§. 1. Es bewegt sich dasselbe aus seinen kleinsten Gefässen bis nach dem Brustkanale hin.
Es ist nunmehro noch übrig, daß wir den Umlauf de- rerjenigen Feuchtigkeiten zeigen, welche dünner sind als das Blut: denn wenn dieses keine unnüzze Säfte sind, welche die Natur aus einem belebten Körper fortschaft, so muß in der That alles dasjenige zu der gemeinschaftli- chen Masse der Säfte wieder zurükgebracht werden, was nach dem besonders geleisteten Nuzzen eines jeden Saftes übrig geblieben ist, und ich sehe auch keinen Grund vor mir, warum man nur dem Blute allein einen Umlauf zugestehen sollte (n). Da nun ausser denen mit Klappen versehenen und durchsichtigen Adern wenig andere mehr bekannt sind, so ist es daher nöthig, daß wir auch von diesen Flieswassergefässen handeln.
Es sind beinahe alle Zergliederer, von dem ersten Zeitalter dieser Gefässe an, in Ansehung des wahren Laufs des Flieswassers einerlei Meinung gewesen: sie haben nämlich alle geglaubt, daß das Flieswasser von allen Seiten der Oberfläche des Körpers und den klein- sten durchsichtigen Zweigen, in die grössern Flieswasser- gefässe und deren Stämme, und zulezt in den Brust- kanal zusammenkomme, nur diejenigen Gefässe ausge-
nommen,
(n)[Spaltenumbruch]M. lister de humor. c. 25. Mit bessern Recht hat vorlängst Pechlin geschrieben, daß im menschlichen Körper ein so vielfa- [Spaltenumbruch]
cher Umlauf statt finde, als es Ver- schiedenheiten von Säften darin- nen gebe. Tr. de corde, n. 24.
Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
Vierter Abſchnitt. Der Lauf des Flieswaſſers.
§. 1. Es bewegt ſich daſſelbe aus ſeinen kleinſten Gefaͤſſen bis nach dem Bruſtkanale hin.
Es iſt nunmehro noch uͤbrig, daß wir den Umlauf de- rerjenigen Feuchtigkeiten zeigen, welche duͤnner ſind als das Blut: denn wenn dieſes keine unnuͤzze Saͤfte ſind, welche die Natur aus einem belebten Koͤrper fortſchaft, ſo muß in der That alles dasjenige zu der gemeinſchaftli- chen Maſſe der Saͤfte wieder zuruͤkgebracht werden, was nach dem beſonders geleiſteten Nuzzen eines jeden Saftes uͤbrig geblieben iſt, und ich ſehe auch keinen Grund vor mir, warum man nur dem Blute allein einen Umlauf zugeſtehen ſollte (n). Da nun auſſer denen mit Klappen verſehenen und durchſichtigen Adern wenig andere mehr bekannt ſind, ſo iſt es daher noͤthig, daß wir auch von dieſen Flieswaſſergefaͤſſen handeln.
Es ſind beinahe alle Zergliederer, von dem erſten Zeitalter dieſer Gefaͤſſe an, in Anſehung des wahren Laufs des Flieswaſſers einerlei Meinung geweſen: ſie haben naͤmlich alle geglaubt, daß das Flieswaſſer von allen Seiten der Oberflaͤche des Koͤrpers und den klein- ſten durchſichtigen Zweigen, in die groͤſſern Flieswaſſer- gefaͤſſe und deren Staͤmme, und zulezt in den Bruſt- kanal zuſammenkomme, nur diejenigen Gefaͤſſe ausge-
nommen,
(n)[Spaltenumbruch]M. lister de humor. c. 25. Mit beſſern Recht hat vorlaͤngſt Pechlin geſchrieben, daß im menſchlichen Koͤrper ein ſo vielfa- [Spaltenumbruch]
cher Umlauf ſtatt finde, als es Ver- ſchiedenheiten von Saͤften darin- nen gebe. Tr. de corde, n. 24.
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Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
Vierter Abſchnitt.
Der Lauf des Flieswaſſers.
§. 1.
Es bewegt ſich daſſelbe aus ſeinen kleinſten
Gefaͤſſen bis nach dem Bruſtkanale
hin.
Es iſt nunmehro noch uͤbrig, daß wir den Umlauf de-
rerjenigen Feuchtigkeiten zeigen, welche duͤnner ſind als
das Blut: denn wenn dieſes keine unnuͤzze Saͤfte ſind,
welche die Natur aus einem belebten Koͤrper fortſchaft,
ſo muß in der That alles dasjenige zu der gemeinſchaftli-
chen Maſſe der Saͤfte wieder zuruͤkgebracht werden, was
nach dem beſonders geleiſteten Nuzzen eines jeden Saftes
uͤbrig geblieben iſt, und ich ſehe auch keinen Grund vor
mir, warum man nur dem Blute allein einen Umlauf
zugeſtehen ſollte (n). Da nun auſſer denen mit Klappen
verſehenen und durchſichtigen Adern wenig andere mehr
bekannt ſind, ſo iſt es daher noͤthig, daß wir auch von
dieſen Flieswaſſergefaͤſſen handeln.
Es ſind beinahe alle Zergliederer, von dem erſten
Zeitalter dieſer Gefaͤſſe an, in Anſehung des wahren
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haben naͤmlich alle geglaubt, daß das Flieswaſſer von
allen Seiten der Oberflaͤche des Koͤrpers und den klein-
ſten durchſichtigen Zweigen, in die groͤſſern Flieswaſſer-
gefaͤſſe und deren Staͤmme, und zulezt in den Bruſt-
kanal zuſammenkomme, nur diejenigen Gefaͤſſe ausge-
nommen,
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M. lister de humor. c. 25.
Mit beſſern Recht hat vorlaͤngſt
Pechlin geſchrieben, daß im
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/532>, abgerufen am 30.12.2024.
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