will. Diesen Weg erwählte ehedem der berühmte Arzt Allen Moulins(b), es fand derselbe in einem hundert und achtzehn Pfunde schwerem Schafe, fünf Pfunde und ein Viertheil Blut, und es war folglich das Blut beinahe der drei und zwanzigste Theil vom ganzen Thiere. Jn eben dergleichen Thiere hatte Harvey(c) vier Pfun- de, und der ehedem berühmte Edmund King(d) acht und sechzig Unzen gefunden. Jn einem Lamme, das dreißig Pfunde und ein halbes wog, befanden sich an- derthalb Pfunde Blut, welches beinahe der zwanzigste Theil vom ganzen Thiere war (e). Jn einer zweipfün- digen Ente, welche überdem noch vierzehn Unzen und funfzig Grane wog, fand man eine Unze, vier Quent- chen, und drei und funfzig Grane, welches beinahe den dreißigsten Theil von der ganzen Ente beträgt (f). An einem Kaninchen, welches zehn Unzen, sieben Quentchen, und funfzig Gran schwer war, wog das herausgefloßne Blut zwei Quentchen und acht und funfzigtehalb Gran, welches wieder der dreißigste Theil vom Ganzen ist (g). Dieses waren die Gründe dieses berühmten Mannes, woraus er schlos, daß man das Blut, als den zwan- zigsten Theil vom ganzen thierischen Körper ansehen, und das Blut in einem erwachsenen Menschen auf acht Pfunde sezzen könne. Und diese Berechnung lies sich auch der ehemals berühmte königliche Leibarzt, Martin Lister(h), gefallen.
§. 2. Was an dieser Berechnungsart auszusezzen ist.
Es gestatten aber viele Schwierigkeiten diese Be- rechnung nicht. Erstlich sind ihr die Versuche zuwider. Es bekam solchergestalt Karl Drelincourt aus einem
Hunde,
(b)[Spaltenumbruch]Phil. Trans. Num. 191.
(c)Exerc. circul. sang v. S. 48.
(d)Philosoph. Trans. n. 25.
(e)Moulins am angeführten Orte.
(f)[Spaltenumbruch]
ebendas.
(g) ebendas.
(h)Philosoph. Transact. n. 270.
A 2
uͤberhaupt betrachtet.
will. Dieſen Weg erwaͤhlte ehedem der beruͤhmte Arzt Allen Moulins(b), es fand derſelbe in einem hundert und achtzehn Pfunde ſchwerem Schafe, fuͤnf Pfunde und ein Viertheil Blut, und es war folglich das Blut beinahe der drei und zwanzigſte Theil vom ganzen Thiere. Jn eben dergleichen Thiere hatte Harvey(c) vier Pfun- de, und der ehedem beruͤhmte Edmund King(d) acht und ſechzig Unzen gefunden. Jn einem Lamme, das dreißig Pfunde und ein halbes wog, befanden ſich an- derthalb Pfunde Blut, welches beinahe der zwanzigſte Theil vom ganzen Thiere war (e). Jn einer zweipfuͤn- digen Ente, welche uͤberdem noch vierzehn Unzen und funfzig Grane wog, fand man eine Unze, vier Quent- chen, und drei und funfzig Grane, welches beinahe den dreißigſten Theil von der ganzen Ente betraͤgt (f). An einem Kaninchen, welches zehn Unzen, ſieben Quentchen, und funfzig Gran ſchwer war, wog das herausgefloßne Blut zwei Quentchen und acht und funfzigtehalb Gran, welches wieder der dreißigſte Theil vom Ganzen iſt (g). Dieſes waren die Gruͤnde dieſes beruͤhmten Mannes, woraus er ſchlos, daß man das Blut, als den zwan- zigſten Theil vom ganzen thieriſchen Koͤrper anſehen, und das Blut in einem erwachſenen Menſchen auf acht Pfunde ſezzen koͤnne. Und dieſe Berechnung lies ſich auch der ehemals beruͤhmte koͤnigliche Leibarzt, Martin Liſter(h), gefallen.
§. 2. Was an dieſer Berechnungsart auszuſezzen iſt.
Es geſtatten aber viele Schwierigkeiten dieſe Be- rechnung nicht. Erſtlich ſind ihr die Verſuche zuwider. Es bekam ſolchergeſtalt Karl Drelincourt aus einem
Hunde,
(b)[Spaltenumbruch]Phil. Trans. Num. 191.
(c)Exerc. circul. ſang v. S. 48.
(d)Philoſoph. Trans. n. 25.
(e)Moulins am angefuͤhrten Orte.
(f)[Spaltenumbruch]
ebendaſ.
(g) ebendaſ.
(h)Philoſoph. Transact. n. 270.
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Allen Moulins (b), es fand derſelbe in einem hundert
und achtzehn Pfunde ſchwerem Schafe, fuͤnf Pfunde
und ein Viertheil Blut, und es war folglich das Blut
beinahe der drei und zwanzigſte Theil vom ganzen Thiere.
Jn eben dergleichen Thiere hatte Harvey (c) vier Pfun-
de, und der ehedem beruͤhmte Edmund King (d) acht
und ſechzig Unzen gefunden. Jn einem Lamme, das
dreißig Pfunde und ein halbes wog, befanden ſich an-
derthalb Pfunde Blut, welches beinahe der zwanzigſte
Theil vom ganzen Thiere war (e). Jn einer zweipfuͤn-
digen Ente, welche uͤberdem noch vierzehn Unzen und
funfzig Grane wog, fand man eine Unze, vier Quent-
chen, und drei und funfzig Grane, welches beinahe den
dreißigſten Theil von der ganzen Ente betraͤgt (f). An
einem Kaninchen, welches zehn Unzen, ſieben Quentchen,
und funfzig Gran ſchwer war, wog das herausgefloßne
Blut zwei Quentchen und acht und funfzigtehalb Gran,
welches wieder der dreißigſte Theil vom Ganzen iſt (g).
Dieſes waren die Gruͤnde dieſes beruͤhmten Mannes,
woraus er ſchlos, daß man das Blut, als den zwan-
zigſten Theil vom ganzen thieriſchen Koͤrper anſehen, und
das Blut in einem erwachſenen Menſchen auf acht Pfunde
ſezzen koͤnne. Und dieſe Berechnung lies ſich auch der
ehemals beruͤhmte koͤnigliche Leibarzt, Martin Liſter (h),
gefallen.
§. 2.
Was an dieſer Berechnungsart auszuſezzen iſt.
Es geſtatten aber viele Schwierigkeiten dieſe Be-
rechnung nicht. Erſtlich ſind ihr die Verſuche zuwider.
Es bekam ſolchergeſtalt Karl Drelincourt aus einem
Hunde,
(b)
Phil. Trans. Num. 191.
(c) Exerc. circul. ſang v. S. 48.
(d) Philoſoph. Trans. n. 25.
(e) Moulins am angefuͤhrten
Orte.
(f)
ebendaſ.
(g) ebendaſ.
(h) Philoſoph. Transact. n. 270.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/23>, abgerufen am 22.02.2025.
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