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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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Cap. V.
Ne quis civem pulsaret, welches alles ex Democratia kömmt, denn wenn
der peuple mißhandelt wird, so ist alle aequalitas rumpirt. Drum ha-
ben die Römer reales injurias erschröcklich gestrafft, die verbales nur aesti-
matione,
und jetzt lacht man meist über die aestimatorias, wenn sie ange-
stellet werden. Mediae personae müssen allezeit genommen werden, und
ist infima plebs nicht tüchtig. Hertius hat observiret, daß auch in der
Democratia müsse auf die Demagogos acht gegeben werden, und die Dema-
gogi
wären eben die Clerici. In Holland haben dieselben auch viel Lerm
gemacht. Wo man zuläßt, daß die Leute können excitare populum, so ists
aus, und ist alsdenn infima plebs, wie die Marionetten.

Slmulacra im-
perii.

§. 12. De simulacris ist hier nichts zu sagen: Denn man siehet
leicht, daß wo eine Aristocratie gewesen, einige optimates gelassen wer-
den, die aber nichts zu sagen haben, oder wo eine Monarchia gewesen,
läßt man einen Regem, der aber nichts als nomen hat.

Von rebuspu-
blicis irregu-
laribus.

§. 13. Was eine irregularis Respublica sey, wird in Iure Nat.
gewiesen, da man nicht sagen kan, quaenam sit species. Es ist keine mo-
narchie,
keine Aristocratia, und keine Democratie; so ist unser Teutsches
Reich beschaffen. Unser Autor aber meynet, es sey nicht möglich, ma-
ximes
zu geben, weil da eine confusion.

Sectio XV.
de
Prudentia aulica.
§. 1-3.
Ratio conne-
xionis.

DEr Autor hat hier theils des Gracians l'Homme de Cour, theils
auch andere gute Bücher, so de fortuna aulica handeln, excer-
pi
ret. Es könnte einer fragen, warum hier de vita aulica ge-
handelt würde? Darauf antwortet unser Autor, und sagt: Er habe bis-
her die Respublicas beschrieben, weil aber dergleichen collegium mehren-
theils nobiles, oder Leute, so a la Cour gehen wollen, höreten, so habe
er solches mit angehängt, und weil dazumahl der Gracian sehr aestimi-
ret wurde, auch viele hier collegia darüber gehalten, so hat er denselben
excerpiret. Man hat jetzo auch noch andere Bücher, als des Callieres
la Fortuna des Gens de Cour. it.
was der junge Calliere geschrieben, ab-
sonderlich ist des Danielis Eremitae Tract. de Vita aulica, welchen Graevius
in Holland drucken lassen, wohl zu gebrauchen. Er schreibt unvergleich-

lich

Cap. V.
Ne quis civem pulſaret, welches alles ex Democratia koͤmmt, denn wenn
der peuple mißhandelt wird, ſo iſt alle æqualitas rumpirt. Drum ha-
ben die Roͤmer reales injurias erſchroͤcklich geſtrafft, die verbales nur æſti-
matione,
und jetzt lacht man meiſt uͤber die æſtimatorias, wenn ſie ange-
ſtellet werden. Mediæ perſonæ muͤſſen allezeit genommen werden, und
iſt infima plebs nicht tuͤchtig. Hertius hat obſerviret, daß auch in der
Democratia muͤſſe auf die Demagogos acht gegeben werden, und die Dema-
gogi
waͤren eben die Clerici. In Holland haben dieſelben auch viel Lerm
gemacht. Wo man zulaͤßt, daß die Leute koͤnnen excitare populum, ſo iſts
aus, und iſt alsdenn infima plebs, wie die Marionetten.

Slmulacra im-
perii.

§. 12. De ſimulacris iſt hier nichts zu ſagen: Denn man ſiehet
leicht, daß wo eine Ariſtocratie geweſen, einige optimates gelaſſen wer-
den, die aber nichts zu ſagen haben, oder wo eine Monarchia geweſen,
laͤßt man einen Regem, der aber nichts als nomen hat.

Von rebuspu-
blicis irregu-
laribus.

§. 13. Was eine irregularis Respublica ſey, wird in Iure Nat.
gewieſen, da man nicht ſagen kan, quænam ſit ſpecies. Es iſt keine mo-
narchie,
keine Ariſtocratia, und keine Democratie; ſo iſt unſer Teutſches
Reich beſchaffen. Unſer Autor aber meynet, es ſey nicht moͤglich, ma-
ximes
zu geben, weil da eine confuſion.

Sectio XV.
de
Prudentia aulica.
§. 1-3.
Ratio conne-
xionis.

DEr Autor hat hier theils des Gracians l’Homme de Cour, theils
auch andere gute Buͤcher, ſo de fortuna aulica handeln, excer-
pi
ret. Es koͤnnte einer fragen, warum hier de vita aulica ge-
handelt wuͤrde? Darauf antwortet unſer Autor, und ſagt: Er habe bis-
her die Respublicas beſchrieben, weil aber dergleichen collegium mehren-
theils nobiles, oder Leute, ſo a la Cour gehen wollen, hoͤreten, ſo habe
er ſolches mit angehaͤngt, und weil dazumahl der Gracian ſehr æſtimi-
ret wurde, auch viele hier collegia daruͤber gehalten, ſo hat er denſelben
excerpiret. Man hat jetzo auch noch andere Buͤcher, als des Callieres
la Fortuna des Gens de Cour. it.
was der junge Calliere geſchrieben, ab-
ſonderlich iſt des Danielis Eremitæ Tract. de Vita aulica, welchen Grævius
in Holland drucken laſſen, wohl zu gebrauchen. Er ſchreibt unvergleich-

lich
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[478/0498] Cap. V. Ne quis civem pulſaret, welches alles ex Democratia koͤmmt, denn wenn der peuple mißhandelt wird, ſo iſt alle æqualitas rumpirt. Drum ha- ben die Roͤmer reales injurias erſchroͤcklich geſtrafft, die verbales nur æſti- matione, und jetzt lacht man meiſt uͤber die æſtimatorias, wenn ſie ange- ſtellet werden. Mediæ perſonæ muͤſſen allezeit genommen werden, und iſt infima plebs nicht tuͤchtig. Hertius hat obſerviret, daß auch in der Democratia muͤſſe auf die Demagogos acht gegeben werden, und die Dema- gogi waͤren eben die Clerici. In Holland haben dieſelben auch viel Lerm gemacht. Wo man zulaͤßt, daß die Leute koͤnnen excitare populum, ſo iſts aus, und iſt alsdenn infima plebs, wie die Marionetten. §. 12. De ſimulacris iſt hier nichts zu ſagen: Denn man ſiehet leicht, daß wo eine Ariſtocratie geweſen, einige optimates gelaſſen wer- den, die aber nichts zu ſagen haben, oder wo eine Monarchia geweſen, laͤßt man einen Regem, der aber nichts als nomen hat. §. 13. Was eine irregularis Respublica ſey, wird in Iure Nat. gewieſen, da man nicht ſagen kan, quænam ſit ſpecies. Es iſt keine mo- narchie, keine Ariſtocratia, und keine Democratie; ſo iſt unſer Teutſches Reich beſchaffen. Unſer Autor aber meynet, es ſey nicht moͤglich, ma- ximes zu geben, weil da eine confuſion. Sectio XV. de Prudentia aulica. §. 1-3. DEr Autor hat hier theils des Gracians l’Homme de Cour, theils auch andere gute Buͤcher, ſo de fortuna aulica handeln, excer- piret. Es koͤnnte einer fragen, warum hier de vita aulica ge- handelt wuͤrde? Darauf antwortet unſer Autor, und ſagt: Er habe bis- her die Respublicas beſchrieben, weil aber dergleichen collegium mehren- theils nobiles, oder Leute, ſo a la Cour gehen wollen, hoͤreten, ſo habe er ſolches mit angehaͤngt, und weil dazumahl der Gracian ſehr æſtimi- ret wurde, auch viele hier collegia daruͤber gehalten, ſo hat er denſelben excerpiret. Man hat jetzo auch noch andere Buͤcher, als des Callieres la Fortuna des Gens de Cour. it. was der junge Calliere geſchrieben, ab- ſonderlich iſt des Danielis Eremitæ Tract. de Vita aulica, welchen Grævius in Holland drucken laſſen, wohl zu gebrauchen. Er ſchreibt unvergleich- lich

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/498>, abgerufen am 21.11.2024.