Sect. XIII. de Prudentia statum civitatis Aristocraticae & De- mocraticae & in iis statum imperantium conservandi.
§. 1.
Connexio.
HIer kömmt der modus conservandi Aristocratiam vor. Gleich- wie nun de arcanis imperii, de juribus dominationis in Monat- chia gehandelt worden, so wird auch davon gehandelt in Aristo- cratia, und endlich auch in Democratia. Es sind in der Welt Monar- chien, aber auch viele Aristocratien und Democratien. In Graecia sind vordem fast lauter Democratien gewesen, quod etiam Aristoteles osten- dit, welcher ratione Democratiarum wohl zu gebrauchen. Seine Politic ist auch überhaupt in wenigen zu verbessern, nur, daß wir jetzt nicht so um den Brey herum gehen, sondern setzen gleich fundamenta, und de- duciren daraus. Die Graecas veteres respublicas hat Ubbo Emmius, (welcher Rector in Emden gewesen,) wohl beschrieben in zwey Bänden in duodecimo. In Italien und Sicilien sind auch viel solche Republi- quen gewesen, davon Emmius auch Nachricht giebt. Wer dieses hat, kan den Aristotelem wohl verstehen. Nicolaus Cragius hat auch de Re- publica Laconica geschrieben. Man muß freylich auch die neuen Au- tores lesen. Quaer. Was ist eine Aristocratie? Respond. Es ist da eine Polyarchie, es regieret da mehr als einer, aber in Ansehung der Demo- cratie sind nicht so viel Imperantes, das imperium ist da nicht penes unum, aber penes paucos, Arisoi sunt pauci; sapientiores sunt pauci. Diejenigen, so regieren werden pro optimis, pro prudentioribus gehal- ten. Wer in generalibus will instruiret seyn, muß mercken, daß in manchen Aristocratien die Aristi erblich, oder sie werden gewählet; An etlichen Orten sind einige Familien, die haben ein jus haereditarium. Wo gewehlet wird, da werden zwar keine Schneider, keine Schuster, oder ander Pöbel admittirt, sondern es werden prudentiores, liberalibus ar- tibus exculti genommen. Es sind aber wenig Aristocratien bekannt, da die Wahl geschehen sollte ex tota civitate, sondern mehrentheils sind fa- miliae nobiles, e quibus electio fit, die haben ein jus solitarium, ceteri au-
tem
Cap. V. De prudentia
Sect. XIII. de Prudentia ſtatum civitatis Ariſtocraticæ & De- mocraticæ & in iis ſtatum imperantium conſervandi.
§. 1.
Connexio.
HIer koͤmmt der modus conſervandi Ariſtocratiam vor. Gleich- wie nun de arcanis imperii, de juribus dominationis in Monat- chia gehandelt worden, ſo wird auch davon gehandelt in Ariſto- cratia, und endlich auch in Democratia. Es ſind in der Welt Monar- chien, aber auch viele Ariſtocratien und Democratien. In Græcia ſind vordem faſt lauter Democratien geweſen, quod etiam Ariſtoteles oſten- dit, welcher ratione Democratiarum wohl zu gebrauchen. Seine Politic iſt auch uͤberhaupt in wenigen zu verbeſſern, nur, daß wir jetzt nicht ſo um den Brey herum gehen, ſondern ſetzen gleich fundamenta, und de- duciren daraus. Die Græcas veteres reſpublicas hat Ubbo Emmius, (welcher Rector in Emden geweſen,) wohl beſchrieben in zwey Baͤnden in duodecimo. In Italien und Sicilien ſind auch viel ſolche Republi- quen geweſen, davon Emmius auch Nachricht giebt. Wer dieſes hat, kan den Ariſtotelem wohl verſtehen. Nicolaus Cragius hat auch de Re- publica Laconica geſchrieben. Man muß freylich auch die neuen Au- tores leſen. Quær. Was iſt eine Ariſtocratie? Reſpond. Es iſt da eine Polyarchie, es regieret da mehr als einer, aber in Anſehung der Demo- cratie ſind nicht ſo viel Imperantes, das imperium iſt da nicht penes unum, aber penes paucos, Ἄριςοι ſunt pauci; ſapientiores ſunt pauci. Diejenigen, ſo regieren werden pro optimis, pro prudentioribus gehal- ten. Wer in generalibus will inſtruiret ſeyn, muß mercken, daß in manchen Ariſtocratien die Ariſti erblich, oder ſie werden gewaͤhlet; An etlichen Orten ſind einige Familien, die haben ein jus hæreditarium. Wo gewehlet wird, da werden zwar keine Schneider, keine Schuſter, oder ander Poͤbel admittirt, ſondern es werden prudentiores, liberalibus ar- tibus exculti genommen. Es ſind aber wenig Ariſtocratien bekannt, da die Wahl geſchehen ſollte ex tota civitate, ſondern mehrentheils ſind fa- miliæ nobiles, e quibus electio fit, die haben ein jus ſolitarium, ceteri au-
tem
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0484"n="464"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">Cap.</hi></hi> V. De prudentia</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq">Sect. XIII.<lb/>
de<lb/>
Prudentia ſtatum civitatis Ariſtocraticæ & De-<lb/>
mocraticæ & in iis ſtatum imperantium<lb/>
conſervandi.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§. 1.</head><lb/><noteplace="left"><hirendition="#aq">Connexio.</hi></note><p><hirendition="#in">H</hi>Ier koͤmmt der <hirendition="#aq">modus conſervandi Ariſtocratiam</hi> vor. Gleich-<lb/>
wie nun <hirendition="#aq">de arcanis imperii, de juribus dominationis in Monat-<lb/>
chia</hi> gehandelt worden, ſo wird auch davon gehandelt <hirendition="#aq">in Ariſto-<lb/>
cratia,</hi> und endlich auch <hirendition="#aq">in Democratia.</hi> Es ſind in der Welt Monar-<lb/>
chien, aber auch viele <hirendition="#aq">Ariſtocrati</hi>en und <hirendition="#aq">Democrati</hi>en. <hirendition="#aq">In Græcia</hi>ſind<lb/>
vordem faſt lauter <hirendition="#aq">Democrati</hi>en geweſen, <hirendition="#aq">quod etiam Ariſtoteles oſten-<lb/>
dit,</hi> welcher <hirendition="#aq">ratione Democratiarum</hi> wohl zu gebrauchen. Seine <hirendition="#aq">Politic</hi><lb/>
iſt auch uͤberhaupt in wenigen zu verbeſſern, nur, daß wir jetzt nicht ſo<lb/>
um den Brey herum gehen, ſondern ſetzen gleich <hirendition="#aq">fundamenta,</hi> und <hirendition="#aq">de-<lb/>
duci</hi>ren daraus. Die <hirendition="#aq">Græcas veteres reſpublicas</hi> hat <hirendition="#aq">Ubbo Emmius,</hi><lb/>
(welcher <hirendition="#aq">Rector</hi> in Emden geweſen,) wohl beſchrieben in zwey Baͤnden<lb/><hirendition="#aq">in duodecimo.</hi> In Italien und Sicilien ſind auch viel ſolche Republi-<lb/>
quen geweſen, davon <hirendition="#aq">Emmius</hi> auch Nachricht giebt. Wer dieſes hat,<lb/>
kan den <hirendition="#aq">Ariſtotelem</hi> wohl verſtehen. <hirendition="#aq">Nicolaus Cragius</hi> hat auch <hirendition="#aq">de Re-<lb/>
publica Laconica</hi> geſchrieben. Man muß freylich auch die neuen <hirendition="#aq">Au-<lb/>
tores</hi> leſen. <hirendition="#aq">Quær.</hi> Was iſt eine <hirendition="#aq">Ariſtocratie? Reſpond.</hi> Es iſt da eine<lb/><hirendition="#aq">Polyarchie,</hi> es regieret da mehr als einer, aber in Anſehung der <hirendition="#aq">Demo-<lb/>
cratie</hi>ſind nicht ſo viel <hirendition="#aq">Imperantes,</hi> das <hirendition="#aq">imperium</hi> iſt da nicht <hirendition="#aq">penes<lb/>
unum,</hi> aber <hirendition="#aq">penes paucos,</hi>Ἄριςοι<hirendition="#aq">ſunt pauci; ſapientiores ſunt pauci.</hi><lb/>
Diejenigen, ſo regieren werden <hirendition="#aq">pro optimis, pro prudentioribus</hi> gehal-<lb/>
ten. Wer <hirendition="#aq">in generalibus</hi> will <hirendition="#aq">inſtrui</hi>ret ſeyn, muß mercken, daß in<lb/>
manchen <hirendition="#aq">Ariſtocrati</hi>en die <hirendition="#aq">Ariſti</hi> erblich, oder ſie werden gewaͤhlet; An<lb/>
etlichen Orten ſind einige Familien, die haben ein <hirendition="#aq">jus hæreditarium.</hi> Wo<lb/>
gewehlet wird, da werden zwar keine Schneider, keine Schuſter, oder<lb/>
ander Poͤbel <hirendition="#aq">admitti</hi>rt, ſondern es werden <hirendition="#aq">prudentiores, liberalibus ar-<lb/>
tibus exculti</hi> genommen. Es ſind aber wenig <hirendition="#aq">Ariſtocrati</hi>en bekannt, da<lb/>
die Wahl geſchehen ſollte <hirendition="#aq">ex tota civitate,</hi>ſondern mehrentheils ſind <hirendition="#aq">fa-<lb/>
miliæ nobiles, e quibus electio fit,</hi> die haben ein <hirendition="#aq">jus ſolitarium, ceteri au-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">tem</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[464/0484]
Cap. V. De prudentia
Sect. XIII.
de
Prudentia ſtatum civitatis Ariſtocraticæ & De-
mocraticæ & in iis ſtatum imperantium
conſervandi.
§. 1.
HIer koͤmmt der modus conſervandi Ariſtocratiam vor. Gleich-
wie nun de arcanis imperii, de juribus dominationis in Monat-
chia gehandelt worden, ſo wird auch davon gehandelt in Ariſto-
cratia, und endlich auch in Democratia. Es ſind in der Welt Monar-
chien, aber auch viele Ariſtocratien und Democratien. In Græcia ſind
vordem faſt lauter Democratien geweſen, quod etiam Ariſtoteles oſten-
dit, welcher ratione Democratiarum wohl zu gebrauchen. Seine Politic
iſt auch uͤberhaupt in wenigen zu verbeſſern, nur, daß wir jetzt nicht ſo
um den Brey herum gehen, ſondern ſetzen gleich fundamenta, und de-
duciren daraus. Die Græcas veteres reſpublicas hat Ubbo Emmius,
(welcher Rector in Emden geweſen,) wohl beſchrieben in zwey Baͤnden
in duodecimo. In Italien und Sicilien ſind auch viel ſolche Republi-
quen geweſen, davon Emmius auch Nachricht giebt. Wer dieſes hat,
kan den Ariſtotelem wohl verſtehen. Nicolaus Cragius hat auch de Re-
publica Laconica geſchrieben. Man muß freylich auch die neuen Au-
tores leſen. Quær. Was iſt eine Ariſtocratie? Reſpond. Es iſt da eine
Polyarchie, es regieret da mehr als einer, aber in Anſehung der Demo-
cratie ſind nicht ſo viel Imperantes, das imperium iſt da nicht penes
unum, aber penes paucos, Ἄριςοι ſunt pauci; ſapientiores ſunt pauci.
Diejenigen, ſo regieren werden pro optimis, pro prudentioribus gehal-
ten. Wer in generalibus will inſtruiret ſeyn, muß mercken, daß in
manchen Ariſtocratien die Ariſti erblich, oder ſie werden gewaͤhlet; An
etlichen Orten ſind einige Familien, die haben ein jus hæreditarium. Wo
gewehlet wird, da werden zwar keine Schneider, keine Schuſter, oder
ander Poͤbel admittirt, ſondern es werden prudentiores, liberalibus ar-
tibus exculti genommen. Es ſind aber wenig Ariſtocratien bekannt, da
die Wahl geſchehen ſollte ex tota civitate, ſondern mehrentheils ſind fa-
miliæ nobiles, e quibus electio fit, die haben ein jus ſolitarium, ceteri au-
tem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/484>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.