Unter diesem Namen kommen bei den neuern Zerglie- derern, die durchsichtigen oder röthlichen, zarten, und mit zalreichen Klappen, wenigstens an den mehre- sten Orten versehene, und daher knotige Adern vor, die aus kleinen Würzelchen in grosse Stämme, und in den Brustkanal mit desto grössern Stämmen zusammenstos- sen, je näher sie diesem Gange kommen. Dergleichen Adern findet man im Menschen, in den vierfüssigen Thieren, welche lebendig gebären, in den Amphibien (n*), und den Fischen die warmes Blut haben. Man hat aber auch Spuren von diesen Adern in den Vögeln be- merket, obgleich ihre natürliche Geschichte noch nicht völ- lig in Richtigkeit gebracht ist, z. E. bei dem Strausvo- gel (o) und dem Haushane: und zwar hat man an diesem Vogel ohnlängst (q) ein Gefäschen ohne Klappen gesehen, welches dennoch eine Aehnlichkeit mit einem wahren lim- phatischen mit Klappen versehenen Aste gehabt. Ferner hat der zweete Erfinder, Thom. Bartholin, in der Leber des Kropffisches (orbis) (r), der ein kaltes Blut führet, Flieswassergefässe beobachtet, die er eine zeitlang für Milchgefässe angesehen. An dem Schmerlfische (muste- la fluviatilis) (s) hat man zu beiden Seiten ein Limphge- fässe beschrieben, welches in so viele Klappen eingetheilt (p)
war,
(n*)[Spaltenumbruch]
Am Seekalbe Eph. N. C. Vol. I. 1727. S. 24.
(o) Ant. Valisnieri in seiner Noromia d'un struzza vermeinet sie auch gesehen zu haben.
(q)[Spaltenumbruch]
Ebenderselbe S. 50. 53. 48. 49.
(r)Lact. thorac. S. 48. anat. re- nov. S. 133.
(s)Eph. N. C. Dec. II. ann. I. obs. 46.
(p)monroo de semine et testib. S. 54.
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
Dritter Abſchnitt. Die Flieswaſſergefaͤſſe.
§. 1. Jhre Geſchichte.
Unter dieſem Namen kommen bei den neuern Zerglie- derern, die durchſichtigen oder roͤthlichen, zarten, und mit zalreichen Klappen, wenigſtens an den mehre- ſten Orten verſehene, und daher knotige Adern vor, die aus kleinen Wuͤrzelchen in groſſe Staͤmme, und in den Bruſtkanal mit deſto groͤſſern Staͤmmen zuſammenſtoſ- ſen, je naͤher ſie dieſem Gange kommen. Dergleichen Adern findet man im Menſchen, in den vierfuͤſſigen Thieren, welche lebendig gebaͤren, in den Amphibien (n*), und den Fiſchen die warmes Blut haben. Man hat aber auch Spuren von dieſen Adern in den Voͤgeln be- merket, obgleich ihre natuͤrliche Geſchichte noch nicht voͤl- lig in Richtigkeit gebracht iſt, z. E. bei dem Strausvo- gel (o) und dem Haushane: und zwar hat man an dieſem Vogel ohnlaͤngſt (q) ein Gefaͤschen ohne Klappen geſehen, welches dennoch eine Aehnlichkeit mit einem wahren lim- phatiſchen mit Klappen verſehenen Aſte gehabt. Ferner hat der zweete Erfinder, Thom. Bartholin, in der Leber des Kropffiſches (orbis) (r), der ein kaltes Blut fuͤhret, Flieswaſſergefaͤſſe beobachtet, die er eine zeitlang fuͤr Milchgefaͤſſe angeſehen. An dem Schmerlfiſche (muſte- la fluviatilis) (s) hat man zu beiden Seiten ein Limphge- faͤſſe beſchrieben, welches in ſo viele Klappen eingetheilt (p)
war,
(n*)[Spaltenumbruch]
Am Seekalbe Eph. N. C. Vol. I. 1727. S. 24.
(o) Ant. Valisnieri in ſeiner Noromia d’un ſtruzza vermeinet ſie auch geſehen zu haben.
(q)[Spaltenumbruch]
Ebenderſelbe S. 50. 53. 48. 49.
(r)Lact. thorac. S. 48. anat. re- nov. S. 133.
(s)Eph. N. C. Dec. II. ann. I. obſ. 46.
(p)monroo de ſemine et teſtib. S. 54.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0350"n="294"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zweites Buch. Gefaͤſſe.</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Dritter Abſchnitt.<lb/><hirendition="#g">Die Flieswaſſergefaͤſſe</hi>.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§. 1.<lb/>
Jhre Geſchichte.</head><lb/><p><hirendition="#in">U</hi>nter dieſem Namen kommen bei den neuern Zerglie-<lb/>
derern, die durchſichtigen oder roͤthlichen, zarten,<lb/>
und mit zalreichen Klappen, wenigſtens an den mehre-<lb/>ſten Orten verſehene, und daher knotige Adern vor, die<lb/>
aus kleinen Wuͤrzelchen in groſſe Staͤmme, und in den<lb/>
Bruſtkanal mit deſto groͤſſern Staͤmmen zuſammenſtoſ-<lb/>ſen, je naͤher ſie dieſem Gange kommen. Dergleichen<lb/>
Adern findet man im Menſchen, in den vierfuͤſſigen<lb/>
Thieren, welche lebendig gebaͤren, in den Amphibien <noteplace="foot"n="(n*)"><cb/>
Am Seekalbe <hirendition="#aq">Eph. N. C.<lb/>
Vol. I.</hi> 1727. S. 24.</note>,<lb/>
und den Fiſchen die warmes Blut haben. Man hat<lb/>
aber auch Spuren von dieſen Adern in den Voͤgeln be-<lb/>
merket, obgleich ihre natuͤrliche Geſchichte noch nicht voͤl-<lb/>
lig in Richtigkeit gebracht iſt, z. E. bei dem Strausvo-<lb/>
gel <noteplace="foot"n="(o)">Ant. <hirendition="#fr">Valisnieri</hi> in ſeiner<lb/><hirendition="#aq">Noromia d’un ſtruzza</hi> vermeinet<lb/>ſie auch geſehen zu haben.</note> und dem Haushane: und zwar hat man an dieſem<lb/>
Vogel ohnlaͤngſt <noteplace="foot"n="(q)"><cb/>
Ebenderſelbe S. 50. 53. 48.<lb/>
49.</note> ein Gefaͤschen ohne Klappen geſehen,<lb/>
welches dennoch eine Aehnlichkeit mit einem wahren lim-<lb/>
phatiſchen mit Klappen verſehenen Aſte gehabt. Ferner hat<lb/>
der zweete Erfinder, Thom. <hirendition="#fr">Bartholin,</hi> in der Leber<lb/>
des Kropffiſches (<hirendition="#aq">orbis</hi>) <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq">Lact. thorac.</hi> S. 48. <hirendition="#aq">anat. re-<lb/>
nov.</hi> S. 133.</note>, der ein kaltes Blut fuͤhret,<lb/>
Flieswaſſergefaͤſſe beobachtet, die er eine zeitlang fuͤr<lb/>
Milchgefaͤſſe angeſehen. An dem Schmerlfiſche (<hirendition="#aq">muſte-<lb/>
la fluviatilis</hi>) <noteplace="foot"n="(s)"><hirendition="#aq">Eph. N. C. Dec. II. ann. I.<lb/>
obſ.</hi> 46.</note> hat man zu beiden Seiten ein Limphge-<lb/>
faͤſſe beſchrieben, welches in ſo viele Klappen eingetheilt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">war,</fw><lb/><noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">monroo</hi> de ſemine et teſtib.</hi><lb/>
S. 54.</note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[294/0350]
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
Dritter Abſchnitt.
Die Flieswaſſergefaͤſſe.
§. 1.
Jhre Geſchichte.
Unter dieſem Namen kommen bei den neuern Zerglie-
derern, die durchſichtigen oder roͤthlichen, zarten,
und mit zalreichen Klappen, wenigſtens an den mehre-
ſten Orten verſehene, und daher knotige Adern vor, die
aus kleinen Wuͤrzelchen in groſſe Staͤmme, und in den
Bruſtkanal mit deſto groͤſſern Staͤmmen zuſammenſtoſ-
ſen, je naͤher ſie dieſem Gange kommen. Dergleichen
Adern findet man im Menſchen, in den vierfuͤſſigen
Thieren, welche lebendig gebaͤren, in den Amphibien (n*),
und den Fiſchen die warmes Blut haben. Man hat
aber auch Spuren von dieſen Adern in den Voͤgeln be-
merket, obgleich ihre natuͤrliche Geſchichte noch nicht voͤl-
lig in Richtigkeit gebracht iſt, z. E. bei dem Strausvo-
gel (o) und dem Haushane: und zwar hat man an dieſem
Vogel ohnlaͤngſt (q) ein Gefaͤschen ohne Klappen geſehen,
welches dennoch eine Aehnlichkeit mit einem wahren lim-
phatiſchen mit Klappen verſehenen Aſte gehabt. Ferner hat
der zweete Erfinder, Thom. Bartholin, in der Leber
des Kropffiſches (orbis) (r), der ein kaltes Blut fuͤhret,
Flieswaſſergefaͤſſe beobachtet, die er eine zeitlang fuͤr
Milchgefaͤſſe angeſehen. An dem Schmerlfiſche (muſte-
la fluviatilis) (s) hat man zu beiden Seiten ein Limphge-
faͤſſe beſchrieben, welches in ſo viele Klappen eingetheilt
war,
(p)
(n*)
Am Seekalbe Eph. N. C.
Vol. I. 1727. S. 24.
(o) Ant. Valisnieri in ſeiner
Noromia d’un ſtruzza vermeinet
ſie auch geſehen zu haben.
(q)
Ebenderſelbe S. 50. 53. 48.
49.
(r) Lact. thorac. S. 48. anat. re-
nov. S. 133.
(s) Eph. N. C. Dec. II. ann. I.
obſ. 46.
(p) monroo de ſemine et teſtib.
S. 54.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/350>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.