Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite
2.

Am Tage, wo die Unterredung mit Wally
stattfand, hätte man bei Cäsar nicht ahnen
können, mit welcher Katastrophe er schließen
würde. Cäsar schien die ganze Beruhigung zu
besitzen, welche man von seinem Charakter er¬
warten durfte. Höchstens ließen sich jene for¬
cirten Scherze, mit welchen er um sich warf,
vermuthen, daß irgend ein Gefühl wie ein Er¬
eigniß bei ihm im Anzuge war, dem er zu ent¬
gehen wünschte. Diese Scherze sind immer die
über'm Meere kreisenden Möven, welche den
Sturm ankündigen.

Wenn er einem Freunde begegnete, der auf
dem Stadtgericht arbeitete, so frug ihn Cäsar:
"Was hast du jetzt unter Händen?"

Ehescheidungen -- hieß es.

Gutzkow's Wally. 8
2.

Am Tage, wo die Unterredung mit Wally
ſtattfand, hätte man bei Cäſar nicht ahnen
können, mit welcher Kataſtrophe er ſchließen
würde. Cäſar ſchien die ganze Beruhigung zu
beſitzen, welche man von ſeinem Charakter er¬
warten durfte. Höchſtens ließen ſich jene for¬
cirten Scherze, mit welchen er um ſich warf,
vermuthen, daß irgend ein Gefühl wie ein Er¬
eigniß bei ihm im Anzuge war, dem er zu ent¬
gehen wünſchte. Dieſe Scherze ſind immer die
über'm Meere kreiſenden Möven, welche den
Sturm ankündigen.

Wenn er einem Freunde begegnete, der auf
dem Stadtgericht arbeitete, ſo frug ihn Cäſar:
„Was haſt du jetzt unter Händen?“

Eheſcheidungen — hieß es.

Gutzkow's Wally. 8
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0122" n="113"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>2.<lb/></head>
          <p>Am Tage, wo die Unterredung mit Wally<lb/>
&#x017F;tattfand, hätte man bei Cä&#x017F;ar nicht ahnen<lb/>
können, mit welcher Kata&#x017F;trophe er &#x017F;chließen<lb/>
würde. Cä&#x017F;ar &#x017F;chien die ganze Beruhigung zu<lb/>
be&#x017F;itzen, welche man von &#x017F;einem Charakter er¬<lb/>
warten durfte. Höch&#x017F;tens ließen &#x017F;ich jene for¬<lb/>
cirten Scherze, mit welchen er um &#x017F;ich warf,<lb/>
vermuthen, daß irgend ein Gefühl wie ein Er¬<lb/>
eigniß bei ihm im Anzuge war, dem er zu ent¬<lb/>
gehen wün&#x017F;chte. Die&#x017F;e Scherze &#x017F;ind immer die<lb/>
über'm Meere krei&#x017F;enden Möven, welche den<lb/>
Sturm ankündigen.</p><lb/>
          <p>Wenn er einem Freunde begegnete, der auf<lb/>
dem Stadtgericht arbeitete, &#x017F;o frug ihn Cä&#x017F;ar:<lb/>
&#x201E;Was ha&#x017F;t du jetzt unter Händen?&#x201C;</p><lb/>
          <p>Ehe&#x017F;cheidungen &#x2014; hieß es.<lb/></p>
          <fw place="bottom" type="sig">Gutzkow's Wally. 8<lb/></fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0122] 2. Am Tage, wo die Unterredung mit Wally ſtattfand, hätte man bei Cäſar nicht ahnen können, mit welcher Kataſtrophe er ſchließen würde. Cäſar ſchien die ganze Beruhigung zu beſitzen, welche man von ſeinem Charakter er¬ warten durfte. Höchſtens ließen ſich jene for¬ cirten Scherze, mit welchen er um ſich warf, vermuthen, daß irgend ein Gefühl wie ein Er¬ eigniß bei ihm im Anzuge war, dem er zu ent¬ gehen wünſchte. Dieſe Scherze ſind immer die über'm Meere kreiſenden Möven, welche den Sturm ankündigen. Wenn er einem Freunde begegnete, der auf dem Stadtgericht arbeitete, ſo frug ihn Cäſar: „Was haſt du jetzt unter Händen?“ Eheſcheidungen — hieß es. Gutzkow's Wally. 8

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/122
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/122>, abgerufen am 21.11.2024.