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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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Von der Macht der Nazionen
q] Die Streitigkeiten über das unlängst vorgewesene Aus-
tauschungsgeschäft Baierns gegen die österreichischen Nie-
derlande und der dadurch veranlaste teutsche Fürstenbund
können hierbey zum erläuternden Beispiel dienen.
r] Lehmann a. a. O. C. III. §. 25. nimt zu einer Grund-
regel des Systems vom Gleichgewicht an: Eum, qui
institutum aequilibrii evertere conatur, omnibus me-
diis revocandum; si haec non admittat, bello adigen-
dum esse.
Das Gegentheil behauptet Wolf c. VI. §. 647.
u. 648. Die Vergrößerung der Macht, sagt er, gehört
zur Erhaltung und Vervolkomnung, welche das Recht
der Natur iedem Volke vorschreibt und erlaubt. "Quan-
do gens jure suo utitur, nullam tibi injuriam facit.
Quamdiu igitur gens aliqua non agit nisi id, quod
jure suo agere potest, utrum idem alteri utile sit nec
ne, attendere non tenetur.
Diese Regel dürfte iedoch
in einer geselschaftlichen Verbindung der Völker, welche
die gemeinschaftliche Sicherheit zur Absicht hat, schwerlich
anwendbar seyn.
s] Lehmann c. III. §. 7. 22. u. 23. Kahle §. XXVIII.
t] So macht Frankreich im Rastädter Frieden Art. 30. sich
gegen Oesterreich verbindlich de ne s' opposer a la posses-
sion, que la maison d' Autriche a ou pourra avoir a l'
avenir, soit par negociation, traite, ou autre voye le-
gitime et paisible, en sorte toute fois, que la Neutra-
lite d' Italie n' en soit point troublee.
§. 16.
Einwürfe gegen das System des Gleichge-
wichts
.

Die hauptsächlichsten Einwendungen, welche man
gegen das Gleichgewicht zu machen pflegt, sind schon
beiläufig mit angeführt und beantwortet worden. Vie-

le a]
Von der Macht der Nazionen
q] Die Streitigkeiten uͤber das unlaͤngſt vorgeweſene Aus-
tauſchungsgeſchaͤft Baierns gegen die oͤſterreichiſchen Nie-
derlande und der dadurch veranlaſte teutſche Fuͤrſtenbund
koͤnnen hierbey zum erlaͤuternden Beiſpiel dienen.
r] Lehmann a. a. O. C. III. §. 25. nimt zu einer Grund-
regel des Syſtems vom Gleichgewicht an: Eum, qui
inſtitutum aequilibrii evertere conatur, omnibus me-
diis revocandum; ſi haec non admittat, bello adigen-
dum eſſe.
Das Gegentheil behauptet Wolf c. VI. §. 647.
u. 648. Die Vergroͤßerung der Macht, ſagt er, gehoͤrt
zur Erhaltung und Vervolkomnung, welche das Recht
der Natur iedem Volke vorſchreibt und erlaubt. „Quan-
do gens jure ſuo utitur, nullam tibi injuriam facit.
Quamdiu igitur gens aliqua non agit niſi id, quod
jure ſuo agere poteſt, utrum idem alteri utile ſit nec
ne, attendere non tenetur.
Dieſe Regel duͤrfte iedoch
in einer geſelſchaftlichen Verbindung der Voͤlker, welche
die gemeinſchaftliche Sicherheit zur Abſicht hat, ſchwerlich
anwendbar ſeyn.
s] Lehmann c. III. §. 7. 22. u. 23. Kahle §. XXVIII.
t] So macht Frankreich im Raſtaͤdter Frieden Art. 30. ſich
gegen Oeſterreich verbindlich de ne ſ’ oppoſer à la poſſes-
ſion, que la maiſon d’ Autriche a ou pourra avoir à l’
avenir, ſoit par negociation, traité, ou autre voye le-
gitime et paiſible, en ſorte toute fois, que la Neutra-
lité d’ Italie n’ en ſoit point troublée.
§. 16.
Einwuͤrfe gegen das Syſtem des Gleichge-
wichts
.

Die hauptſaͤchlichſten Einwendungen, welche man
gegen das Gleichgewicht zu machen pflegt, ſind ſchon
beilaͤufig mit angefuͤhrt und beantwortet worden. Vie-

le a]
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[370/0396] Von der Macht der Nazionen q] Die Streitigkeiten uͤber das unlaͤngſt vorgeweſene Aus- tauſchungsgeſchaͤft Baierns gegen die oͤſterreichiſchen Nie- derlande und der dadurch veranlaſte teutſche Fuͤrſtenbund koͤnnen hierbey zum erlaͤuternden Beiſpiel dienen. r] Lehmann a. a. O. C. III. §. 25. nimt zu einer Grund- regel des Syſtems vom Gleichgewicht an: Eum, qui inſtitutum aequilibrii evertere conatur, omnibus me- diis revocandum; ſi haec non admittat, bello adigen- dum eſſe. Das Gegentheil behauptet Wolf c. VI. §. 647. u. 648. Die Vergroͤßerung der Macht, ſagt er, gehoͤrt zur Erhaltung und Vervolkomnung, welche das Recht der Natur iedem Volke vorſchreibt und erlaubt. „Quan- do gens jure ſuo utitur, nullam tibi injuriam facit. Quamdiu igitur gens aliqua non agit niſi id, quod jure ſuo agere poteſt, utrum idem alteri utile ſit nec ne, attendere non tenetur. Dieſe Regel duͤrfte iedoch in einer geſelſchaftlichen Verbindung der Voͤlker, welche die gemeinſchaftliche Sicherheit zur Abſicht hat, ſchwerlich anwendbar ſeyn. s] Lehmann c. III. §. 7. 22. u. 23. Kahle §. XXVIII. t] So macht Frankreich im Raſtaͤdter Frieden Art. 30. ſich gegen Oeſterreich verbindlich de ne ſ’ oppoſer à la poſſes- ſion, que la maiſon d’ Autriche a ou pourra avoir à l’ avenir, ſoit par negociation, traité, ou autre voye le- gitime et paiſible, en ſorte toute fois, que la Neutra- lité d’ Italie n’ en ſoit point troublée. §. 16. Einwuͤrfe gegen das Syſtem des Gleichge- wichts. Die hauptſaͤchlichſten Einwendungen, welche man gegen das Gleichgewicht zu machen pflegt, ſind ſchon beilaͤufig mit angefuͤhrt und beantwortet worden. Vie- le a]

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/396>, abgerufen am 21.11.2024.