Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.Von der Freiheit der Nazionen, ihre es, aus dem nämlichen Grunde, befugt, dasselbe, sei-ner Handlungen wegen, zu Rede zu stellen. *] Hiervon handelt weitläuftig die schon oben angeführte Fr. C. von Mosers Abhandlung von dem Recht eines Souve- raius und freien Staats, den andern wegen seiner Hand- lungen zur Rede zu stellen, ingl. J. J. Mosers Versuch etc. 8. B. 3. K. S. 397. u. f. [6. Th.] §. 14. Schuldigkeit, deshalb Rechenschaft zu geben. Keine Nazion ist folglich, der Regel nach, schul- a] Merc. hist. 1748. T. I. p. 194. Mosers Versuch 6. Th. S. 408. *] Jedoch pflegen die Souverains, bey entstehenden Strei- tigkeiten, freiwillig die, wenigstens angeblichen, Gründe ihrer Handlungen dem Publikum zur Beurtheilung vorzu- legen, und zu versichern, daß sie dieselben also eingerich- tet haben, wie sie solche vor Gott und der Nachwelt zu verantworten sich getrauen; wohin die meisten Manifeste etc. lauten. In dem französischen Kriegsmanifest gegen Spa- Von der Freiheit der Nazionen, ihre es, aus dem naͤmlichen Grunde, befugt, daſſelbe, ſei-ner Handlungen wegen, zu Rede zu ſtellen. *] Hiervon handelt weitlaͤuftig die ſchon oben angefuͤhrte Fr. C. von Moſers Abhandlung von dem Recht eines Souve- raius und freien Staats, den andern wegen ſeiner Hand- lungen zur Rede zu ſtellen, ingl. J. J. Moſers Verſuch ꝛc. 8. B. 3. K. S. 397. u. f. [6. Th.] §. 14. Schuldigkeit, deshalb Rechenſchaft zu geben. Keine Nazion iſt folglich, der Regel nach, ſchul- a] Merc. hiſt. 1748. T. I. p. 194. Moſers Verſuch 6. Th. S. 408. *] Jedoch pflegen die Souverains, bey entſtehenden Strei- tigkeiten, freiwillig die, wenigſtens angeblichen, Gruͤnde ihrer Handlungen dem Publikum zur Beurtheilung vorzu- legen, und zu verſichern, daß ſie dieſelben alſo eingerich- tet haben, wie ſie ſolche vor Gott und der Nachwelt zu verantworten ſich getrauen; wohin die meiſten Manifeſte ꝛc. lauten. In dem franzoͤſiſchen Kriegsmanifeſt gegen Spa- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0320" n="294"/><fw place="top" type="header">Von der Freiheit der Nazionen, ihre</fw><lb/> es, aus dem naͤmlichen Grunde, befugt, daſſelbe, ſei-<lb/> ner Handlungen wegen, zu Rede zu ſtellen.</p><lb/> <note place="end" n="*]">Hiervon handelt weitlaͤuftig die ſchon oben angefuͤhrte Fr.<lb/> C. von <hi rendition="#fr">Moſers</hi> Abhandlung von dem Recht eines Souve-<lb/> raius und freien Staats, den andern wegen ſeiner Hand-<lb/> lungen zur Rede zu ſtellen, ingl. J. J. <hi rendition="#fr">Moſers</hi> Verſuch<lb/> ꝛc. 8. B. 3. K. S. 397. u. f. [6. Th.]</note> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 14.<lb/><hi rendition="#g">Schuldigkeit, deshalb Rechenſchaft zu<lb/> geben</hi>.</head><lb/> <p>Keine Nazion iſt folglich, <hi rendition="#fr">der Regel nach</hi>, ſchul-<lb/> dig, der andern, oder irgend iemand von ihrem Thun<lb/> und Laſſen Rechenſchaft zu geben: und man ſchuͤzt ſolche<lb/> gemeiniglich alsdenn vor, wenn man auf beſchehene An-<lb/> frage eine beſtimtere Antwort ſeiner Konvenienz nicht<lb/> gemaͤs findet. Der ruſſiſche Groskanzler entgegnete<lb/> 1748 dem franzoͤſiſchen <hi rendition="#aq">Chargé d’ affaires</hi> zu Petersburg,<lb/> der ſich wegen der, dem Vernehmen nach, zum Dienſt<lb/> der Seemaͤchte beſtimten ruſſiſchen Truppen erkundigte:<lb/><hi rendition="#aq">Que Sa Maj. Imp. étant Souveraine, elle n’avoit beſoin<lb/> de rendre compte à aucune puißance de la terre de la<lb/> marche des ſes troupes <hi rendition="#sup">a</hi></hi>].</p><lb/> <note place="end" n="a]"><hi rendition="#aq">Merc. hiſt. 1748. T. I. p.</hi> 194. <hi rendition="#fr">Moſers</hi> Verſuch 6. Th.<lb/> S. 408.</note><lb/> <note place="end" n="*]">Jedoch pflegen die Souverains, bey entſtehenden Strei-<lb/> tigkeiten, freiwillig die, wenigſtens angeblichen, Gruͤnde<lb/> ihrer Handlungen dem Publikum zur Beurtheilung vorzu-<lb/> legen, und zu verſichern, daß ſie dieſelben alſo eingerich-<lb/> tet haben, wie ſie ſolche vor Gott und der Nachwelt zu<lb/> verantworten ſich getrauen; wohin die meiſten Manifeſte ꝛc.<lb/> lauten. In dem franzoͤſiſchen Kriegsmanifeſt gegen Spa-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nien</fw><lb/></note> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [294/0320]
Von der Freiheit der Nazionen, ihre
es, aus dem naͤmlichen Grunde, befugt, daſſelbe, ſei-
ner Handlungen wegen, zu Rede zu ſtellen.
*] Hiervon handelt weitlaͤuftig die ſchon oben angefuͤhrte Fr.
C. von Moſers Abhandlung von dem Recht eines Souve-
raius und freien Staats, den andern wegen ſeiner Hand-
lungen zur Rede zu ſtellen, ingl. J. J. Moſers Verſuch
ꝛc. 8. B. 3. K. S. 397. u. f. [6. Th.]
§. 14.
Schuldigkeit, deshalb Rechenſchaft zu
geben.
Keine Nazion iſt folglich, der Regel nach, ſchul-
dig, der andern, oder irgend iemand von ihrem Thun
und Laſſen Rechenſchaft zu geben: und man ſchuͤzt ſolche
gemeiniglich alsdenn vor, wenn man auf beſchehene An-
frage eine beſtimtere Antwort ſeiner Konvenienz nicht
gemaͤs findet. Der ruſſiſche Groskanzler entgegnete
1748 dem franzoͤſiſchen Chargé d’ affaires zu Petersburg,
der ſich wegen der, dem Vernehmen nach, zum Dienſt
der Seemaͤchte beſtimten ruſſiſchen Truppen erkundigte:
Que Sa Maj. Imp. étant Souveraine, elle n’avoit beſoin
de rendre compte à aucune puißance de la terre de la
marche des ſes troupes a].
a] Merc. hiſt. 1748. T. I. p. 194. Moſers Verſuch 6. Th.
S. 408.
*] Jedoch pflegen die Souverains, bey entſtehenden Strei-
tigkeiten, freiwillig die, wenigſtens angeblichen, Gruͤnde
ihrer Handlungen dem Publikum zur Beurtheilung vorzu-
legen, und zu verſichern, daß ſie dieſelben alſo eingerich-
tet haben, wie ſie ſolche vor Gott und der Nachwelt zu
verantworten ſich getrauen; wohin die meiſten Manifeſte ꝛc.
lauten. In dem franzoͤſiſchen Kriegsmanifeſt gegen Spa-
nien
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/320 |
Zitationshilfe: | Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/320>, abgerufen am 22.02.2025. |