Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.Cap. V. De prudentia Sectio VII. de Prudentia status circa aerarium, tributa & vectigalia. §. 1. 2. 3. Von dem ae-rario des Staats und dessen Bestel- lung. DIeses ist eine von denen schwersten materien, welche man nicht traue * Conring war ein pragmatischer, kluger Mann, welcher raisonniret, wie ein Mi-
nistre im Cabinet. Das kan man sehen aus dem Buch, welches er geschrie- ben, Cap. V. De prudentia Sectio VII. de Prudentia ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia. §. 1. 2. 3. Von dem æ-rario des Staats und deſſen Beſtel- lung. DIeſes iſt eine von denen ſchwerſten materien, welche man nicht traue * Conring war ein pragmatiſcher, kluger Mann, welcher raiſonniret, wie ein Mi-
niſtre im Cabinet. Das kan man ſehen aus dem Buch, welches er geſchrie- ben, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0272" n="252"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi></hi> V. De prudentia</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Sectio VII.<lb/> de<lb/> Prudentia ſtatus circa ærarium, tributa &<lb/> vectigalia.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head>§. 1. 2. 3.</head><lb/> <note place="left">Von dem <hi rendition="#aq">æ-<lb/> rario</hi> des<lb/> Staats und<lb/> deſſen Beſtel-<lb/> lung.</note> <p><hi rendition="#in">D</hi>Ieſes iſt eine von denen ſchwerſten <hi rendition="#aq">materi</hi>en, welche man nicht<lb/> aus <hi rendition="#aq">ſtudi</hi>ren kan: denn <hi rendition="#aq">tempora mutantur & nos mutamur in il-<lb/> lis.</hi> Es giebt nicht mehr <hi rendition="#aq">changements</hi> als in <hi rendition="#aq">Cameral</hi> Sachen-<lb/> Wenn einer nun unter dem <hi rendition="#aq">Friedrich VVilhelm</hi> der groͤſte <hi rendition="#aq">financier</hi> ge-<lb/> weſen, und er wollte unter dem jetzigen Koͤnig in Preuſſen wieder eine<lb/> ſolche Stelle vertreten, ſo wuͤrde er von neuen lernen muͤſſen. In mei-<lb/> ner eigenen <hi rendition="#aq">œconomie,</hi> welches etwas kleines, <hi rendition="#aq">changi</hi>re ich mich ja alle<lb/> Tage, und wenn ich ſehe, daß ich etwas kan beſſer haben, ſo laſſe ich<lb/> das alte fahren. Deßwegen wird mir auch kein Menſch eine Unbeſtaͤn-<lb/> digkeit <hi rendition="#aq">attribui</hi>ren: denn <hi rendition="#aq">in re familiari</hi> lernet man nicht aus. Den<lb/><hi rendition="#aq">Grotium,</hi> welchen ich ſonſt <hi rendition="#aq">æſtimi</hi>re, kan ich in dieſem Stuͤcke nicht<lb/><hi rendition="#aq">approbi</hi>ren, wenn er ſagt, es ſey ein Anzeigen einer <hi rendition="#aq">imprudentiæ,</hi> wenn<lb/> man ſich aͤndere. Es ſind ja tauſend <hi rendition="#aq">circumſtantiæ</hi> da, welche Gelegen-<lb/> heit geben, bald dieſes, bald jenes zu entdecken. Da nun dieſes in eines<lb/> jeden <hi rendition="#aq">œconomie</hi> ſich findet, wie vielmehr koͤnnen ſich nicht Aenderungen<lb/> in einem groſſen Reiche zu tragen. Wenn man Franckreich anſiehet,<lb/> und nur <hi rendition="#aq">conſideri</hi>ret, was vor Veraͤnderungen unter <hi rendition="#aq">Ludovico XIV.</hi> vor-<lb/> gegangen, <hi rendition="#aq">unus homo non ſufficit, ut omnes mutationes memoria com-<lb/> prehendere poſſit.</hi> Ich habe ſelbſt einen gantzen <hi rendition="#aq">Foliant</hi>en, welcher da-<lb/> von handelt. Ob wir nun gleich viel Buͤcher haben <hi rendition="#aq">in Cameralibus,</hi> in-<lb/> dem auch viele Juriſten davon geſchrieben, ſo kan man deßwegen doch<lb/> nicht ſagen, daß die Sache <hi rendition="#aq">exhauri</hi>ret waͤre, ſondern alle Tage kan man<lb/> was neues entdecken. Man lernet ſeine eigene <hi rendition="#aq">menage</hi> nicht aus, ge-<lb/> ſchweige bey groſſen Reichen, wie Holland, Franckreich, Engeland ꝛc.<lb/> ſind. Der <hi rendition="#aq">Autor</hi> hat hier den <hi rendition="#aq">Conring excerpi</hi>ret, welcher einen <hi rendition="#aq">Tractar</hi><lb/> geſchrieben <hi rendition="#aq">de ærario argendo & conſervando in octavo.</hi> Die <hi rendition="#aq">excerpta</hi><lb/> ſind gut, wobey aber noch viele <hi rendition="#aq">obſervationes</hi> zu machen ſind. <note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">Conring</hi> war ein <hi rendition="#aq">pragmati</hi>ſcher, kluger Mann, welcher <hi rendition="#aq">raiſonni</hi>ret, wie ein <hi rendition="#aq">Mi-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">niſtre</hi> im Cabinet. Das kan man ſehen aus dem Buch, welches er geſchrie-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">ben,</fw></note> Ich<lb/> <fw place="bottom" type="catch">traue</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [252/0272]
Cap. V. De prudentia
Sectio VII.
de
Prudentia ſtatus circa ærarium, tributa &
vectigalia.
§. 1. 2. 3.
DIeſes iſt eine von denen ſchwerſten materien, welche man nicht
aus ſtudiren kan: denn tempora mutantur & nos mutamur in il-
lis. Es giebt nicht mehr changements als in Cameral Sachen-
Wenn einer nun unter dem Friedrich VVilhelm der groͤſte financier ge-
weſen, und er wollte unter dem jetzigen Koͤnig in Preuſſen wieder eine
ſolche Stelle vertreten, ſo wuͤrde er von neuen lernen muͤſſen. In mei-
ner eigenen œconomie, welches etwas kleines, changire ich mich ja alle
Tage, und wenn ich ſehe, daß ich etwas kan beſſer haben, ſo laſſe ich
das alte fahren. Deßwegen wird mir auch kein Menſch eine Unbeſtaͤn-
digkeit attribuiren: denn in re familiari lernet man nicht aus. Den
Grotium, welchen ich ſonſt æſtimire, kan ich in dieſem Stuͤcke nicht
approbiren, wenn er ſagt, es ſey ein Anzeigen einer imprudentiæ, wenn
man ſich aͤndere. Es ſind ja tauſend circumſtantiæ da, welche Gelegen-
heit geben, bald dieſes, bald jenes zu entdecken. Da nun dieſes in eines
jeden œconomie ſich findet, wie vielmehr koͤnnen ſich nicht Aenderungen
in einem groſſen Reiche zu tragen. Wenn man Franckreich anſiehet,
und nur conſideriret, was vor Veraͤnderungen unter Ludovico XIV. vor-
gegangen, unus homo non ſufficit, ut omnes mutationes memoria com-
prehendere poſſit. Ich habe ſelbſt einen gantzen Folianten, welcher da-
von handelt. Ob wir nun gleich viel Buͤcher haben in Cameralibus, in-
dem auch viele Juriſten davon geſchrieben, ſo kan man deßwegen doch
nicht ſagen, daß die Sache exhauriret waͤre, ſondern alle Tage kan man
was neues entdecken. Man lernet ſeine eigene menage nicht aus, ge-
ſchweige bey groſſen Reichen, wie Holland, Franckreich, Engeland ꝛc.
ſind. Der Autor hat hier den Conring excerpiret, welcher einen Tractar
geſchrieben de ærario argendo & conſervando in octavo. Die excerpta
ſind gut, wobey aber noch viele obſervationes zu machen ſind. * Ich
traue
* Conring war ein pragmatiſcher, kluger Mann, welcher raiſonniret, wie ein Mi-
niſtre im Cabinet. Das kan man ſehen aus dem Buch, welches er geſchrie-
ben,
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