Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.Familienfestlichkeiten. Die alles ausgleichende moderne Richtung hat mit den von unsern Altvordern überkommenen Gebräuchen, ohne die man sich früher kaum irgend ein Geschehnis im ganzen Leben denken konnte, so gründlich aufgeräumt, daß man fast nirgendwo solch sinnigen Erinnerungen an alte Zeiten begegnet. Nur bei den hauptsächlichen festlichen Ereignissen im Familienleben haben sich noch allerlei hergebrachte Gebräuche bewahrt, bei Taufen, Verlobungen, Hochzeiten u. s. w. Es wird aber wohl kaum zwei Orte im ganzen großen Vaterland geben, an welchen dieselben gleich wären; überall sind andre Gebräuche im Schwang: was hier zur unumgänglichen Notwendigkeit gehört, das ist am nächsten Ort streng verboten; die Sitte, die dort herrscht, wird oft schon wenige Meilen weiter als Unsitte angesehen. Es lassen sich daher alle diese Gebräuche gar nicht im einzelnen feststellen; wer fremd an Familienfestlichkeiten. Die alles ausgleichende moderne Richtung hat mit den von unsern Altvordern überkommenen Gebräuchen, ohne die man sich früher kaum irgend ein Geschehnis im ganzen Leben denken konnte, so gründlich aufgeräumt, daß man fast nirgendwo solch sinnigen Erinnerungen an alte Zeiten begegnet. Nur bei den hauptsächlichen festlichen Ereignissen im Familienleben haben sich noch allerlei hergebrachte Gebräuche bewahrt, bei Taufen, Verlobungen, Hochzeiten u. s. w. Es wird aber wohl kaum zwei Orte im ganzen großen Vaterland geben, an welchen dieselben gleich wären; überall sind andre Gebräuche im Schwang: was hier zur unumgänglichen Notwendigkeit gehört, das ist am nächsten Ort streng verboten; die Sitte, die dort herrscht, wird oft schon wenige Meilen weiter als Unsitte angesehen. Es lassen sich daher alle diese Gebräuche gar nicht im einzelnen feststellen; wer fremd an <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0127" n="117"/> <div n="1"> <head>Familienfestlichkeiten.</head><lb/> <p>Die alles ausgleichende moderne Richtung hat mit den von unsern Altvordern überkommenen Gebräuchen, ohne die man sich früher kaum irgend ein Geschehnis im ganzen Leben denken konnte, so gründlich aufgeräumt, daß man fast nirgendwo solch sinnigen Erinnerungen an alte Zeiten begegnet. Nur bei den hauptsächlichen festlichen Ereignissen <hi rendition="#g">im Familienleben</hi> haben sich noch allerlei hergebrachte Gebräuche bewahrt, bei Taufen, Verlobungen, Hochzeiten u. s. w. Es wird aber wohl kaum zwei Orte im ganzen großen Vaterland geben, an welchen dieselben gleich wären; überall sind andre Gebräuche im Schwang: was hier zur unumgänglichen Notwendigkeit gehört, das ist am nächsten Ort streng verboten; die Sitte, die dort herrscht, wird oft schon wenige Meilen weiter als Unsitte angesehen. Es lassen sich daher alle diese Gebräuche gar nicht im einzelnen feststellen; wer fremd an </p> </div> </body> </text> </TEI> [117/0127]
Familienfestlichkeiten.
Die alles ausgleichende moderne Richtung hat mit den von unsern Altvordern überkommenen Gebräuchen, ohne die man sich früher kaum irgend ein Geschehnis im ganzen Leben denken konnte, so gründlich aufgeräumt, daß man fast nirgendwo solch sinnigen Erinnerungen an alte Zeiten begegnet. Nur bei den hauptsächlichen festlichen Ereignissen im Familienleben haben sich noch allerlei hergebrachte Gebräuche bewahrt, bei Taufen, Verlobungen, Hochzeiten u. s. w. Es wird aber wohl kaum zwei Orte im ganzen großen Vaterland geben, an welchen dieselben gleich wären; überall sind andre Gebräuche im Schwang: was hier zur unumgänglichen Notwendigkeit gehört, das ist am nächsten Ort streng verboten; die Sitte, die dort herrscht, wird oft schon wenige Meilen weiter als Unsitte angesehen. Es lassen sich daher alle diese Gebräuche gar nicht im einzelnen feststellen; wer fremd an
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Zitationshilfe: | Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/127>, abgerufen am 22.07.2024. |