Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Bewegung des Herzens.
damit sie in der kürzern Zeit des Zusammenziehens desto
wirksamer seyn möchten (n**).

§. 36.
Beantwortung dieser Einwürfe.

Jch habe hier die Säzze, Versuche, und Beweis-
gründe derer berühmten Männer aufrichtig vorgetragen,
ohne daß ich ihnen, so viel mir möglich gewesen, das ge-
ringste von ihrer Stärke benommen. Nun ist noch zu
zeigen übrig, warum ich, nach genauer Ueberlegung al-
ler dieser Umstände, dennoch bei meiner Meinung be-
harre.

Jch werde zuerst von der Bewegung derer Säfte und
von dem Leben reden, welches entweder ohne Herzen in
der Frucht fortdauret, oder doch nach der starken Verlez-
zung des Herzens in Erwachsenen noch erhalten wird.
Jn dem erstern Exempel hat ein langsamer Antrieb derer
Säfte von der Mutter dazu kommen können (o); in dem
andern sind die Lebenskräfte auch mit dem allmälich ver-
zehrten Herzen ohne Zweifel zugleich vermindert worden.
Das noch übrige Stükchen Herz, oder die Herzohren, die
nichts gelitten (p), haben noch ein schwaches und unvoll-
kommenes Leben erhalten. An andern Eingeweiden er-
eignen sich dergleichen Krankheiten ebenfalls auch, und he-
ben dennoch ihre Verrichtung nicht auf, gleichwie die hef-
tigsten Beschwerungen im Gehirn, die manche Menschen
eine Zeitlang, bei annoch daurenden Leben, erlitten haben,
deswegen das Vermögen des Gehirnes und derer Nerven,
in Ansehung der Bewegung des Körpers, nicht aufheben.
Besonders aber kann die langsame Wirkung einer lang-
wierigen Krankheit denen so klaren Versuchen, die ich

vor-
(n**) [Spaltenumbruch] Am angef. Ort, S. 360.
(o) Vergleiche damit J. B.
Bianchi de due mostri, S. 97.
(p) [Spaltenumbruch] Senac am angef. Ort T. II.
S. 483.
G g g 3

Die Bewegung des Herzens.
damit ſie in der kuͤrzern Zeit des Zuſammenziehens deſto
wirkſamer ſeyn moͤchten (n**).

§. 36.
Beantwortung dieſer Einwuͤrfe.

Jch habe hier die Saͤzze, Verſuche, und Beweis-
gruͤnde derer beruͤhmten Maͤnner aufrichtig vorgetragen,
ohne daß ich ihnen, ſo viel mir moͤglich geweſen, das ge-
ringſte von ihrer Staͤrke benommen. Nun iſt noch zu
zeigen uͤbrig, warum ich, nach genauer Ueberlegung al-
ler dieſer Umſtaͤnde, dennoch bei meiner Meinung be-
harre.

Jch werde zuerſt von der Bewegung derer Saͤfte und
von dem Leben reden, welches entweder ohne Herzen in
der Frucht fortdauret, oder doch nach der ſtarken Verlez-
zung des Herzens in Erwachſenen noch erhalten wird.
Jn dem erſtern Exempel hat ein langſamer Antrieb derer
Saͤfte von der Mutter dazu kommen koͤnnen (o); in dem
andern ſind die Lebenskraͤfte auch mit dem allmaͤlich ver-
zehrten Herzen ohne Zweifel zugleich vermindert worden.
Das noch uͤbrige Stuͤkchen Herz, oder die Herzohren, die
nichts gelitten (p), haben noch ein ſchwaches und unvoll-
kommenes Leben erhalten. An andern Eingeweiden er-
eignen ſich dergleichen Krankheiten ebenfalls auch, und he-
ben dennoch ihre Verrichtung nicht auf, gleichwie die hef-
tigſten Beſchwerungen im Gehirn, die manche Menſchen
eine Zeitlang, bei annoch daurenden Leben, erlitten haben,
deswegen das Vermoͤgen des Gehirnes und derer Nerven,
in Anſehung der Bewegung des Koͤrpers, nicht aufheben.
Beſonders aber kann die langſame Wirkung einer lang-
wierigen Krankheit denen ſo klaren Verſuchen, die ich

vor-
(n**) [Spaltenumbruch] Am angef. Ort, S. 360.
(o) Vergleiche damit J. B.
Bianchi de due moſtri, S. 97.
(p) [Spaltenumbruch] Senac am angef. Ort T. II.
S. 483.
G g g 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0893" n="837"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Bewegung des Herzens.</hi></fw><lb/>
damit &#x017F;ie in der ku&#x0364;rzern Zeit des Zu&#x017F;ammenziehens de&#x017F;to<lb/>
wirk&#x017F;amer &#x017F;eyn mo&#x0364;chten <note place="foot" n="(n**)"><cb/>
Am angef. Ort, S. 360.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 36.<lb/>
Beantwortung die&#x017F;er Einwu&#x0364;rfe.</head><lb/>
            <p>Jch habe hier die Sa&#x0364;zze, Ver&#x017F;uche, und Beweis-<lb/>
gru&#x0364;nde derer beru&#x0364;hmten Ma&#x0364;nner aufrichtig vorgetragen,<lb/>
ohne daß ich ihnen, &#x017F;o viel mir mo&#x0364;glich gewe&#x017F;en, das ge-<lb/>
ring&#x017F;te von ihrer Sta&#x0364;rke benommen. Nun i&#x017F;t noch zu<lb/>
zeigen u&#x0364;brig, warum ich, nach genauer Ueberlegung al-<lb/>
ler die&#x017F;er Um&#x017F;ta&#x0364;nde, dennoch bei meiner Meinung be-<lb/>
harre.</p><lb/>
            <p>Jch werde zuer&#x017F;t von der Bewegung derer Sa&#x0364;fte und<lb/>
von dem Leben reden, welches entweder ohne Herzen in<lb/>
der Frucht fortdauret, oder doch nach der &#x017F;tarken Verlez-<lb/>
zung des Herzens in Erwach&#x017F;enen noch erhalten wird.<lb/>
Jn dem er&#x017F;tern Exempel hat ein lang&#x017F;amer Antrieb derer<lb/>
Sa&#x0364;fte von der Mutter dazu kommen ko&#x0364;nnen <note place="foot" n="(o)">Vergleiche damit J. B.<lb/><hi rendition="#fr">Bianchi</hi> <hi rendition="#aq">de due mo&#x017F;tri,</hi> S. 97.</note>; in dem<lb/>
andern &#x017F;ind die Lebenskra&#x0364;fte auch mit dem allma&#x0364;lich ver-<lb/>
zehrten Herzen ohne Zweifel zugleich vermindert worden.<lb/>
Das noch u&#x0364;brige Stu&#x0364;kchen Herz, oder die Herzohren, die<lb/>
nichts gelitten <note place="foot" n="(p)"><cb/><hi rendition="#fr">Senac</hi> am angef. Ort <hi rendition="#aq">T. II.</hi><lb/>
S. 483.</note>, haben noch ein &#x017F;chwaches und unvoll-<lb/>
kommenes Leben erhalten. An andern Eingeweiden er-<lb/>
eignen &#x017F;ich dergleichen Krankheiten ebenfalls auch, und he-<lb/>
ben dennoch ihre Verrichtung nicht auf, gleichwie die hef-<lb/>
tig&#x017F;ten Be&#x017F;chwerungen im Gehirn, die manche Men&#x017F;chen<lb/>
eine Zeitlang, bei annoch daurenden Leben, erlitten haben,<lb/>
deswegen das Vermo&#x0364;gen des Gehirnes und derer Nerven,<lb/>
in An&#x017F;ehung der Bewegung des Ko&#x0364;rpers, nicht aufheben.<lb/>
Be&#x017F;onders aber kann die lang&#x017F;ame Wirkung einer lang-<lb/>
wierigen Krankheit denen &#x017F;o klaren Ver&#x017F;uchen, die ich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g g 3</fw><fw place="bottom" type="catch">vor-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[837/0893] Die Bewegung des Herzens. damit ſie in der kuͤrzern Zeit des Zuſammenziehens deſto wirkſamer ſeyn moͤchten (n**). §. 36. Beantwortung dieſer Einwuͤrfe. Jch habe hier die Saͤzze, Verſuche, und Beweis- gruͤnde derer beruͤhmten Maͤnner aufrichtig vorgetragen, ohne daß ich ihnen, ſo viel mir moͤglich geweſen, das ge- ringſte von ihrer Staͤrke benommen. Nun iſt noch zu zeigen uͤbrig, warum ich, nach genauer Ueberlegung al- ler dieſer Umſtaͤnde, dennoch bei meiner Meinung be- harre. Jch werde zuerſt von der Bewegung derer Saͤfte und von dem Leben reden, welches entweder ohne Herzen in der Frucht fortdauret, oder doch nach der ſtarken Verlez- zung des Herzens in Erwachſenen noch erhalten wird. Jn dem erſtern Exempel hat ein langſamer Antrieb derer Saͤfte von der Mutter dazu kommen koͤnnen (o); in dem andern ſind die Lebenskraͤfte auch mit dem allmaͤlich ver- zehrten Herzen ohne Zweifel zugleich vermindert worden. Das noch uͤbrige Stuͤkchen Herz, oder die Herzohren, die nichts gelitten (p), haben noch ein ſchwaches und unvoll- kommenes Leben erhalten. An andern Eingeweiden er- eignen ſich dergleichen Krankheiten ebenfalls auch, und he- ben dennoch ihre Verrichtung nicht auf, gleichwie die hef- tigſten Beſchwerungen im Gehirn, die manche Menſchen eine Zeitlang, bei annoch daurenden Leben, erlitten haben, deswegen das Vermoͤgen des Gehirnes und derer Nerven, in Anſehung der Bewegung des Koͤrpers, nicht aufheben. Beſonders aber kann die langſame Wirkung einer lang- wierigen Krankheit denen ſo klaren Verſuchen, die ich vor- (n**) Am angef. Ort, S. 360. (o) Vergleiche damit J. B. Bianchi de due moſtri, S. 97. (p) Senac am angef. Ort T. II. S. 483. G g g 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/893
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 837. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/893>, abgerufen am 30.12.2024.