sam wie ein weites Seegel, daß das Blut nicht mit allzu schwachem Triebe aus diesem Sinus in die Aorte hinein- dringen möge (x). Denn diese Klappe ist zu diesem Ge- schäfte schon hinreichend, weil sie viel breiter ist, als der rechte häutigte Ring (x*).
§. 17. Dieses ist der kleine Umlauf des Blutes.
Ehe wir den Lauf des aus der linken Kammer her- vorkommenden Blutes weiter verfolgen, müssen wir bil- lig melden, daß die Bewegung desselben aus der rechten Herzkammer, durch die Schlag- und Blutader der Lunge, in den linken Sinus und die linke Herzkammer, der zwote oder kleine Umlauf des Blutes heisse, welcher einige Zeitlang vor dem Harvey schon hin und wieder bekannt gewesen, ohnerachtet vor diesem vortreflichen Manne die öffentliche Vorurtheile der Schulen noch nicht hatten können aus dem Wege geräumet werden. Es hat demnach das Alterthum von denen grossen Gefässen der Lunge ganz anders geurtheilet, als wir zu thun pflegen. Denn weil man sich zur selbigen Zeit einbildete, daß in der linken Herzkammer Luft, in der rechten aber Blut gewöhnlicher massen befindlich sey (y), so nennete man die Lungenschlagader, in Ansehung der Herzkammer, eine Blutader, welche in Ansehung ihrer Bauart schlag- aderhaft (vena arteriosa) wäre (z): dagegen hieß die
aus
(x)[Spaltenumbruch]
Man sehe nach, was im vor- hergehenden 10ten §. von der rech- ten Schlagadermündung ist gemel- det worden.
(x*) §. 12. B. 4. Abschn. 3.
(y) Die linke Kammer ist mit dem Lebensgeiste angefüllt. Era- sistratus bei dem Galenusde Hip- poc. & Plat. decret. L. I. voll vom thierischen Geiste, Chrysippus [Spaltenumbruch]
bei eben demselben. Der linke Si- nus schikket durch die Schlagadern den Geist, durch die Blutadern Blut fort, pollvx in Lexico.
(z)Herophilus beim RufusI. S. 42. Galenusde usu part. L. VI. c. 10. 20. u. f. Der Verfasser des Hippocratischen Buches [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]n. 10. hatte sie eine knorpli- ge Blutader genennet.
Viertes Buch. Das Herz.
ſam wie ein weites Seegel, daß das Blut nicht mit allzu ſchwachem Triebe aus dieſem Sinus in die Aorte hinein- dringen moͤge (x). Denn dieſe Klappe iſt zu dieſem Ge- ſchaͤfte ſchon hinreichend, weil ſie viel breiter iſt, als der rechte haͤutigte Ring (x*).
§. 17. Dieſes iſt der kleine Umlauf des Blutes.
Ehe wir den Lauf des aus der linken Kammer her- vorkommenden Blutes weiter verfolgen, muͤſſen wir bil- lig melden, daß die Bewegung deſſelben aus der rechten Herzkammer, durch die Schlag- und Blutader der Lunge, in den linken Sinus und die linke Herzkammer, der zwote oder kleine Umlauf des Blutes heiſſe, welcher einige Zeitlang vor dem Harvey ſchon hin und wieder bekannt geweſen, ohnerachtet vor dieſem vortreflichen Manne die oͤffentliche Vorurtheile der Schulen noch nicht hatten koͤnnen aus dem Wege geraͤumet werden. Es hat demnach das Alterthum von denen groſſen Gefaͤſſen der Lunge ganz anders geurtheilet, als wir zu thun pflegen. Denn weil man ſich zur ſelbigen Zeit einbildete, daß in der linken Herzkammer Luft, in der rechten aber Blut gewoͤhnlicher maſſen befindlich ſey (y), ſo nennete man die Lungenſchlagader, in Anſehung der Herzkammer, eine Blutader, welche in Anſehung ihrer Bauart ſchlag- aderhaft (vena arterioſa) waͤre (z): dagegen hieß die
aus
(x)[Spaltenumbruch]
Man ſehe nach, was im vor- hergehenden 10ten §. von der rech- ten Schlagadermuͤndung iſt gemel- det worden.
(x*) §. 12. B. 4. Abſchn. 3.
(y) Die linke Kammer iſt mit dem Lebensgeiſte angefuͤllt. Era- ſiſtratus bei dem Galenusde Hip- poc. & Plat. decret. L. I. voll vom thieriſchen Geiſte, Chryſippus [Spaltenumbruch]
bei eben demſelben. Der linke Si- nus ſchikket durch die Schlagadern den Geiſt, durch die Blutadern Blut fort, pollvx in Lexico.
(z)Herophilus beim RufusI. S. 42. Galenusde uſu part. L. VI. c. 10. 20. u. f. Der Verfaſſer des Hippocratiſchen Buches [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]n. 10. hatte ſie eine knorpli- ge Blutader genennet.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0840"n="784"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Viertes Buch. Das Herz.</hi></fw><lb/>ſam wie ein weites Seegel, daß das Blut nicht mit allzu<lb/>ſchwachem Triebe aus dieſem Sinus in die Aorte hinein-<lb/>
dringen moͤge <noteplace="foot"n="(x)"><cb/>
Man ſehe nach, was im vor-<lb/>
hergehenden 10ten §. von der rech-<lb/>
ten Schlagadermuͤndung iſt gemel-<lb/>
det worden.</note>. Denn dieſe Klappe iſt zu dieſem Ge-<lb/>ſchaͤfte ſchon hinreichend, weil ſie viel breiter iſt, als der<lb/>
rechte haͤutigte Ring <noteplace="foot"n="(x*)">§. 12. B. 4. Abſchn. 3.</note>.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 17.<lb/>
Dieſes iſt der kleine Umlauf des Blutes.</head><lb/><p>Ehe wir den Lauf des aus der linken Kammer her-<lb/>
vorkommenden Blutes weiter verfolgen, muͤſſen wir bil-<lb/>
lig melden, daß die Bewegung deſſelben aus der rechten<lb/>
Herzkammer, durch die Schlag- und Blutader der Lunge,<lb/>
in den linken Sinus und die linke Herzkammer, der<lb/>
zwote oder <hirendition="#fr">kleine Umlauf des Blutes</hi> heiſſe, welcher<lb/>
einige Zeitlang vor dem <hirendition="#fr">Harvey</hi>ſchon hin und wieder<lb/>
bekannt geweſen, ohnerachtet vor dieſem vortreflichen<lb/>
Manne die oͤffentliche Vorurtheile der Schulen noch nicht<lb/>
hatten koͤnnen aus dem Wege geraͤumet werden. Es hat<lb/>
demnach das Alterthum von denen groſſen Gefaͤſſen der<lb/>
Lunge ganz anders geurtheilet, als wir zu thun pflegen.<lb/>
Denn weil man ſich zur ſelbigen Zeit einbildete, daß in<lb/>
der linken Herzkammer Luft, in der rechten aber Blut<lb/>
gewoͤhnlicher maſſen befindlich ſey <noteplace="foot"n="(y)">Die linke Kammer iſt mit<lb/>
dem Lebensgeiſte angefuͤllt. <hirendition="#fr">Era-<lb/>ſiſtratus</hi> bei dem <hirendition="#fr">Galenus</hi><hirendition="#aq">de Hip-<lb/>
poc. & Plat. decret. L. I.</hi> voll vom<lb/>
thieriſchen Geiſte, <hirendition="#fr">Chryſippus</hi><lb/><cb/>
bei eben <hirendition="#fr">demſelben.</hi> Der linke Si-<lb/>
nus ſchikket durch die Schlagadern<lb/>
den Geiſt, durch die Blutadern<lb/>
Blut fort, <hirendition="#aq"><hirendition="#k">pollvx</hi> in Lexico.</hi></note>, ſo nennete man<lb/>
die Lungenſchlagader, in Anſehung der Herzkammer, eine<lb/><hirendition="#fr">Blutader,</hi> welche in Anſehung ihrer Bauart <hirendition="#fr">ſchlag-<lb/>
aderhaft</hi> (<hirendition="#aq">vena arterioſa</hi>) waͤre <noteplace="foot"n="(z)"><hirendition="#fr">Herophilus</hi> beim <hirendition="#fr">Rufus</hi><hirendition="#aq">I.</hi><lb/>
S. 42. <hirendition="#fr">Galenus</hi><hirendition="#aq">de uſu part. L.<lb/>
VI. c.</hi> 10. 20. u. f. Der Verfaſſer<lb/>
des Hippocratiſchen Buches <gapreason="fm"unit="words"quantity="1"/><lb/><gapreason="fm"unit="words"quantity="1"/><hirendition="#aq">n.</hi> 10. hatte ſie eine knorpli-<lb/>
ge Blutader genennet.</note>: dagegen hieß die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">aus</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[784/0840]
Viertes Buch. Das Herz.
ſam wie ein weites Seegel, daß das Blut nicht mit allzu
ſchwachem Triebe aus dieſem Sinus in die Aorte hinein-
dringen moͤge (x). Denn dieſe Klappe iſt zu dieſem Ge-
ſchaͤfte ſchon hinreichend, weil ſie viel breiter iſt, als der
rechte haͤutigte Ring (x*).
§. 17.
Dieſes iſt der kleine Umlauf des Blutes.
Ehe wir den Lauf des aus der linken Kammer her-
vorkommenden Blutes weiter verfolgen, muͤſſen wir bil-
lig melden, daß die Bewegung deſſelben aus der rechten
Herzkammer, durch die Schlag- und Blutader der Lunge,
in den linken Sinus und die linke Herzkammer, der
zwote oder kleine Umlauf des Blutes heiſſe, welcher
einige Zeitlang vor dem Harvey ſchon hin und wieder
bekannt geweſen, ohnerachtet vor dieſem vortreflichen
Manne die oͤffentliche Vorurtheile der Schulen noch nicht
hatten koͤnnen aus dem Wege geraͤumet werden. Es hat
demnach das Alterthum von denen groſſen Gefaͤſſen der
Lunge ganz anders geurtheilet, als wir zu thun pflegen.
Denn weil man ſich zur ſelbigen Zeit einbildete, daß in
der linken Herzkammer Luft, in der rechten aber Blut
gewoͤhnlicher maſſen befindlich ſey (y), ſo nennete man
die Lungenſchlagader, in Anſehung der Herzkammer, eine
Blutader, welche in Anſehung ihrer Bauart ſchlag-
aderhaft (vena arterioſa) waͤre (z): dagegen hieß die
aus
(x)
Man ſehe nach, was im vor-
hergehenden 10ten §. von der rech-
ten Schlagadermuͤndung iſt gemel-
det worden.
(x*) §. 12. B. 4. Abſchn. 3.
(y) Die linke Kammer iſt mit
dem Lebensgeiſte angefuͤllt. Era-
ſiſtratus bei dem Galenus de Hip-
poc. & Plat. decret. L. I. voll vom
thieriſchen Geiſte, Chryſippus
bei eben demſelben. Der linke Si-
nus ſchikket durch die Schlagadern
den Geiſt, durch die Blutadern
Blut fort, pollvx in Lexico.
(z) Herophilus beim Rufus I.
S. 42. Galenus de uſu part. L.
VI. c. 10. 20. u. f. Der Verfaſſer
des Hippocratiſchen Buches _
_ n. 10. hatte ſie eine knorpli-
ge Blutader genennet.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 784. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/840>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.