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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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Handlungen nach ihrem Gefallen einzurichten.
mischt, Anlas zu gegründeten Beschwerden, die durch
nachdrückliche Vorstellungen, Anrufung der Bundsge-
nossen und andere schärfere gegen verlezte Rechte über-
haupt erlaubte Mittel, z. B. Wegschaffung ihres Ge-
sandten vom Hofe etc. geahndet werden können b].

a] F. C. v. Moser am ang. O. §. 35. S. 317.
b] Als 1748 der englische Minister bey der Eidgenossenschaft
in Ansehung des dem Prätendenten nicht zu gestattenden
Aufenthalts sich in etwas heftigen Ausdrücken gegen den
Canton Freyburg herausließ, antwortete derselbe: "Dero
Schreiben, so sie sich die Mühe genommen, an unsern
kleinen und großen Rath abzulassen, hat uns, den Aus-
drückungen nach, so unbehutsam und gegen einen souverai-
nen Staat so unanständig geschienen, daß wir davor hal-
ten, wir dürften nicht darauf antworten, um so mehr, da
die Art, womit sich selbiges ausdrückt, uns keinesweges
dahin vermdgen wird, Sie, mein Herr, über die Verfas-
sung dieses Staats und dessen Souverainetät zu Rath zu
ziehen." Schweden führte in dem Kriegsmanifest gegen
Rußland 1741 unter andern an, daß diese Macht, dem
8. Art. des Nystädter Friedens zuwider, in die inner-
lichen Regierungsangelegenheiten, besonders die Succes-
sion des Reichs belangend, sich gemischt habe. Auch die
Pforte kündigte 1768 Rußland deswegen den Krieg an,
weil es sich in die innerlichen Händel Polens gemengt
hatte.
§. 13.
Recht der Nazionen, einander ihrer Hand-
lungen wegen zu Rede zu stellen
.

So wenig ein Volk das Recht hat, sich in die Regie-
rung des andern überhaupt zu mischen, eben so wenig ist

es,
T 3

Handlungen nach ihrem Gefallen einzurichten.
miſcht, Anlas zu gegruͤndeten Beſchwerden, die durch
nachdruͤckliche Vorſtellungen, Anrufung der Bundsge-
noſſen und andere ſchaͤrfere gegen verlezte Rechte uͤber-
haupt erlaubte Mittel, z. B. Wegſchaffung ihres Ge-
ſandten vom Hofe ꝛc. geahndet werden koͤnnen b].

a] F. C. v. Moſer am ang. O. §. 35. S. 317.
b] Als 1748 der engliſche Miniſter bey der Eidgenoſſenſchaft
in Anſehung des dem Praͤtendenten nicht zu geſtattenden
Aufenthalts ſich in etwas heftigen Ausdruͤcken gegen den
Canton Freyburg herausließ, antwortete derſelbe: “Dero
Schreiben, ſo ſie ſich die Muͤhe genommen, an unſern
kleinen und großen Rath abzulaſſen, hat uns, den Aus-
druͤckungen nach, ſo unbehutſam und gegen einen ſouverai-
nen Staat ſo unanſtaͤndig geſchienen, daß wir davor hal-
ten, wir duͤrften nicht darauf antworten, um ſo mehr, da
die Art, womit ſich ſelbiges ausdruͤckt, uns keinesweges
dahin vermdgen wird, Sie, mein Herr, uͤber die Verfaſ-
ſung dieſes Staats und deſſen Souverainetaͤt zu Rath zu
ziehen.” Schweden fuͤhrte in dem Kriegsmanifeſt gegen
Rußland 1741 unter andern an, daß dieſe Macht, dem
8. Art. des Nyſtaͤdter Friedens zuwider, in die inner-
lichen Regierungsangelegenheiten, beſonders die Succeſ-
ſion des Reichs belangend, ſich gemiſcht habe. Auch die
Pforte kuͤndigte 1768 Rußland deswegen den Krieg an,
weil es ſich in die innerlichen Haͤndel Polens gemengt
hatte.
§. 13.
Recht der Nazionen, einander ihrer Hand-
lungen wegen zu Rede zu ſtellen
.

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rung des andern uͤberhaupt zu miſchen, eben ſo wenig iſt

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[293/0319] Handlungen nach ihrem Gefallen einzurichten. miſcht, Anlas zu gegruͤndeten Beſchwerden, die durch nachdruͤckliche Vorſtellungen, Anrufung der Bundsge- noſſen und andere ſchaͤrfere gegen verlezte Rechte uͤber- haupt erlaubte Mittel, z. B. Wegſchaffung ihres Ge- ſandten vom Hofe ꝛc. geahndet werden koͤnnen b]. a] F. C. v. Moſer am ang. O. §. 35. S. 317. b] Als 1748 der engliſche Miniſter bey der Eidgenoſſenſchaft in Anſehung des dem Praͤtendenten nicht zu geſtattenden Aufenthalts ſich in etwas heftigen Ausdruͤcken gegen den Canton Freyburg herausließ, antwortete derſelbe: “Dero Schreiben, ſo ſie ſich die Muͤhe genommen, an unſern kleinen und großen Rath abzulaſſen, hat uns, den Aus- druͤckungen nach, ſo unbehutſam und gegen einen ſouverai- nen Staat ſo unanſtaͤndig geſchienen, daß wir davor hal- ten, wir duͤrften nicht darauf antworten, um ſo mehr, da die Art, womit ſich ſelbiges ausdruͤckt, uns keinesweges dahin vermdgen wird, Sie, mein Herr, uͤber die Verfaſ- ſung dieſes Staats und deſſen Souverainetaͤt zu Rath zu ziehen.” Schweden fuͤhrte in dem Kriegsmanifeſt gegen Rußland 1741 unter andern an, daß dieſe Macht, dem 8. Art. des Nyſtaͤdter Friedens zuwider, in die inner- lichen Regierungsangelegenheiten, beſonders die Succeſ- ſion des Reichs belangend, ſich gemiſcht habe. Auch die Pforte kuͤndigte 1768 Rußland deswegen den Krieg an, weil es ſich in die innerlichen Haͤndel Polens gemengt hatte. §. 13. Recht der Nazionen, einander ihrer Hand- lungen wegen zu Rede zu ſtellen. So wenig ein Volk das Recht hat, ſich in die Regie- rung des andern uͤberhaupt zu miſchen, eben ſo wenig iſt es, T 3

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/319>, abgerufen am 21.11.2024.