adern eingesprizzet worden, völlig gehoben (a). Ein Geschwür wurde geheilet, nachdem man den Balsam von Mecha in die Blutadern gebracht hatte (b), und nach der Einsprizzung des Hirschhorngeistes wurde ein Mann glüklich wieder hergestellet, der von einer Otter war gebissen worden, und bereits sehr gefährliche Zufälle erlitten hatte (c).
§. 14. Man kann diese Mittheilung der Arzeneien nicht zur Heilung der Krankheiten anpreisen.
Jch möchte indessen auf das Ansehn dieser Versuche nicht gern eine neue Art, die Krankheiten zu heilen, ein- führen, ob es gleich nicht an Personen gefehlet, welche dieselbe angerathen haben (d), und man auch sonst in dem schleunigen Falle, wenn jemand von einem giftigen Thie- re gebissen worden, vielleicht dem Kranken auf solche Weise geschwinder zu Hülfe kommen könnte, als es sonst in einem langen Umschweif, durch den Magen, die Ge- därme und die Milchgefässe, möchte zu erhalten seyn. Es fehlet uns noch an gar zu vielen und gefährlichen Ver- suchen, die man anzustellen hätte, bevor man erstlich die äusserste Quantität derer zu erwählenden Portionen (do- ses), und die Unschädlichkeit derer unmittelbar ins Blut gebrachten Arzeneien, mit eben der Zuverläßigkeit be-
stim-
(a)[Spaltenumbruch]Ortus & occasus med. clys- mat.Elzholz, S. 48. Phil. transact. n. 30.
(b) Breslauer Sammlungen 718. M. April.
(c)valisneri in Galer. di Mi- [n]erva, T. VII. S. 153. und in Oper. [om]n. T. III. S. 211.
(d)Ettmüller rathet, man sol- [Spaltenumbruch]
le' schweistreibende, mit Opium versezte, und andere Arzneien ein- sprizzen, und diese Heilungsart in den grösten und heftigsten Krank- heiten, z. E. dem Schlage, Con- vulsionen, oder in solchen ver- suchen, wobei die ganze Masse der Säfte verderbt ist, als im Scor- but, den Franzosen, der Gelbsucht, und den bosartigen Fiebern.
E e 4
durch die Schlag-in die Blutadern.
adern eingeſprizzet worden, voͤllig gehoben (a). Ein Geſchwuͤr wurde geheilet, nachdem man den Balſam von Mecha in die Blutadern gebracht hatte (b), und nach der Einſprizzung des Hirſchhorngeiſtes wurde ein Mann gluͤklich wieder hergeſtellet, der von einer Otter war gebiſſen worden, und bereits ſehr gefaͤhrliche Zufaͤlle erlitten hatte (c).
§. 14. Man kann dieſe Mittheilung der Arzeneien nicht zur Heilung der Krankheiten anpreiſen.
Jch moͤchte indeſſen auf das Anſehn dieſer Verſuche nicht gern eine neue Art, die Krankheiten zu heilen, ein- fuͤhren, ob es gleich nicht an Perſonen gefehlet, welche dieſelbe angerathen haben (d), und man auch ſonſt in dem ſchleunigen Falle, wenn jemand von einem giftigen Thie- re gebiſſen worden, vielleicht dem Kranken auf ſolche Weiſe geſchwinder zu Huͤlfe kommen koͤnnte, als es ſonſt in einem langen Umſchweif, durch den Magen, die Ge- daͤrme und die Milchgefaͤſſe, moͤchte zu erhalten ſeyn. Es fehlet uns noch an gar zu vielen und gefaͤhrlichen Ver- ſuchen, die man anzuſtellen haͤtte, bevor man erſtlich die aͤuſſerſte Quantitaͤt derer zu erwaͤhlenden Portionen (do- ſes), und die Unſchaͤdlichkeit derer unmittelbar ins Blut gebrachten Arzeneien, mit eben der Zuverlaͤßigkeit be-
ſtim-
(a)[Spaltenumbruch]Ortus & occaſus med. clys- mat.Elzholz, S. 48. Phil. transact. n. 30.
(b) Breslauer Sammlungen 718. M. April.
(c)valisneri in Galer. di Mi- [n]erva, T. VII. S. 153. und in Oper. [om]n. T. III. S. 211.
(d)Ettmüller rathet, man ſol- [Spaltenumbruch]
le’ ſchweistreibende, mit Opium verſezte, und andere Arzneien ein- ſprizzen, und dieſe Heilungsart in den groͤſten und heftigſten Krank- heiten, z. E. dem Schlage, Con- vulſionen, oder in ſolchen ver- ſuchen, wobei die ganze Maſſe der Saͤfte verderbt iſt, als im Scor- but, den Franzoſen, der Gelbſucht, und den bosartigen Fiebern.
E e 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0495"n="439"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">durch die Schlag-in die Blutadern.</hi></fw><lb/>
adern eingeſprizzet worden, voͤllig gehoben <noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#aq">Ortus & occaſus med. clys-<lb/>
mat.</hi><hirendition="#fr">Elzholz,</hi> S. 48. <hirendition="#aq">Phil. transact.<lb/>
n.</hi> 30.</note>. Ein<lb/>
Geſchwuͤr wurde geheilet, nachdem man den Balſam<lb/>
von Mecha in die Blutadern gebracht hatte <noteplace="foot"n="(b)">Breslauer Sammlungen<lb/>
718. M. April.</note>, und<lb/>
nach der Einſprizzung des Hirſchhorngeiſtes wurde ein<lb/>
Mann gluͤklich wieder hergeſtellet, der von einer Otter<lb/>
war gebiſſen worden, und bereits ſehr gefaͤhrliche Zufaͤlle<lb/>
erlitten hatte <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">valisneri</hi> in Galer. di Mi-<lb/><supplied>n</supplied>erva, T. VII.</hi> S. 153. und <hirendition="#aq">in Oper.<lb/><supplied>om</supplied>n. T. III.</hi> S. 211.</note>.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 14.<lb/>
Man kann dieſe Mittheilung der Arzeneien<lb/>
nicht zur Heilung der Krankheiten<lb/>
anpreiſen.</head><lb/><p>Jch moͤchte indeſſen auf das Anſehn dieſer Verſuche<lb/>
nicht gern eine neue Art, die Krankheiten zu heilen, ein-<lb/>
fuͤhren, ob es gleich nicht an Perſonen gefehlet, welche<lb/>
dieſelbe angerathen haben <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#fr">Ettmüller</hi> rathet, man ſol-<lb/><cb/>
le’ſchweistreibende, mit Opium<lb/>
verſezte, und andere Arzneien ein-<lb/>ſprizzen, und dieſe Heilungsart in<lb/>
den groͤſten und heftigſten Krank-<lb/>
heiten, z. E. dem Schlage, Con-<lb/>
vulſionen, oder in ſolchen ver-<lb/>ſuchen, wobei die ganze Maſſe der<lb/>
Saͤfte verderbt iſt, als im Scor-<lb/>
but, den Franzoſen, der Gelbſucht,<lb/>
und den bosartigen Fiebern.</note>, und man auch ſonſt in dem<lb/>ſchleunigen Falle, wenn jemand von einem giftigen Thie-<lb/>
re gebiſſen worden, vielleicht dem Kranken auf ſolche<lb/>
Weiſe geſchwinder zu Huͤlfe kommen koͤnnte, als es ſonſt<lb/>
in einem langen Umſchweif, durch den Magen, die Ge-<lb/>
daͤrme und die Milchgefaͤſſe, moͤchte zu erhalten ſeyn. Es<lb/>
fehlet uns noch an gar zu vielen und gefaͤhrlichen Ver-<lb/>ſuchen, die man anzuſtellen haͤtte, bevor man erſtlich die<lb/>
aͤuſſerſte Quantitaͤt derer zu erwaͤhlenden Portionen (<hirendition="#aq">do-<lb/>ſes</hi>), und die Unſchaͤdlichkeit derer unmittelbar ins Blut<lb/>
gebrachten Arzeneien, mit eben der Zuverlaͤßigkeit be-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E e 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſtim-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[439/0495]
durch die Schlag-in die Blutadern.
adern eingeſprizzet worden, voͤllig gehoben (a). Ein
Geſchwuͤr wurde geheilet, nachdem man den Balſam
von Mecha in die Blutadern gebracht hatte (b), und
nach der Einſprizzung des Hirſchhorngeiſtes wurde ein
Mann gluͤklich wieder hergeſtellet, der von einer Otter
war gebiſſen worden, und bereits ſehr gefaͤhrliche Zufaͤlle
erlitten hatte (c).
§. 14.
Man kann dieſe Mittheilung der Arzeneien
nicht zur Heilung der Krankheiten
anpreiſen.
Jch moͤchte indeſſen auf das Anſehn dieſer Verſuche
nicht gern eine neue Art, die Krankheiten zu heilen, ein-
fuͤhren, ob es gleich nicht an Perſonen gefehlet, welche
dieſelbe angerathen haben (d), und man auch ſonſt in dem
ſchleunigen Falle, wenn jemand von einem giftigen Thie-
re gebiſſen worden, vielleicht dem Kranken auf ſolche
Weiſe geſchwinder zu Huͤlfe kommen koͤnnte, als es ſonſt
in einem langen Umſchweif, durch den Magen, die Ge-
daͤrme und die Milchgefaͤſſe, moͤchte zu erhalten ſeyn. Es
fehlet uns noch an gar zu vielen und gefaͤhrlichen Ver-
ſuchen, die man anzuſtellen haͤtte, bevor man erſtlich die
aͤuſſerſte Quantitaͤt derer zu erwaͤhlenden Portionen (do-
ſes), und die Unſchaͤdlichkeit derer unmittelbar ins Blut
gebrachten Arzeneien, mit eben der Zuverlaͤßigkeit be-
ſtim-
(a)
Ortus & occaſus med. clys-
mat. Elzholz, S. 48. Phil. transact.
n. 30.
(b) Breslauer Sammlungen
718. M. April.
(c) valisneri in Galer. di Mi-
nerva, T. VII. S. 153. und in Oper.
omn. T. III. S. 211.
(d) Ettmüller rathet, man ſol-
le’ ſchweistreibende, mit Opium
verſezte, und andere Arzneien ein-
ſprizzen, und dieſe Heilungsart in
den groͤſten und heftigſten Krank-
heiten, z. E. dem Schlage, Con-
vulſionen, oder in ſolchen ver-
ſuchen, wobei die ganze Maſſe der
Saͤfte verderbt iſt, als im Scor-
but, den Franzoſen, der Gelbſucht,
und den bosartigen Fiebern.
E e 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/495>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.