Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

und dem ursprünglichen Erwerbe.
der übrigen Nazionen dergleichen nothwendig er-
fodert. c]

a] So hält Spanien sich für berechtigt, alle andere Nazio-
nen von Besitzungen in der Südsee auszuschliessen, und
sogar die diesseits der Meerenge gelegene Küste von den
portugiesischen Grenzen in Brasilien bis an die Spitze
von Südamerika allein zu besitzen, ob es gleich fast gar
keine Colonien daselbst hat. Mosers Beiträge etc. 5. Th.
S. 515. Auch die vereinigten Niederlande thaten Vor-
stellungen gegen Anlegung einer grosbritannischen Colonie
in Ostindien auf einer den holländischen Besitzungen nahe
gelegenen Insel. Ebendas. S. 556.
b] Mosers Grundsätze des europ. V. R. in Fr. Zeit.
4. B. 2. K. §. 13. u. f.
c] Spanischer Seits behauptet man, daß König Jakob. I.
von England für sich und seine Nachfolger, zu Gunsten
Spaniens, in einem Vertrage des Rechts sich begeben
habe, Etablissements in irgend einem Theile von Süd-
amerika anzulegen. Mosers Beitr. a. a. O. S. 521.
§. 11.
Auskunftsmittel in dergleichen Strei-
tigkeiten
.

Wenn bey dergleichen Streitigkeiten über das Ei-
genthum und den Besitz zwischen mehreren Nazionen
kein Theil dem andern solche überlassen will, so bleibt
nichts übrig, als daß sie das Land entweder in Ge-
meinschaft besitzen, oder es für neutral erklären, we-
nigstens so lange, bis das Eigenthumsrecht des einen
untersucht und entschieden worden.

*] Um das Gezänke mit Spanien wegen der Insel Tor-
tola
glimpflich abzuthun, suchte Grosbritannien 1774
die Sache dahin einzuleiten, daß diese Insel ein neutra-
ler Ort bleibe, wo die Schiffe der beiden Nazionen ihre
Günth. Völk. 2. B. B

und dem urſpruͤnglichen Erwerbe.
der uͤbrigen Nazionen dergleichen nothwendig er-
fodert. c]

a] So haͤlt Spanien ſich fuͤr berechtigt, alle andere Nazio-
nen von Beſitzungen in der Suͤdſee auszuſchlieſſen, und
ſogar die dieſſeits der Meerenge gelegene Kuͤſte von den
portugieſiſchen Grenzen in Braſilien bis an die Spitze
von Suͤdamerika allein zu beſitzen, ob es gleich faſt gar
keine Colonien daſelbſt hat. Moſers Beitraͤge ꝛc. 5. Th.
S. 515. Auch die vereinigten Niederlande thaten Vor-
ſtellungen gegen Anlegung einer grosbritanniſchen Colonie
in Oſtindien auf einer den hollaͤndiſchen Beſitzungen nahe
gelegenen Inſel. Ebendaſ. S. 556.
b] Moſers Grundſaͤtze des europ. V. R. in Fr. Zeit.
4. B. 2. K. §. 13. u. f.
c] Spaniſcher Seits behauptet man, daß Koͤnig Jakob. I.
von England fuͤr ſich und ſeine Nachfolger, zu Gunſten
Spaniens, in einem Vertrage des Rechts ſich begeben
habe, Etabliſſements in irgend einem Theile von Suͤd-
amerika anzulegen. Moſers Beitr. a. a. O. S. 521.
§. 11.
Auskunftsmittel in dergleichen Strei-
tigkeiten
.

Wenn bey dergleichen Streitigkeiten uͤber das Ei-
genthum und den Beſitz zwiſchen mehreren Nazionen
kein Theil dem andern ſolche uͤberlaſſen will, ſo bleibt
nichts uͤbrig, als daß ſie das Land entweder in Ge-
meinſchaft beſitzen, oder es fuͤr neutral erklaͤren, we-
nigſtens ſo lange, bis das Eigenthumsrecht des einen
unterſucht und entſchieden worden.

*] Um das Gezaͤnke mit Spanien wegen der Inſel Tor-
tola
glimpflich abzuthun, ſuchte Grosbritannien 1774
die Sache dahin einzuleiten, daß dieſe Inſel ein neutra-
ler Ort bleibe, wo die Schiffe der beiden Nazionen ihre
Guͤnth. Voͤlk. 2. B. B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0031" n="17"/><fw place="top" type="header">und dem ur&#x017F;pru&#x0364;nglichen Erwerbe.</fw><lb/>
der u&#x0364;brigen Nazionen dergleichen nothwendig er-<lb/>
fodert. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">c</hi></hi>]</p><lb/>
              <note place="end" n="a]">So ha&#x0364;lt Spanien &#x017F;ich fu&#x0364;r berechtigt, alle andere Nazio-<lb/>
nen von Be&#x017F;itzungen in der Su&#x0364;d&#x017F;ee auszu&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
&#x017F;ogar die die&#x017F;&#x017F;eits der Meerenge gelegene Ku&#x0364;&#x017F;te von den<lb/>
portugie&#x017F;i&#x017F;chen Grenzen in Bra&#x017F;ilien bis an die Spitze<lb/>
von Su&#x0364;damerika allein zu be&#x017F;itzen, ob es gleich fa&#x017F;t gar<lb/>
keine Colonien da&#x017F;elb&#x017F;t hat. <hi rendition="#fr">Mo&#x017F;ers</hi> Beitra&#x0364;ge &#xA75B;c. 5. Th.<lb/>
S. 515. Auch die vereinigten Niederlande thaten Vor-<lb/>
&#x017F;tellungen gegen Anlegung einer grosbritanni&#x017F;chen Colonie<lb/>
in O&#x017F;tindien auf einer den holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Be&#x017F;itzungen nahe<lb/>
gelegenen In&#x017F;el. <hi rendition="#fr">Ebenda&#x017F;</hi>. S. 556.</note><lb/>
              <note place="end" n="b]"><hi rendition="#fr">Mo&#x017F;ers</hi> Grund&#x017F;a&#x0364;tze des europ. V. R. in Fr. Zeit.<lb/>
4. B. 2. K. §. 13. u. f.</note><lb/>
              <note place="end" n="c]">Spani&#x017F;cher Seits behauptet man, daß Ko&#x0364;nig Jakob. <hi rendition="#aq">I.</hi><lb/>
von England fu&#x0364;r &#x017F;ich und &#x017F;eine Nachfolger, zu Gun&#x017F;ten<lb/>
Spaniens, in einem Vertrage des Rechts &#x017F;ich begeben<lb/>
habe, Etabli&#x017F;&#x017F;ements in irgend einem Theile von Su&#x0364;d-<lb/>
amerika anzulegen. Mo&#x017F;ers Beitr. a. a. O. S. 521.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 11.<lb/><hi rendition="#g">Auskunftsmittel in dergleichen Strei-<lb/>
tigkeiten</hi>.</head><lb/>
              <p>Wenn bey dergleichen Streitigkeiten u&#x0364;ber das Ei-<lb/>
genthum und den Be&#x017F;itz zwi&#x017F;chen mehreren Nazionen<lb/>
kein Theil dem andern &#x017F;olche u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en will, &#x017F;o bleibt<lb/>
nichts u&#x0364;brig, als daß &#x017F;ie das Land entweder in Ge-<lb/>
mein&#x017F;chaft be&#x017F;itzen, oder es fu&#x0364;r <hi rendition="#fr">neutral</hi> erkla&#x0364;ren, we-<lb/>
nig&#x017F;tens &#x017F;o lange, bis das Eigenthumsrecht des einen<lb/>
unter&#x017F;ucht und ent&#x017F;chieden worden.</p><lb/>
              <note place="end" n="*]">Um das Geza&#x0364;nke mit Spanien wegen der In&#x017F;el <hi rendition="#fr">Tor-<lb/>
tola</hi> glimpflich abzuthun, &#x017F;uchte Grosbritannien 1774<lb/>
die Sache dahin einzuleiten, daß die&#x017F;e In&#x017F;el ein neutra-<lb/>
ler Ort bleibe, wo die Schiffe der beiden Nazionen ihre<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Gu&#x0364;nth. Vo&#x0364;lk. 2. B.</hi> B</fw><fw place="bottom" type="catch">Erfri-</fw><lb/></note>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0031] und dem urſpruͤnglichen Erwerbe. der uͤbrigen Nazionen dergleichen nothwendig er- fodert. c] a] So haͤlt Spanien ſich fuͤr berechtigt, alle andere Nazio- nen von Beſitzungen in der Suͤdſee auszuſchlieſſen, und ſogar die dieſſeits der Meerenge gelegene Kuͤſte von den portugieſiſchen Grenzen in Braſilien bis an die Spitze von Suͤdamerika allein zu beſitzen, ob es gleich faſt gar keine Colonien daſelbſt hat. Moſers Beitraͤge ꝛc. 5. Th. S. 515. Auch die vereinigten Niederlande thaten Vor- ſtellungen gegen Anlegung einer grosbritanniſchen Colonie in Oſtindien auf einer den hollaͤndiſchen Beſitzungen nahe gelegenen Inſel. Ebendaſ. S. 556. b] Moſers Grundſaͤtze des europ. V. R. in Fr. Zeit. 4. B. 2. K. §. 13. u. f. c] Spaniſcher Seits behauptet man, daß Koͤnig Jakob. I. von England fuͤr ſich und ſeine Nachfolger, zu Gunſten Spaniens, in einem Vertrage des Rechts ſich begeben habe, Etabliſſements in irgend einem Theile von Suͤd- amerika anzulegen. Moſers Beitr. a. a. O. S. 521. §. 11. Auskunftsmittel in dergleichen Strei- tigkeiten. Wenn bey dergleichen Streitigkeiten uͤber das Ei- genthum und den Beſitz zwiſchen mehreren Nazionen kein Theil dem andern ſolche uͤberlaſſen will, ſo bleibt nichts uͤbrig, als daß ſie das Land entweder in Ge- meinſchaft beſitzen, oder es fuͤr neutral erklaͤren, we- nigſtens ſo lange, bis das Eigenthumsrecht des einen unterſucht und entſchieden worden. *] Um das Gezaͤnke mit Spanien wegen der Inſel Tor- tola glimpflich abzuthun, ſuchte Grosbritannien 1774 die Sache dahin einzuleiten, daß dieſe Inſel ein neutra- ler Ort bleibe, wo die Schiffe der beiden Nazionen ihre Erfri- Guͤnth. Voͤlk. 2. B. B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/31
Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/31>, abgerufen am 21.12.2024.