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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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Von den souverainen Staaten überhaupt,
1481 Freyburg und Solothurn, 1501 Basel und
Schafhausen, und 1513 Appenzell bey. Nach vie-
len blutigen Kriegen behaupteten sie endlich würklich ihre
Freiheit, und wurden sowohl von dem Hause Oester-
reich in verschiednen Verträgen, als auch von Teutsch-
land beym Westphälischen Frieden 1648 für einen freien
Staat erkant, der nachher noch verschiedene Bundsge-
nossen und Zusätze erhielt.

*] Franz Michael Bueller Tractat von der Freyheit, Sou-
verainetät und Independenz der löblichen 13 Orte der Eid-
genossenschaft. Baden 1689. 8.
Jo. Jac. Moser gerettete völlige Souverainetät der Schwei-
tzerischen Eidgenossenschaft. Tübing 1731. 4. auch unter
dem Titel: Commentarius ad artic. VI. Instr. Pacis
Westph.
Frankf. 1731. 4.
§. 14.
Der Kirchenstaat.

Nicht die Entstehung des Papsts und seiner unbe-
schränkten Gewalt, durch die er vom Pfarherrn bis zum
Monarchen sich emporgeschwungen, sondern nur der
Theil Italiens, den er als souverainer Fürst beherscht,
komt hier in Betrachtung. Pipin und Karl der Große,
die bey ihren Eroberungen in Italien vorzüglich des
schon damals großen Ansehes der Päbste sich bedienten,
theilten den longobardischen Raub mit Stephan II. und
Hadrian I. 754. 787. schenkten ihnen die meisten zum
griechischen Exarchat gehörigen Länder und legten da-
durch den Grund des Kirchenstaats. Zwar fehlte den
Päpsten anfangs die Oberherschaft über iene Länder; aber
sie wusten solche bald an sich zu bringen, und ihren
Staat durch verschiedne souveraine Provinzen zu vermeh-
ren. Einen beträchtlichen Zuwachs erhielt derselbe durch
die reiche Erbschaft der Gräfin Mathildis 1105. und

andere

Von den ſouverainen Staaten uͤberhaupt,
1481 Freyburg und Solothurn, 1501 Baſel und
Schafhauſen, und 1513 Appenzell bey. Nach vie-
len blutigen Kriegen behaupteten ſie endlich wuͤrklich ihre
Freiheit, und wurden ſowohl von dem Hauſe Oeſter-
reich in verſchiednen Vertraͤgen, als auch von Teutſch-
land beym Weſtphaͤliſchen Frieden 1648 fuͤr einen freien
Staat erkant, der nachher noch verſchiedene Bundsge-
noſſen und Zuſaͤtze erhielt.

*] Franz Michael Bueller Tractat von der Freyheit, Sou-
verainetaͤt und Independenz der loͤblichen 13 Orte der Eid-
genoſſenſchaft. Baden 1689. 8.
Jo. Jac. Moſer gerettete voͤllige Souverainetaͤt der Schwei-
tzeriſchen Eidgenoſſenſchaft. Tuͤbing 1731. 4. auch unter
dem Titel: Commentarius ad artic. VI. Inſtr. Pacis
Weſtph.
Frankf. 1731. 4.
§. 14.
Der Kirchenſtaat.

Nicht die Entſtehung des Papſts und ſeiner unbe-
ſchraͤnkten Gewalt, durch die er vom Pfarherrn bis zum
Monarchen ſich emporgeſchwungen, ſondern nur der
Theil Italiens, den er als ſouverainer Fuͤrſt beherſcht,
komt hier in Betrachtung. Pipin und Karl der Große,
die bey ihren Eroberungen in Italien vorzuͤglich des
ſchon damals großen Anſehes der Paͤbſte ſich bedienten,
theilten den longobardiſchen Raub mit Stephan II. und
Hadrian I. 754. 787. ſchenkten ihnen die meiſten zum
griechiſchen Exarchat gehoͤrigen Laͤnder und legten da-
durch den Grund des Kirchenſtaats. Zwar fehlte den
Paͤpſten anfangs die Oberherſchaft uͤber iene Laͤnder; aber
ſie wuſten ſolche bald an ſich zu bringen, und ihren
Staat durch verſchiedne ſouveraine Provinzen zu vermeh-
ren. Einen betraͤchtlichen Zuwachs erhielt derſelbe durch
die reiche Erbſchaft der Graͤfin Mathildis 1105. und

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[96/0122] Von den ſouverainen Staaten uͤberhaupt, 1481 Freyburg und Solothurn, 1501 Baſel und Schafhauſen, und 1513 Appenzell bey. Nach vie- len blutigen Kriegen behaupteten ſie endlich wuͤrklich ihre Freiheit, und wurden ſowohl von dem Hauſe Oeſter- reich in verſchiednen Vertraͤgen, als auch von Teutſch- land beym Weſtphaͤliſchen Frieden 1648 fuͤr einen freien Staat erkant, der nachher noch verſchiedene Bundsge- noſſen und Zuſaͤtze erhielt. *] Franz Michael Bueller Tractat von der Freyheit, Sou- verainetaͤt und Independenz der loͤblichen 13 Orte der Eid- genoſſenſchaft. Baden 1689. 8. Jo. Jac. Moſer gerettete voͤllige Souverainetaͤt der Schwei- tzeriſchen Eidgenoſſenſchaft. Tuͤbing 1731. 4. auch unter dem Titel: Commentarius ad artic. VI. Inſtr. Pacis Weſtph. Frankf. 1731. 4. §. 14. Der Kirchenſtaat. Nicht die Entſtehung des Papſts und ſeiner unbe- ſchraͤnkten Gewalt, durch die er vom Pfarherrn bis zum Monarchen ſich emporgeſchwungen, ſondern nur der Theil Italiens, den er als ſouverainer Fuͤrſt beherſcht, komt hier in Betrachtung. Pipin und Karl der Große, die bey ihren Eroberungen in Italien vorzuͤglich des ſchon damals großen Anſehes der Paͤbſte ſich bedienten, theilten den longobardiſchen Raub mit Stephan II. und Hadrian I. 754. 787. ſchenkten ihnen die meiſten zum griechiſchen Exarchat gehoͤrigen Laͤnder und legten da- durch den Grund des Kirchenſtaats. Zwar fehlte den Paͤpſten anfangs die Oberherſchaft uͤber iene Laͤnder; aber ſie wuſten ſolche bald an ſich zu bringen, und ihren Staat durch verſchiedne ſouveraine Provinzen zu vermeh- ren. Einen betraͤchtlichen Zuwachs erhielt derſelbe durch die reiche Erbſchaft der Graͤfin Mathildis 1105. und andere

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/122>, abgerufen am 21.11.2024.