nommen, so klein, wie sie noch das Auge entdekken kann. Gleichwol habe ich niemals über zwanzig Zertheilungen herausgebracht; es können auch noch über den Aeder- chen, die ich vor die lezten ansahe, nicht sehr viele Thei- lungen bis zu den Anfängen der Blutadern mehr statt haben, theils weil die kleinste sichtbare Schlagäderchen ganz kurz, und kaum etliche wenige Linien lang sind, theils weil ich auf der Erhabenheit der Gedärme selbst zu zälen aufhörte, welche ohnehin von dem Eintritte der Stämme am weitsten entfernet ist. Das kommt mir aber nicht wahrscheinlich für, daß die Schlagäderchen über diese Erhöhung hinaus bis in die Blutäderchen der halbrunden Oberfläche eines andern Darms fortlaufen sollten.
§. 18. Die Oefnung der Aeste im Lichten ist grösser, als eben dergleichen Oefnung am Stamme.
Es ist diejenige Beobachtung von grösserer Wichtig- keit, aus welcher erhellet, daß im ganzen Thierkörper (d), so oft eine Schlagader sich zertheilet, allezeit, und ohne daß man ein gegenseitiges Beispiel findet, die Oefnung des Stammes im Lichten kleiner sey, als die Summe sol- cher Oefnungen an zwoen Aesten, die aus solchem Stam- me entspringen. Es ist mir unbekant, ob jemand diese Eigenschaft der Schlagader vor dem Will. Cole(e) ein- gesehen. Joh. Loke schloß mit vieler Scharfsinnig- keit, es befände sich mehr Masse in allen Endigun- gen der Aeste zusammengenommen, als im Stamme selbst (e*), ob er gleich nicht von ihren Oefnungen im
Lich-
(d)[Spaltenumbruch]
Jm Pferde nahm Steph. Hales eben die Regel wahr. S. 24. Jn den Fröschen habe ich sie ebenfalls gefunden.
(e)[Spaltenumbruch]De Secret. anim. S. 97. Oxford. Ausgabe 1674.
(e*) Den 3 Merz 1670. beim birch History of the Royal socie- ty, T. II.
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
nommen, ſo klein, wie ſie noch das Auge entdekken kann. Gleichwol habe ich niemals uͤber zwanzig Zertheilungen herausgebracht; es koͤnnen auch noch uͤber den Aeder- chen, die ich vor die lezten anſahe, nicht ſehr viele Thei- lungen bis zu den Anfaͤngen der Blutadern mehr ſtatt haben, theils weil die kleinſte ſichtbare Schlagaͤderchen ganz kurz, und kaum etliche wenige Linien lang ſind, theils weil ich auf der Erhabenheit der Gedaͤrme ſelbſt zu zaͤlen aufhoͤrte, welche ohnehin von dem Eintritte der Staͤmme am weitſten entfernet iſt. Das kommt mir aber nicht wahrſcheinlich fuͤr, daß die Schlagaͤderchen uͤber dieſe Erhoͤhung hinaus bis in die Blutaͤderchen der halbrunden Oberflaͤche eines andern Darms fortlaufen ſollten.
§. 18. Die Oefnung der Aeſte im Lichten iſt groͤſſer, als eben dergleichen Oefnung am Stamme.
Es iſt diejenige Beobachtung von groͤſſerer Wichtig- keit, aus welcher erhellet, daß im ganzen Thierkoͤrper (d), ſo oft eine Schlagader ſich zertheilet, allezeit, und ohne daß man ein gegenſeitiges Beiſpiel findet, die Oefnung des Stammes im Lichten kleiner ſey, als die Summe ſol- cher Oefnungen an zwoen Aeſten, die aus ſolchem Stam- me entſpringen. Es iſt mir unbekant, ob jemand dieſe Eigenſchaft der Schlagader vor dem Will. Cole(e) ein- geſehen. Joh. Loke ſchloß mit vieler Scharfſinnig- keit, es befaͤnde ſich mehr Maſſe in allen Endigun- gen der Aeſte zuſammengenommen, als im Stamme ſelbſt (e*), ob er gleich nicht von ihren Oefnungen im
Lich-
(d)[Spaltenumbruch]
Jm Pferde nahm Steph. Hales eben die Regel wahr. S. 24. Jn den Froͤſchen habe ich ſie ebenfalls gefunden.
(e)[Spaltenumbruch]De Secret. anim. S. 97. Oxford. Ausgabe 1674.
(e*) Den 3 Merz 1670. beim birch Hiſtory of the Royal ſocie- ty, T. II.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0200"n="144"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zweites Buch. Gefaͤſſe.</hi></fw><lb/>
nommen, ſo klein, wie ſie noch das Auge entdekken kann.<lb/>
Gleichwol habe ich niemals uͤber zwanzig Zertheilungen<lb/>
herausgebracht; es koͤnnen auch noch uͤber den Aeder-<lb/>
chen, die ich vor die lezten anſahe, nicht ſehr viele Thei-<lb/>
lungen bis zu den Anfaͤngen der Blutadern mehr ſtatt<lb/>
haben, theils weil die kleinſte ſichtbare Schlagaͤderchen<lb/>
ganz kurz, und kaum etliche wenige Linien lang ſind,<lb/>
theils weil ich auf der Erhabenheit der Gedaͤrme ſelbſt zu<lb/>
zaͤlen aufhoͤrte, welche ohnehin von dem Eintritte der<lb/>
Staͤmme am weitſten entfernet iſt. Das kommt mir<lb/>
aber nicht wahrſcheinlich fuͤr, daß die Schlagaͤderchen<lb/>
uͤber dieſe Erhoͤhung hinaus bis in die Blutaͤderchen der<lb/>
halbrunden Oberflaͤche eines andern Darms fortlaufen<lb/>ſollten.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 18.<lb/>
Die Oefnung der Aeſte im Lichten iſt groͤſſer,<lb/>
als eben dergleichen Oefnung am Stamme.</head><lb/><p>Es iſt diejenige Beobachtung von groͤſſerer Wichtig-<lb/>
keit, aus welcher erhellet, daß im ganzen Thierkoͤrper <noteplace="foot"n="(d)"><cb/>
Jm Pferde nahm Steph.<lb/><hirendition="#fr">Hales</hi> eben die Regel wahr. S.<lb/>
24. Jn den Froͤſchen habe ich ſie<lb/>
ebenfalls gefunden.</note>,<lb/>ſo oft eine Schlagader ſich zertheilet, allezeit, und ohne<lb/>
daß man ein gegenſeitiges Beiſpiel findet, die Oefnung<lb/>
des Stammes im Lichten kleiner ſey, als die Summe ſol-<lb/>
cher Oefnungen an zwoen Aeſten, die aus ſolchem Stam-<lb/>
me entſpringen. Es iſt mir unbekant, ob jemand dieſe<lb/>
Eigenſchaft der Schlagader vor dem Will. <hirendition="#fr">Cole</hi><noteplace="foot"n="(e)"><cb/><hirendition="#aq">De Secret. anim.</hi> S. 97.<lb/>
Oxford. Ausgabe 1674.</note> ein-<lb/>
geſehen. Joh. <hirendition="#fr">Loke</hi>ſchloß mit vieler Scharfſinnig-<lb/>
keit, es befaͤnde ſich mehr Maſſe in allen Endigun-<lb/>
gen der Aeſte zuſammengenommen, als im Stamme<lb/>ſelbſt <noteplace="foot"n="(e*)">Den 3 Merz 1670. beim<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">birch</hi> Hiſtory of the Royal ſocie-<lb/>
ty, T. II.</hi></note>, ob er gleich nicht von ihren Oefnungen im<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Lich-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[144/0200]
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
nommen, ſo klein, wie ſie noch das Auge entdekken kann.
Gleichwol habe ich niemals uͤber zwanzig Zertheilungen
herausgebracht; es koͤnnen auch noch uͤber den Aeder-
chen, die ich vor die lezten anſahe, nicht ſehr viele Thei-
lungen bis zu den Anfaͤngen der Blutadern mehr ſtatt
haben, theils weil die kleinſte ſichtbare Schlagaͤderchen
ganz kurz, und kaum etliche wenige Linien lang ſind,
theils weil ich auf der Erhabenheit der Gedaͤrme ſelbſt zu
zaͤlen aufhoͤrte, welche ohnehin von dem Eintritte der
Staͤmme am weitſten entfernet iſt. Das kommt mir
aber nicht wahrſcheinlich fuͤr, daß die Schlagaͤderchen
uͤber dieſe Erhoͤhung hinaus bis in die Blutaͤderchen der
halbrunden Oberflaͤche eines andern Darms fortlaufen
ſollten.
§. 18.
Die Oefnung der Aeſte im Lichten iſt groͤſſer,
als eben dergleichen Oefnung am Stamme.
Es iſt diejenige Beobachtung von groͤſſerer Wichtig-
keit, aus welcher erhellet, daß im ganzen Thierkoͤrper (d),
ſo oft eine Schlagader ſich zertheilet, allezeit, und ohne
daß man ein gegenſeitiges Beiſpiel findet, die Oefnung
des Stammes im Lichten kleiner ſey, als die Summe ſol-
cher Oefnungen an zwoen Aeſten, die aus ſolchem Stam-
me entſpringen. Es iſt mir unbekant, ob jemand dieſe
Eigenſchaft der Schlagader vor dem Will. Cole (e) ein-
geſehen. Joh. Loke ſchloß mit vieler Scharfſinnig-
keit, es befaͤnde ſich mehr Maſſe in allen Endigun-
gen der Aeſte zuſammengenommen, als im Stamme
ſelbſt (e*), ob er gleich nicht von ihren Oefnungen im
Lich-
(d)
Jm Pferde nahm Steph.
Hales eben die Regel wahr. S.
24. Jn den Froͤſchen habe ich ſie
ebenfalls gefunden.
(e)
De Secret. anim. S. 97.
Oxford. Ausgabe 1674.
(e*) Den 3 Merz 1670. beim
birch Hiſtory of the Royal ſocie-
ty, T. II.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/200>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.