UNser Autor zeiget in diesem §. daß unterschiedliche actio- nes hominum sind. Denn die Politic ist revera nichts anders, als ein Stück von der Philosophia practica acti- va. Man nennet die philosophiam practicam nicht um deßwillen so, als wenn eine philosophia wäre, die nicht activa, i. e. die man nicht sollte brauchen können in vita humana, theils zu unserer Erbauung, theils auch zu Vermehrung derje- nigen Erkänntniß, welche wir bereits haben. Es ist keine Mathematic, keine Physic, keine Metaphysic, welche man nicht sollte können gebrauchen. Unnütze Dinge lernen wir nicht. In dem Verstande kan man auch die Metaphysic, Philosophiam practicam nennen. Denn ratione finis bestehen solche nicht allein in einer blossen Theorie, sondern auch in einer praxi. Hier aber, wenn wir Philosophiam practicam davon unterschei- den, so sehen wir auf das objectum. In der Philosophia practica haben wir zu thun mit actionibus humanis, und ist die Philosophia practica über- haupt eine connoissance von den menschlichen Handlungen, da ich hinge- gen bey der Mathematic, Physic &c. keine actiones hominum zu consideriren habe. Mit denen actionibus hat die Moral, Iurisprudentia naturalis, und Pru- dentia Civilis zu thun. Denn wir haben dreyerley actiones und auch drey partes, nemlich Ethicam, Ius Nat. und Politicam. Die Oeconomie schaltet man mit ein in die Politic, und ist eben nicht nöthig, daß man dieselbe a part tractiret; Doch ist sie sehr nöthig, und hat der gelehrte Schottländer Donald- sonus in seinem Tractat sub tit. synopsis Oeconomica treffliche Sachen bey- gebracht. Bey denen Financen wird eine Oeconomie erfordert: deßwe- gen hat der Hertzog von Bethune seine Memoires l'Oeconomie royale genennet, worinnen er gewiesen, daß ein grosser Herr müsse ein Oeco- nomus seyn, sonst kan er sein Lebtage keine grosse Thaten thun. Das hat auch Cominaeus observiret, und sagt er, er habe zu seiner Zeit keinen grossen Herrn gesehen, der etwas ausgerichtet, woferne er nicht etwas geitzig gewesen. Man hat also actiones justas, honestas & prudentes.
Alle
Cap. I. De Natura
Cap. I. de Natura & Indole prudentiæ civilis.
§. 1.
Eintheilung der menſchli- chen Handlun- gen.
UNſer Autor zeiget in dieſem §. daß unterſchiedliche actio- nes hominum ſind. Denn die Politic iſt revera nichts anders, als ein Stuͤck von der Philoſophia practica acti- va. Man nennet die philoſophiam practicam nicht um deßwillen ſo, als wenn eine philoſophia waͤre, die nicht activa, i. e. die man nicht ſollte brauchen koͤnnen in vita humana, theils zu unſerer Erbauung, theils auch zu Vermehrung derje- nigen Erkaͤnntniß, welche wir bereits haben. Es iſt keine Mathematic, keine Phyſic, keine Metaphyſic, welche man nicht ſollte koͤnnen gebrauchen. Unnuͤtze Dinge lernen wir nicht. In dem Verſtande kan man auch die Metaphyſic, Philoſophiam practicam nennen. Denn ratione finis beſtehen ſolche nicht allein in einer bloſſen Theorie, ſondern auch in einer praxi. Hier aber, wenn wir Philoſophiam practicam davon unterſchei- den, ſo ſehen wir auf das objectum. In der Philoſophia practica haben wir zu thun mit actionibus humanis, und iſt die Philoſophia practica uͤber- haupt eine connoiſſance von den menſchlichen Handlungen, da ich hinge- gen bey der Mathematic, Phyſic &c. keine actiones hominum zu conſideriren habe. Mit denen actionibus hat die Moral, Iurisprudentia naturalis, und Pru- dentia Civilis zu thun. Denn wir haben dreyerley actiones und auch drey partes, nemlich Ethicam, Ius Nat. und Politicam. Die Oeconomie ſchaltet man mit ein in die Politic, und iſt eben nicht noͤthig, daß man dieſelbe a part tractiret; Doch iſt ſie ſehr noͤthig, und hat der gelehrte Schottlaͤnder Donald- ſonus in ſeinem Tractat ſub tit. ſynopſis Oeconomica treffliche Sachen bey- gebracht. Bey denen Financen wird eine Oeconomie erfordert: deßwe- gen hat der Hertzog von Bethune ſeine Memoires l’Oeconomie royale genennet, worinnen er gewieſen, daß ein groſſer Herr muͤſſe ein Oeco- nomus ſeyn, ſonſt kan er ſein Lebtage keine groſſe Thaten thun. Das hat auch Cominæus obſerviret, und ſagt er, er habe zu ſeiner Zeit keinen groſſen Herrn geſehen, der etwas ausgerichtet, woferne er nicht etwas geitzig geweſen. Man hat alſo actiones juſtas, honeſtas & prudentes.
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Cap. I. De Natura
Cap. I.
de
Natura & Indole prudentiæ
civilis.
§. 1.
UNſer Autor zeiget in dieſem §. daß unterſchiedliche actio-
nes hominum ſind. Denn die Politic iſt revera nichts
anders, als ein Stuͤck von der Philoſophia practica acti-
va. Man nennet die philoſophiam practicam nicht um
deßwillen ſo, als wenn eine philoſophia waͤre, die nicht
activa, i. e. die man nicht ſollte brauchen koͤnnen in vita
humana, theils zu unſerer Erbauung, theils auch zu Vermehrung derje-
nigen Erkaͤnntniß, welche wir bereits haben. Es iſt keine Mathematic,
keine Phyſic, keine Metaphyſic, welche man nicht ſollte koͤnnen gebrauchen.
Unnuͤtze Dinge lernen wir nicht. In dem Verſtande kan man auch
die Metaphyſic, Philoſophiam practicam nennen. Denn ratione finis
beſtehen ſolche nicht allein in einer bloſſen Theorie, ſondern auch in einer
praxi. Hier aber, wenn wir Philoſophiam practicam davon unterſchei-
den, ſo ſehen wir auf das objectum. In der Philoſophia practica haben
wir zu thun mit actionibus humanis, und iſt die Philoſophia practica uͤber-
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gen bey der Mathematic, Phyſic &c. keine actiones hominum zu conſideriren
habe. Mit denen actionibus hat die Moral, Iurisprudentia naturalis, und Pru-
dentia Civilis zu thun. Denn wir haben dreyerley actiones und auch drey
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man mit ein in die Politic, und iſt eben nicht noͤthig, daß man dieſelbe a part
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ſonus in ſeinem Tractat ſub tit. ſynopſis Oeconomica treffliche Sachen bey-
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nomus ſeyn, ſonſt kan er ſein Lebtage keine groſſe Thaten thun. Das
hat auch Cominæus obſerviret, und ſagt er, er habe zu ſeiner Zeit keinen
groſſen Herrn geſehen, der etwas ausgerichtet, woferne er nicht etwas
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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/32>, abgerufen am 21.11.2024.
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