Pulsschlag an (s), doch nennt er die luftführende Ge- fässe an andern Orten Arterien (t), deren Schlagen He- rophilus mit vielen Fleiß beschreibet, und sie an an- dern Orten wiederum arterias iliacas nennet (u). Ga- lenus hat den Namen derer Arterien genauer beybehal- ten, und es wurde zu des Aulus Gellius Zeiten ein Arzt ausgelacht, da er sagte, daß die Blutadern schlü- gen: denn die Kunstverständige bedienten sich bereits des Namens derer Arterien. Heutiges Tages sind ohne wei- tern Widerspruch die Namen so wohl, als die Sachen deutlich genung von einander unterschieden.
§. 2. Jhr Durchschnitt beschreibt einen Kreis.
Es haben alle Schlagadern im Thierkörper dieses unter sich gemein, daß sie Röhren von einem Zirkel- schnitte sind. Jch glaube aber darum nicht, daß man diese Figur der Schlagader im Lichten, mit Recht von dem gleichstarken Drukke, der von allen Orten gegen die Seiten zu nach der senkrechten Richtung hingewendet wäre, herzuleiten Ursach habe (y). Denn es findet die- ser Lehrsatz allein an einer Röhre statt, die überall gleich- fest ist, und von keiner Ursache von aussen genötigt wer- den kann, an einer Stelle mehr, und an der andern we- niger nachzugeben, deren Ausdehnungen demnach für gleichlange senkrechte Linien angesehen werden können, die sich überall nach dem Umkreise zu ausbreiten, und von deren Drukke allerdings die krumme Linie, die man den (x)
Zirkel
(s)[Spaltenumbruch]
B. 7. K. 51.
(t) B. X. S. 633.
(u) Ebendas. S. 631.
(y) Dieses behaupten gemeinig- lich die Mathematiker. hermann [Spaltenumbruch]
in Phoronom. L. II. S. 164. Ioh. bernovlli de motu muscul. n. 10. P. Ant. michelotti de separat. fluid. S. 58. Jak. Keil de Secret. anim. S. 127. orlov de motu sanguin. in arter. & ven. S. 5. u. w.
(x)Noct. Attic. L. XVIII. K. 10.
G 4
Schlagadern.
Pulsſchlag an (s), doch nennt er die luftfuͤhrende Ge- faͤſſe an andern Orten Arterien (t), deren Schlagen He- rophilus mit vielen Fleiß beſchreibet, und ſie an an- dern Orten wiederum arterias iliacas nennet (u). Ga- lenus hat den Namen derer Arterien genauer beybehal- ten, und es wurde zu des Aulus Gellius Zeiten ein Arzt ausgelacht, da er ſagte, daß die Blutadern ſchluͤ- gen: denn die Kunſtverſtaͤndige bedienten ſich bereits des Namens derer Arterien. Heutiges Tages ſind ohne wei- tern Widerſpruch die Namen ſo wohl, als die Sachen deutlich genung von einander unterſchieden.
§. 2. Jhr Durchſchnitt beſchreibt einen Kreis.
Es haben alle Schlagadern im Thierkoͤrper dieſes unter ſich gemein, daß ſie Roͤhren von einem Zirkel- ſchnitte ſind. Jch glaube aber darum nicht, daß man dieſe Figur der Schlagader im Lichten, mit Recht von dem gleichſtarken Drukke, der von allen Orten gegen die Seiten zu nach der ſenkrechten Richtung hingewendet waͤre, herzuleiten Urſach habe (y). Denn es findet die- ſer Lehrſatz allein an einer Roͤhre ſtatt, die uͤberall gleich- feſt iſt, und von keiner Urſache von auſſen genoͤtigt wer- den kann, an einer Stelle mehr, und an der andern we- niger nachzugeben, deren Ausdehnungen demnach fuͤr gleichlange ſenkrechte Linien angeſehen werden koͤnnen, die ſich uͤberall nach dem Umkreiſe zu ausbreiten, und von deren Drukke allerdings die krumme Linie, die man den (x)
Zirkel
(s)[Spaltenumbruch]
B. 7. K. 51.
(t) B. X. S. 633.
(u) Ebendaſ. S. 631.
(y) Dieſes behaupten gemeinig- lich die Mathematiker. hermann [Spaltenumbruch]
in Phoronom. L. II. S. 164. Ioh. bernovlli de motu muſcul. n. 10. P. Ant. michelotti de ſeparat. fluid. S. 58. Jak. Keil de Secret. anim. S. 127. orlov de motu ſanguin. in arter. & ven. S. 5. u. w.
(x)Noct. Attic. L. XVIII. K. 10.
G 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0159"n="103"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Schlagadern.</hi></fw><lb/>
Pulsſchlag an <noteplace="foot"n="(s)"><cb/>
B. 7. K. 51.</note>, doch nennt er die luftfuͤhrende Ge-<lb/>
faͤſſe an andern Orten Arterien <noteplace="foot"n="(t)">B. <hirendition="#aq">X.</hi> S. 633.</note>, deren Schlagen <hirendition="#fr">He-<lb/>
rophilus</hi> mit vielen Fleiß beſchreibet, und ſie an an-<lb/>
dern Orten wiederum <hirendition="#aq">arterias iliacas</hi> nennet <noteplace="foot"n="(u)">Ebendaſ. S. 631.</note>. <hirendition="#fr">Ga-<lb/>
lenus</hi> hat den Namen derer Arterien genauer beybehal-<lb/>
ten, und es wurde zu des <hirendition="#fr">Aulus Gellius</hi> Zeiten ein<lb/>
Arzt ausgelacht, da er ſagte, daß die Blutadern ſchluͤ-<lb/>
gen: denn die Kunſtverſtaͤndige bedienten ſich bereits des<lb/>
Namens derer Arterien. Heutiges Tages ſind ohne wei-<lb/>
tern Widerſpruch die Namen ſo wohl, als die Sachen<lb/>
deutlich genung von einander unterſchieden.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 2.<lb/>
Jhr Durchſchnitt beſchreibt einen Kreis.</head><lb/><p>Es haben alle Schlagadern im Thierkoͤrper dieſes<lb/>
unter ſich gemein, daß ſie Roͤhren von einem Zirkel-<lb/>ſchnitte ſind. Jch glaube aber darum nicht, daß man<lb/>
dieſe Figur der Schlagader im Lichten, mit Recht von<lb/>
dem gleichſtarken Drukke, der von allen Orten gegen die<lb/>
Seiten zu nach der ſenkrechten Richtung hingewendet<lb/>
waͤre, herzuleiten Urſach habe <noteplace="foot"n="(y)">Dieſes behaupten gemeinig-<lb/>
lich die Mathematiker. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">hermann</hi><lb/><cb/>
in Phoronom. L. II.</hi> S. 164. <hirendition="#aq">Ioh.<lb/><hirendition="#g"><hirendition="#k">bernovlli</hi></hi> de motu muſcul.<lb/>
n. 10. P. Ant. <hirendition="#g"><hirendition="#k">michelotti</hi></hi> de<lb/>ſeparat. fluid.</hi> S. 58. Jak. <hirendition="#fr">Keil</hi><lb/><hirendition="#aq">de Secret. anim.</hi> S. 127. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">orlov</hi><lb/>
de motu ſanguin. in arter. & ven.</hi><lb/>
S. 5. u. w.</note>. Denn es findet die-<lb/>ſer Lehrſatz allein an einer Roͤhre ſtatt, die uͤberall gleich-<lb/>
feſt iſt, und von keiner Urſache von auſſen genoͤtigt wer-<lb/>
den kann, an einer Stelle mehr, und an der andern we-<lb/>
niger nachzugeben, deren Ausdehnungen demnach fuͤr<lb/>
gleichlange ſenkrechte Linien angeſehen werden koͤnnen, die<lb/>ſich uͤberall nach dem Umkreiſe zu ausbreiten, und von<lb/>
deren Drukke allerdings die krumme Linie, die man den<lb/><fwplace="bottom"type="sig">G 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Zirkel</fw><lb/><noteplace="foot"n="(x)"><hirendition="#aq">Noct. Attic. L. XVIII.</hi> K. 10.</note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[103/0159]
Schlagadern.
Pulsſchlag an (s), doch nennt er die luftfuͤhrende Ge-
faͤſſe an andern Orten Arterien (t), deren Schlagen He-
rophilus mit vielen Fleiß beſchreibet, und ſie an an-
dern Orten wiederum arterias iliacas nennet (u). Ga-
lenus hat den Namen derer Arterien genauer beybehal-
ten, und es wurde zu des Aulus Gellius Zeiten ein
Arzt ausgelacht, da er ſagte, daß die Blutadern ſchluͤ-
gen: denn die Kunſtverſtaͤndige bedienten ſich bereits des
Namens derer Arterien. Heutiges Tages ſind ohne wei-
tern Widerſpruch die Namen ſo wohl, als die Sachen
deutlich genung von einander unterſchieden.
§. 2.
Jhr Durchſchnitt beſchreibt einen Kreis.
Es haben alle Schlagadern im Thierkoͤrper dieſes
unter ſich gemein, daß ſie Roͤhren von einem Zirkel-
ſchnitte ſind. Jch glaube aber darum nicht, daß man
dieſe Figur der Schlagader im Lichten, mit Recht von
dem gleichſtarken Drukke, der von allen Orten gegen die
Seiten zu nach der ſenkrechten Richtung hingewendet
waͤre, herzuleiten Urſach habe (y). Denn es findet die-
ſer Lehrſatz allein an einer Roͤhre ſtatt, die uͤberall gleich-
feſt iſt, und von keiner Urſache von auſſen genoͤtigt wer-
den kann, an einer Stelle mehr, und an der andern we-
niger nachzugeben, deren Ausdehnungen demnach fuͤr
gleichlange ſenkrechte Linien angeſehen werden koͤnnen, die
ſich uͤberall nach dem Umkreiſe zu ausbreiten, und von
deren Drukke allerdings die krumme Linie, die man den
Zirkel
(x)
(s)
B. 7. K. 51.
(t) B. X. S. 633.
(u) Ebendaſ. S. 631.
(y) Dieſes behaupten gemeinig-
lich die Mathematiker. hermann
in Phoronom. L. II. S. 164. Ioh.
bernovlli de motu muſcul.
n. 10. P. Ant. michelotti de
ſeparat. fluid. S. 58. Jak. Keil
de Secret. anim. S. 127. orlov
de motu ſanguin. in arter. & ven.
S. 5. u. w.
(x) Noct. Attic. L. XVIII. K. 10.
G 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/159>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.