf erst eine Weise, den Drukk der Luft fortschaffet, so wird diese Stelle sogleich schwellen, rot werden, und ansen- lich mit Blut unterlaufen. Die Ursache von diesem Er- folge ist diese, daß ein mit gleich grosser Kraft aus dem Herzen getriebnes Blut mit seinem Drukke diejenigen Theile eines belebten Körpers ausdehnt, denen man al- lein, unter allen übrigen Theilen, die der Ausdehnung entgegen gesezzte Kraft benommen hat. Es wird aber dieser Erfolg erhalten, wenn man Feuer zu Hülfe nimmt, dadurch die, einen Theil der Haut umflissende Luft, bis zu einem solchen Grade verdünnt wird, daß beinahe zwi-
schen
(g)[Spaltenumbruch]
4 Buch.
(g*)sauvages des effets de l'air S. 7. nämlich 34300 Pfunde.
(h) Genauer wird dieses vorge- tragen werden im VIII Buche. [Spaltenumbruch]
Jndessen lese man den berümten wainewrigth und sauvages des effets de l'air.
(h*) Beim Muschenbroek, der die Oberfläche des Körpers um et- was grösser ansezzt.
in den Schlagadern.
die Widerſtaͤnde gezaͤlt werden muͤſſen, die aber von ge- dachtem maͤchtigem Lebenswerkzeuge in ſo fern uͤberwaͤl- tigt werden, daß ſie in der That die Geſchwindigkeit des durch die Schlagadern fortſchiſſenden Blutes nicht auf- halten oder mindern (g).
§. 10. Das Gewichte der aufliegenden Atmoſphaͤre.
Der ganze Koͤrper des Menſchen wird von allen Sei- ten von einer ſchweren Luft gedrukkt, deren Drukk eben ſo gros iſt, als ein Waſſer druͤkken wuͤrde, deſſen Hoͤhe faſt drei und dreißig Fus, die Grundflaͤche funfzehn Quadratfus waͤre; denn man glaubt, daß dieſes die mittlere Oberflaͤche eines menſchlichen Koͤrpers ſei. Hier- aus erwaͤchſt nun ein ganz uͤbermaͤßiger Drukk, welchen man auf 34000 (g*), 35000 (h) und 39000 (h*) Pfun- de gemeiniglich ſezzt. Verſuche erweiſen es auch, daß ein ſo ſchweres Gewicht wirklich unſern Koͤrper belaͤſtigt. Denn wenn man von einer Stelle unſrer Haut, auf erſt eine Weiſe, den Drukk der Luft fortſchaffet, ſo wird dieſe Stelle ſogleich ſchwellen, rot werden, und anſen- lich mit Blut unterlaufen. Die Urſache von dieſem Er- folge iſt dieſe, daß ein mit gleich groſſer Kraft aus dem Herzen getriebnes Blut mit ſeinem Drukke diejenigen Theile eines belebten Koͤrpers ausdehnt, denen man al- lein, unter allen uͤbrigen Theilen, die der Ausdehnung entgegen geſezzte Kraft benommen hat. Es wird aber dieſer Erfolg erhalten, wenn man Feuer zu Huͤlfe nimmt, dadurch die, einen Theil der Haut umfliſſende Luft, bis zu einem ſolchen Grade verduͤnnt wird, daß beinahe zwi-
ſchen
(g)[Spaltenumbruch]
4 Buch.
(g*)ſauvageſ des effets de l’air S. 7. naͤmlich 34300 Pfunde.
(h) Genauer wird dieſes vorge- tragen werden im VIII Buche. [Spaltenumbruch]
Jndeſſen leſe man den beruͤmten wainewrigth und ſauvageſ des effets de l’air.
(h*) Beim Muſchenbroek, der die Oberflaͤche des Koͤrpers um et- was groͤſſer anſezzt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0287"n="267"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">in den Schlagadern.</hi></fw><lb/>
die Widerſtaͤnde gezaͤlt werden muͤſſen, die aber von ge-<lb/>
dachtem maͤchtigem Lebenswerkzeuge in ſo fern uͤberwaͤl-<lb/>
tigt werden, daß ſie in der That die Geſchwindigkeit des<lb/>
durch die Schlagadern fortſchiſſenden Blutes nicht auf-<lb/>
halten oder mindern <noteplace="foot"n="(g)"><cb/>
4 Buch.</note>.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 10.<lb/>
Das Gewichte der aufliegenden Atmoſphaͤre.</head><lb/><p>Der ganze Koͤrper des Menſchen wird von allen Sei-<lb/>
ten von einer ſchweren Luft gedrukkt, deren Drukk eben<lb/>ſo gros iſt, als ein Waſſer druͤkken wuͤrde, deſſen Hoͤhe<lb/>
faſt drei und dreißig Fus, die Grundflaͤche funfzehn<lb/>
Quadratfus waͤre; denn man glaubt, daß dieſes die<lb/>
mittlere Oberflaͤche eines menſchlichen Koͤrpers ſei. Hier-<lb/>
aus erwaͤchſt nun ein ganz uͤbermaͤßiger Drukk, welchen<lb/>
man auf 34000 <noteplace="foot"n="(g*)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">ſauvageſ</hi> des effets de l’air</hi><lb/>
S. 7. naͤmlich 34300 Pfunde.</note>, 35000 <noteplace="foot"n="(h)">Genauer wird dieſes vorge-<lb/>
tragen werden im <hirendition="#aq">VIII</hi> Buche.<lb/><cb/>
Jndeſſen leſe man den beruͤmten<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">wainewrigth</hi></hi> und <hirendition="#aq"><hirendition="#k">ſauvageſ</hi> des<lb/>
effets de l’air.</hi></note> und 39000 <noteplace="foot"n="(h*)">Beim <hirendition="#fr">Muſchenbroek,</hi> der<lb/>
die Oberflaͤche des Koͤrpers um et-<lb/>
was groͤſſer anſezzt.</note> Pfun-<lb/>
de gemeiniglich ſezzt. Verſuche erweiſen es auch, daß<lb/>
ein ſo ſchweres Gewicht wirklich unſern Koͤrper belaͤſtigt.<lb/>
Denn wenn man von einer Stelle unſrer Haut, auf erſt<lb/>
eine Weiſe, den Drukk der Luft fortſchaffet, ſo wird<lb/>
dieſe Stelle ſogleich ſchwellen, rot werden, und anſen-<lb/>
lich mit Blut unterlaufen. Die Urſache von dieſem Er-<lb/>
folge iſt dieſe, daß ein mit gleich groſſer Kraft aus dem<lb/>
Herzen getriebnes Blut mit ſeinem Drukke diejenigen<lb/>
Theile eines belebten Koͤrpers ausdehnt, denen man al-<lb/>
lein, unter allen uͤbrigen Theilen, die der Ausdehnung<lb/>
entgegen geſezzte Kraft benommen hat. Es wird aber<lb/>
dieſer Erfolg erhalten, wenn man Feuer zu Huͤlfe nimmt,<lb/>
dadurch die, einen Theil der Haut umfliſſende Luft, bis<lb/>
zu einem ſolchen Grade verduͤnnt wird, daß beinahe zwi-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſchen</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[267/0287]
in den Schlagadern.
die Widerſtaͤnde gezaͤlt werden muͤſſen, die aber von ge-
dachtem maͤchtigem Lebenswerkzeuge in ſo fern uͤberwaͤl-
tigt werden, daß ſie in der That die Geſchwindigkeit des
durch die Schlagadern fortſchiſſenden Blutes nicht auf-
halten oder mindern (g).
§. 10.
Das Gewichte der aufliegenden Atmoſphaͤre.
Der ganze Koͤrper des Menſchen wird von allen Sei-
ten von einer ſchweren Luft gedrukkt, deren Drukk eben
ſo gros iſt, als ein Waſſer druͤkken wuͤrde, deſſen Hoͤhe
faſt drei und dreißig Fus, die Grundflaͤche funfzehn
Quadratfus waͤre; denn man glaubt, daß dieſes die
mittlere Oberflaͤche eines menſchlichen Koͤrpers ſei. Hier-
aus erwaͤchſt nun ein ganz uͤbermaͤßiger Drukk, welchen
man auf 34000 (g*), 35000 (h) und 39000 (h*) Pfun-
de gemeiniglich ſezzt. Verſuche erweiſen es auch, daß
ein ſo ſchweres Gewicht wirklich unſern Koͤrper belaͤſtigt.
Denn wenn man von einer Stelle unſrer Haut, auf erſt
eine Weiſe, den Drukk der Luft fortſchaffet, ſo wird
dieſe Stelle ſogleich ſchwellen, rot werden, und anſen-
lich mit Blut unterlaufen. Die Urſache von dieſem Er-
folge iſt dieſe, daß ein mit gleich groſſer Kraft aus dem
Herzen getriebnes Blut mit ſeinem Drukke diejenigen
Theile eines belebten Koͤrpers ausdehnt, denen man al-
lein, unter allen uͤbrigen Theilen, die der Ausdehnung
entgegen geſezzte Kraft benommen hat. Es wird aber
dieſer Erfolg erhalten, wenn man Feuer zu Huͤlfe nimmt,
dadurch die, einen Theil der Haut umfliſſende Luft, bis
zu einem ſolchen Grade verduͤnnt wird, daß beinahe zwi-
ſchen
(g)
4 Buch.
(g*) ſauvageſ des effets de l’air
S. 7. naͤmlich 34300 Pfunde.
(h) Genauer wird dieſes vorge-
tragen werden im VIII Buche.
Jndeſſen leſe man den beruͤmten
wainewrigth und ſauvageſ des
effets de l’air.
(h*) Beim Muſchenbroek, der
die Oberflaͤche des Koͤrpers um et-
was groͤſſer anſezzt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/287>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.