Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.Handlungen nach ihrem Gefallen einzurichten. nehmungen in auswärtiger Beziehung insonderheit, dienächsten Nachbarn, auch deren Bundsgenossen a] und andere, denen aus den Veranstaltungen eines Staats gegen dritte einiger Nachtheil zuwächst b]. In Fällen, wo das eigentlich blos auf ein einzelnes Volk gerichtete Benehmen nachtheilige Folgen für die große Völkerge- selschaft Europens haben könte, halten sich sämtliche Mitglieder derselben berechtigt, deshalb anzufragen c]. a] In einigen Bündnissen ist dies ausdrücklich bedungen. Z. B. in einem Separatartickel des Freundschaftstractats zwischen Grosbrittannien und den vereinigten Niederlanden von 1716 heißt es: pro casu foederis habitum iri non tantum si alteruter foederatorum vi armata hostiliter impetitus fuerit, verum etiam si quisquam e vicinis arma in unum vel alterum foederatorum paraverit, minasque illi intentaverit, sive id fiat dum apud vici- nos delectus militum extraordinarii habentur etc. Fr. C. v. Moser a. a. O. S. 306. Auch die burbonischen Mächte haben sich, schon oberwähntermaßen, dahin ver- bunden. Mosers Versuch 6. Th. S. 321. b] F. C. v. Moser §. 25. S. 303. c] Ebendas. §. 13. S. 291. §. 24. Nothwendigkeit zu fragen. Wenn eine Nazion dergleichen verdächtige, oder auch U 2
Handlungen nach ihrem Gefallen einzurichten. nehmungen in auswaͤrtiger Beziehung inſonderheit, dienaͤchſten Nachbarn, auch deren Bundsgenoſſen a] und andere, denen aus den Veranſtaltungen eines Staats gegen dritte einiger Nachtheil zuwaͤchſt b]. In Faͤllen, wo das eigentlich blos auf ein einzelnes Volk gerichtete Benehmen nachtheilige Folgen fuͤr die große Voͤlkerge- ſelſchaft Europens haben koͤnte, halten ſich ſaͤmtliche Mitglieder derſelben berechtigt, deshalb anzufragen c]. a] In einigen Buͤndniſſen iſt dies ausdruͤcklich bedungen. Z. B. in einem Separatartickel des Freundſchaftstractats zwiſchen Grosbrittannien und den vereinigten Niederlanden von 1716 heißt es: pro caſu foederis habitum iri non tantum ſi alteruter foederatorum vi armata hoſtiliter impetitus fuerit, verum etiam ſi quisquam e vicinis arma in unum vel alterum foederatorum paraverit, minasque illi intentaverit, ſive id fiat dum apud vici- nos delectus militum extraordinarii habentur etc. Fr. C. v. Moſer a. a. O. S. 306. Auch die burboniſchen Maͤchte haben ſich, ſchon oberwaͤhntermaßen, dahin ver- bunden. Moſers Verſuch 6. Th. S. 321. b] F. C. v. Moſer §. 25. S. 303. c] Ebendaſ. §. 13. S. 291. §. 24. Nothwendigkeit zu fragen. Wenn eine Nazion dergleichen verdaͤchtige, oder auch U 2
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Handlungen nach ihrem Gefallen einzurichten.
nehmungen in auswaͤrtiger Beziehung inſonderheit, die
naͤchſten Nachbarn, auch deren Bundsgenoſſen a] und
andere, denen aus den Veranſtaltungen eines Staats
gegen dritte einiger Nachtheil zuwaͤchſt b]. In Faͤllen,
wo das eigentlich blos auf ein einzelnes Volk gerichtete
Benehmen nachtheilige Folgen fuͤr die große Voͤlkerge-
ſelſchaft Europens haben koͤnte, halten ſich ſaͤmtliche
Mitglieder derſelben berechtigt, deshalb anzufragen c].
a] In einigen Buͤndniſſen iſt dies ausdruͤcklich bedungen.
Z. B. in einem Separatartickel des Freundſchaftstractats
zwiſchen Grosbrittannien und den vereinigten Niederlanden
von 1716 heißt es: pro caſu foederis habitum iri non
tantum ſi alteruter foederatorum vi armata hoſtiliter
impetitus fuerit, verum etiam ſi quisquam e vicinis
arma in unum vel alterum foederatorum paraverit,
minasque illi intentaverit, ſive id fiat dum apud vici-
nos delectus militum extraordinarii habentur etc. Fr.
C. v. Moſer a. a. O. S. 306. Auch die burboniſchen
Maͤchte haben ſich, ſchon oberwaͤhntermaßen, dahin ver-
bunden. Moſers Verſuch 6. Th. S. 321.
b] F. C. v. Moſer §. 25. S. 303.
c] Ebendaſ. §. 13. S. 291.
§. 24.
Nothwendigkeit zu fragen.
Wenn eine Nazion dergleichen verdaͤchtige, oder
den Gerechtſamen anderer wuͤrklich nachtheilige Hand-
lungen unternimt, ſo verlangt das von den meiſten
Voͤlkern Europens behauptete Herkommen, daß die
dabey intereſſirten Staaten, bevor ſie weitere Vorkeh-
rungen treffen, ſich mit iener daruͤber vernehmen und
Sicherſtellung oder Genugthuung fodern a]; wohin
auch
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Zitationshilfe: | Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/333>, abgerufen am 22.02.2025. |