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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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Von der ursprünglichen Gleichheit

Endlich hat Venedig auch noch mit den teutschen
Reichs- und italiänischen Fürsten, besonders chemals
mit Savoyen, mancherley Rangstreitigkeiten gehabt.

*] Crusius, III. c. 12. p. 519. Stosch, S. 684. Zwanzig,
1. Th. Tit. 27. 39. und 50. Roußet, c. XXVI. p. 145.
c. XXXV. p. 168. XXXVI. p.
169 ingleichen:
Theod. Graswinckel de jure praecedentiae inter Vene-
tam Rempublicam et Sabaudiae Ducem. Lugd. Bat.

1644. 8.
§. 37.
Genua

Hat sich, zumal während des Besitzes von Corsica,
um die königlichen Ehrenbezeugungen sehr viel Mühe ge-
geben, solche aber nicht erhalten können. Demungeach-
tet verlangt diese Republick gleichen Rang mit Venedig,
und will den vereinigten Niederlanden, der Eidgenossen-
schaft, dem Johannitermeister und andern Fürsten vor-
gehn. Jedoch weichen diese keinesweges, indem sie Ge-
nua überhaupt nur für quasi souverain ansehn wollen,
weil das teutsche Reich noch mancherley Hoheitsansprü-
che darauf zu machen berechtigt sey.

Dagegen erwidert Genua, daß es in Ansehung der
vereinigten Niederlande und der Eidgenossenschaft wenig-
stens länger im Besitz der Souverainetät sey, und vor
letzterer überall mehr Ehre genieße; denn die schweitzeri-
schen Bothschafter dürften z. B. bey den Audienzen am
französischen Hofe sich nicht einmal bedecken, welches
doch den Gesandten der italiänischen Fürsten und übrigen
Republicken verstattet würde.

Als im Definitivfrieden zu Aachen 1748 Genua dem
Herzog von Modena nachgesetzt worden war, protestirte
die Republick unterm 28. October dagegen; weshalb die

fran-
Von der urſpruͤnglichen Gleichheit

Endlich hat Venedig auch noch mit den teutſchen
Reichs- und italiaͤniſchen Fuͤrſten, beſonders chemals
mit Savoyen, mancherley Rangſtreitigkeiten gehabt.

*] Cruſius, III. c. 12. p. 519. Stoſch, S. 684. Zwanzig,
1. Th. Tit. 27. 39. und 50. Roußet, c. XXVI. p. 145.
c. XXXV. p. 168. XXXVI. p.
169 ingleichen:
Theod. Graswinckel de jure praecedentiae inter Vene-
tam Rempublicam et Sabaudiae Ducem. Lugd. Bat.

1644. 8.
§. 37.
Genua

Hat ſich, zumal waͤhrend des Beſitzes von Corſica,
um die koͤniglichen Ehrenbezeugungen ſehr viel Muͤhe ge-
geben, ſolche aber nicht erhalten koͤnnen. Demungeach-
tet verlangt dieſe Republick gleichen Rang mit Venedig,
und will den vereinigten Niederlanden, der Eidgenoſſen-
ſchaft, dem Johannitermeiſter und andern Fuͤrſten vor-
gehn. Jedoch weichen dieſe keinesweges, indem ſie Ge-
nua uͤberhaupt nur fuͤr quaſi ſouverain anſehn wollen,
weil das teutſche Reich noch mancherley Hoheitsanſpruͤ-
che darauf zu machen berechtigt ſey.

Dagegen erwidert Genua, daß es in Anſehung der
vereinigten Niederlande und der Eidgenoſſenſchaft wenig-
ſtens laͤnger im Beſitz der Souverainetaͤt ſey, und vor
letzterer uͤberall mehr Ehre genieße; denn die ſchweitzeri-
ſchen Bothſchafter duͤrften z. B. bey den Audienzen am
franzoͤſiſchen Hofe ſich nicht einmal bedecken, welches
doch den Geſandten der italiaͤniſchen Fuͤrſten und uͤbrigen
Republicken verſtattet wuͤrde.

Als im Definitivfrieden zu Aachen 1748 Genua dem
Herzog von Modena nachgeſetzt worden war, proteſtirte
die Republick unterm 28. October dagegen; weshalb die

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[250/0276] Von der urſpruͤnglichen Gleichheit Endlich hat Venedig auch noch mit den teutſchen Reichs- und italiaͤniſchen Fuͤrſten, beſonders chemals mit Savoyen, mancherley Rangſtreitigkeiten gehabt. *] Cruſius, III. c. 12. p. 519. Stoſch, S. 684. Zwanzig, 1. Th. Tit. 27. 39. und 50. Roußet, c. XXVI. p. 145. c. XXXV. p. 168. XXXVI. p. 169 ingleichen: Theod. Graswinckel de jure praecedentiae inter Vene- tam Rempublicam et Sabaudiae Ducem. Lugd. Bat. 1644. 8. §. 37. Genua Hat ſich, zumal waͤhrend des Beſitzes von Corſica, um die koͤniglichen Ehrenbezeugungen ſehr viel Muͤhe ge- geben, ſolche aber nicht erhalten koͤnnen. Demungeach- tet verlangt dieſe Republick gleichen Rang mit Venedig, und will den vereinigten Niederlanden, der Eidgenoſſen- ſchaft, dem Johannitermeiſter und andern Fuͤrſten vor- gehn. Jedoch weichen dieſe keinesweges, indem ſie Ge- nua uͤberhaupt nur fuͤr quaſi ſouverain anſehn wollen, weil das teutſche Reich noch mancherley Hoheitsanſpruͤ- che darauf zu machen berechtigt ſey. Dagegen erwidert Genua, daß es in Anſehung der vereinigten Niederlande und der Eidgenoſſenſchaft wenig- ſtens laͤnger im Beſitz der Souverainetaͤt ſey, und vor letzterer uͤberall mehr Ehre genieße; denn die ſchweitzeri- ſchen Bothſchafter duͤrften z. B. bey den Audienzen am franzoͤſiſchen Hofe ſich nicht einmal bedecken, welches doch den Geſandten der italiaͤniſchen Fuͤrſten und uͤbrigen Republicken verſtattet wuͤrde. Als im Definitivfrieden zu Aachen 1748 Genua dem Herzog von Modena nachgeſetzt worden war, proteſtirte die Republick unterm 28. October dagegen; weshalb die fran-

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/276>, abgerufen am 21.11.2024.