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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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Von der Freiheit der Nazionen, ihre
Stärkern, so viel möglich, nachzugeben, und in den
Handlungen sich also zu benehmen, daß dieser keine
Ursach habe, ienem seinen Unwillen fühlen zu lassen a].

a] Mosers Versuch 1. B. 2. K. §. 2. u. 5. S. 37. u. f.
*] Der Herr von Linden, welcher von den Generalstaaten
der vereinigten Niederlande zum Gesandten nach Wien
ernant war, diesen Posten aber ausschlug und seinen Ab-
schied verlangte, äusserte in einem Memoire an die Gene-
ralstaaten bey Gelegenheit der Uneinigkeiten und Beschuldi-
gungen gegen den Herzog Feldmarschall 1781: daß er
sowohl durch das Recht seiner Geburt, als seiner Charge
ein Glied der Regierung der freien Republik sey, und da-
her die Pflicht habe, allen Einflus von Fremden, so
glänzend ihre Geburt, oder so mächtig ihr Ansehn
auch sey, abzuhalten, und sich ihm zu widersetzen
.
Polit. Journ. 1781. Sept. S. 263.
**] Die Gesinnungen der russischen Kaiserin in diesem Punkte
gingen 1767 bey den Unruhen in Polen dahin: L'amour
de l'humanite si profondement grave dans le coeur de
l'Imperatrice ne lui permet point au dela des limites
de son empire d'autre usage de la puissance et des
moyens que Dieu lui a mis en main
, que de contri-
buer au bienetre reel des nations voisines, de mainte-
nir la surete et la tranquillite chez elles et de les aider
a retablir le bon ordre interrompu dans leur gouverne-
ment
. Mosers Versuch 6. Th. S. 345.
§. 6.
Keine Nazion ist befugt, sich in die Hand-
lungen der andern zu mischen
.

Kein Volk kann daher auf irgend eine Art, öffent-
lich oder heimlich, sich in die Staatsangelegenheiten der
übrigen mischen, ohne ihre Rechte zu beleidigen a].

Die

Von der Freiheit der Nazionen, ihre
Staͤrkern, ſo viel moͤglich, nachzugeben, und in den
Handlungen ſich alſo zu benehmen, daß dieſer keine
Urſach habe, ienem ſeinen Unwillen fuͤhlen zu laſſen a].

a] Moſers Verſuch 1. B. 2. K. §. 2. u. 5. S. 37. u. f.
*] Der Herr von Linden, welcher von den Generalſtaaten
der vereinigten Niederlande zum Geſandten nach Wien
ernant war, dieſen Poſten aber ausſchlug und ſeinen Ab-
ſchied verlangte, aͤuſſerte in einem Memoire an die Gene-
ralſtaaten bey Gelegenheit der Uneinigkeiten und Beſchuldi-
gungen gegen den Herzog Feldmarſchall 1781: daß er
ſowohl durch das Recht ſeiner Geburt, als ſeiner Charge
ein Glied der Regierung der freien Republik ſey, und da-
her die Pflicht habe, allen Einflus von Fremden, ſo
glaͤnzend ihre Geburt, oder ſo maͤchtig ihr Anſehn
auch ſey, abzuhalten, und ſich ihm zu widerſetzen
.
Polit. Journ. 1781. Sept. S. 263.
**] Die Geſinnungen der ruſſiſchen Kaiſerin in dieſem Punkte
gingen 1767 bey den Unruhen in Polen dahin: L’amour
de l’humanité ſi profondement gravé dans le coeur de
l’Imperatrice ne lui permet point au delà des limites
de ſon empire d’autre uſage de la puiſſance et des
moyens que Dieu lui a mis en main
, que de contri-
buer au bienêtre réel des nations voiſines, de mainte-
nir la ſureté et la tranquillité chez elles et de les aider
à rétablir le bon ordre interrompu dans leur gouverne-
ment
. Moſers Verſuch 6. Th. S. 345.
§. 6.
Keine Nazion iſt befugt, ſich in die Hand-
lungen der andern zu miſchen
.

Kein Volk kann daher auf irgend eine Art, oͤffent-
lich oder heimlich, ſich in die Staatsangelegenheiten der
uͤbrigen miſchen, ohne ihre Rechte zu beleidigen a].

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[284/0310] Von der Freiheit der Nazionen, ihre Staͤrkern, ſo viel moͤglich, nachzugeben, und in den Handlungen ſich alſo zu benehmen, daß dieſer keine Urſach habe, ienem ſeinen Unwillen fuͤhlen zu laſſen a]. a] Moſers Verſuch 1. B. 2. K. §. 2. u. 5. S. 37. u. f. *] Der Herr von Linden, welcher von den Generalſtaaten der vereinigten Niederlande zum Geſandten nach Wien ernant war, dieſen Poſten aber ausſchlug und ſeinen Ab- ſchied verlangte, aͤuſſerte in einem Memoire an die Gene- ralſtaaten bey Gelegenheit der Uneinigkeiten und Beſchuldi- gungen gegen den Herzog Feldmarſchall 1781: daß er ſowohl durch das Recht ſeiner Geburt, als ſeiner Charge ein Glied der Regierung der freien Republik ſey, und da- her die Pflicht habe, allen Einflus von Fremden, ſo glaͤnzend ihre Geburt, oder ſo maͤchtig ihr Anſehn auch ſey, abzuhalten, und ſich ihm zu widerſetzen. Polit. Journ. 1781. Sept. S. 263. **] Die Geſinnungen der ruſſiſchen Kaiſerin in dieſem Punkte gingen 1767 bey den Unruhen in Polen dahin: L’amour de l’humanité ſi profondement gravé dans le coeur de l’Imperatrice ne lui permet point au delà des limites de ſon empire d’autre uſage de la puiſſance et des moyens que Dieu lui a mis en main, que de contri- buer au bienêtre réel des nations voiſines, de mainte- nir la ſureté et la tranquillité chez elles et de les aider à rétablir le bon ordre interrompu dans leur gouverne- ment. Moſers Verſuch 6. Th. S. 345. §. 6. Keine Nazion iſt befugt, ſich in die Hand- lungen der andern zu miſchen. Kein Volk kann daher auf irgend eine Art, oͤffent- lich oder heimlich, ſich in die Staatsangelegenheiten der uͤbrigen miſchen, ohne ihre Rechte zu beleidigen a]. Die

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/310>, abgerufen am 21.11.2024.