Zum Lachen und fröhlich seyn giebt diess Spiel viel Veranlassung. Man muss dazu folgendes vorbereiten. Ueber zwey Stühle, zwischen wel- chen so viel Platz gelassen wird, als ein dritter Stuhl noch einnehmen würde, wird ein Laken gedeckt, das bis zum Boden herabreicht, da- mit man die Lücke nicht sieht. Die ganze Ge- sellschaft verkleidet sich so gut sie kann in Ritter. Papierne Federbüsche auf den Hüten, Schürzen statt Spanischer Mäntel über den Schultern, gro- sse Schnurbärte unter den Nasen, lange Stöcke statt der Lanzen in den Händen, hölzerne oder wirkliche Degen an den Seiten u. s. w. geben das Ritterkostum. Zwey, welche die beyden ältesten Ritter vorstellen, setzen sich auf obige beyden Stühle, die andern stehen von ihnen ab- wärts in zwey Halbzirkeln; in der Mitte befin- det sich der Grossmeister mit dem grössten De- gen den man bekommen kann. Eine alte häss- liche Maske bedeckt sein Gesicht, eine Stutzpe- rücke seinen Kopf, sein Ganzes abentheuerliche Kleidung. Ein grosser Foliant ruht auf seinen Händen. Er macht die Hauptperson und muss komische Laune und einige Beredtsamkeit ha- ben.
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94. Das Ritterſchlagen.
Zum Lachen und fröhlich ſeyn giebt dieſs Spiel viel Veranlaſſung. Man muſs dazu folgendes vorbereiten. Ueber zwey Stühle, zwiſchen wel- chen ſo viel Platz gelaſſen wird, als ein dritter Stuhl noch einnehmen würde, wird ein Laken gedeckt, das bis zum Boden herabreicht, da- mit man die Lücke nicht ſieht. Die ganze Ge- ſellſchaft verkleidet ſich ſo gut ſie kann in Ritter. Papierne Federbüſche auf den Hüten, Schürzen ſtatt Spaniſcher Mäntel über den Schultern, gro- ſse Schnurbärte unter den Naſen, lange Stöcke ſtatt der Lanzen in den Händen, hölzerne oder wirkliche Degen an den Seiten u. ſ. w. geben das Ritterkoſtum. Zwey, welche die beyden älteſten Ritter vorſtellen, ſetzen ſich auf obige beyden Stühle, die andern ſtehen von ihnen ab- wärts in zwey Halbzirkeln; in der Mitte befin- det ſich der Groſsmeiſter mit dem gröſsten De- gen den man bekommen kann. Eine alte häſs- liche Maſke bedeckt ſein Geſicht, eine Stutzpe- rücke ſeinen Kopf, ſein Ganzes abentheuerliche Kleidung. Ein groſser Foliant ruht auf ſeinen Händen. Er macht die Hauptperſon und muſs komiſche Laune und einige Beredtſamkeit ha- ben.
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94. Das Ritterſchlagen.
Zum Lachen und fröhlich ſeyn giebt dieſs Spiel
viel Veranlaſſung. Man muſs dazu folgendes
vorbereiten. Ueber zwey Stühle, zwiſchen wel-
chen ſo viel Platz gelaſſen wird, als ein dritter
Stuhl noch einnehmen würde, wird ein Laken
gedeckt, das bis zum Boden herabreicht, da-
mit man die Lücke nicht ſieht. Die ganze Ge-
ſellſchaft verkleidet ſich ſo gut ſie kann in Ritter.
Papierne Federbüſche auf den Hüten, Schürzen
ſtatt Spaniſcher Mäntel über den Schultern, gro-
ſse Schnurbärte unter den Naſen, lange Stöcke
ſtatt der Lanzen in den Händen, hölzerne oder
wirkliche Degen an den Seiten u. ſ. w. geben
das Ritterkoſtum. Zwey, welche die beyden
älteſten Ritter vorſtellen, ſetzen ſich auf obige
beyden Stühle, die andern ſtehen von ihnen ab-
wärts in zwey Halbzirkeln; in der Mitte befin-
det ſich der Groſsmeiſter mit dem gröſsten De-
gen den man bekommen kann. Eine alte häſs-
liche Maſke bedeckt ſein Geſicht, eine Stutzpe-
rücke ſeinen Kopf, ſein Ganzes abentheuerliche
Kleidung. Ein groſser Foliant ruht auf ſeinen
Händen. Er macht die Hauptperſon und muſs
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/421>, abgerufen am 21.11.2024.
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