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Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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und Corridore aus dem hoch umbauten Hofe hineinströmte. Der goldene Schein des scheidenden Lichtes zeichnete an den Mauern und Häusern, welche den Garten umgaben, in dunklen Schatten die zackigen Giebel der benachbarten Gebäude, küßte wollüstig die Spitzen einiger hochstämmigen Lorbeer - und Granatbäume und schien ungern dies trauliche Plätzchen zu verlassen; doch Zoll um Zoll erhob sich der helle Schein rings umher, gefolgt von Tausenden von Insecten, welche sich summend auf dem scheidenden Strahl der Abendsonne emporschwangen und dem kühlen, dunklen Schatten entflohen.

Die lebhafte Conversation während des Diners war jetzt bei Kaffee und Cigarren verstummt, und jeder der sechs jungen Leute wiegte sich so bequem wie möglich auf seinem Stuhle und alle blickten der scheidenden Sonne gedankenvoll nach.

Es war eine kurze, behagliche Siesta, ein angenehmes Ausruhen von der gehabten Anstrengung, und dazu läutete vom Dome her die große Glocke und viele kleine der benachbarten Kirchen accompagnirten melodisch den tiefen Ton.

Die sechs jungen Offiziere waren von vier verschiedenen Regimentern: zwei davon von einem ungarischen Husaren-Regiment mit der blauen knappen Atilla waren die Gastgeber, und die anderen, ein Dragoner in weiß mit blau, ein Chevauxleger in dunkelgrün mit roth und ein Infanterieoffizier in ganz weißer Uniform die Eingeladenen. Wem aber das Fest eigentlich galt,

und Corridore aus dem hoch umbauten Hofe hineinströmte. Der goldene Schein des scheidenden Lichtes zeichnete an den Mauern und Häusern, welche den Garten umgaben, in dunklen Schatten die zackigen Giebel der benachbarten Gebäude, küßte wollüstig die Spitzen einiger hochstämmigen Lorbeer - und Granatbäume und schien ungern dies trauliche Plätzchen zu verlassen; doch Zoll um Zoll erhob sich der helle Schein rings umher, gefolgt von Tausenden von Insecten, welche sich summend auf dem scheidenden Strahl der Abendsonne emporschwangen und dem kühlen, dunklen Schatten entflohen.

Die lebhafte Conversation während des Diners war jetzt bei Kaffee und Cigarren verstummt, und jeder der sechs jungen Leute wiegte sich so bequem wie möglich auf seinem Stuhle und alle blickten der scheidenden Sonne gedankenvoll nach.

Es war eine kurze, behagliche Siesta, ein angenehmes Ausruhen von der gehabten Anstrengung, und dazu läutete vom Dome her die große Glocke und viele kleine der benachbarten Kirchen accompagnirten melodisch den tiefen Ton.

Die sechs jungen Offiziere waren von vier verschiedenen Regimentern: zwei davon von einem ungarischen Husaren-Regiment mit der blauen knappen Atilla waren die Gastgeber, und die anderen, ein Dragoner in weiß mit blau, ein Chevauxleger in dunkelgrün mit roth und ein Infanterieoffizier in ganz weißer Uniform die Eingeladenen. Wem aber das Fest eigentlich galt,

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[0008] und Corridore aus dem hoch umbauten Hofe hineinströmte. Der goldene Schein des scheidenden Lichtes zeichnete an den Mauern und Häusern, welche den Garten umgaben, in dunklen Schatten die zackigen Giebel der benachbarten Gebäude, küßte wollüstig die Spitzen einiger hochstämmigen Lorbeer - und Granatbäume und schien ungern dies trauliche Plätzchen zu verlassen; doch Zoll um Zoll erhob sich der helle Schein rings umher, gefolgt von Tausenden von Insecten, welche sich summend auf dem scheidenden Strahl der Abendsonne emporschwangen und dem kühlen, dunklen Schatten entflohen. Die lebhafte Conversation während des Diners war jetzt bei Kaffee und Cigarren verstummt, und jeder der sechs jungen Leute wiegte sich so bequem wie möglich auf seinem Stuhle und alle blickten der scheidenden Sonne gedankenvoll nach. Es war eine kurze, behagliche Siesta, ein angenehmes Ausruhen von der gehabten Anstrengung, und dazu läutete vom Dome her die große Glocke und viele kleine der benachbarten Kirchen accompagnirten melodisch den tiefen Ton. Die sechs jungen Offiziere waren von vier verschiedenen Regimentern: zwei davon von einem ungarischen Husaren-Regiment mit der blauen knappen Atilla waren die Gastgeber, und die anderen, ein Dragoner in weiß mit blau, ein Chevauxleger in dunkelgrün mit roth und ein Infanterieoffizier in ganz weißer Uniform die Eingeladenen. Wem aber das Fest eigentlich galt,

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:37:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:37:05Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hacklaender_naechte_1910/8>, abgerufen am 26.04.2024.