German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Fünfftes Buch. deren schändlichen Wollüsten sich ergibt/ seinen vie-hischen Begierden den Ziegel schiessen läst/ sich dar- durch dem unvernünfftigen Viehe/ ja durch solchen Ungehorsam gegen Gott/ mehr den höllischen als see- ligen Geistern gleich macht? Solcher Verdammten ewiger Jammer/ worein sie sich selbst gesturtzt haben/ benimmt drum der Hoheit und dem Adel ihres Ge- schlechts nichts/ sintemal sie so wol als andere/ in ih- rem zeitlichen Leben die ewige Seeligkeit hätten er- langen mögen/ da sie nur auff dem darzu verordneten Weg hätten wandlen wollen. Das XIV. Capitel. JCh sagte zu dem Fürstlein/ weil ich auff dem Erd- wieder A a jv
Fuͤnfftes Buch. deren ſchaͤndlichen Wolluͤſten ſich ergibt/ ſeinen vie-hiſchen Begierden den Ziegel ſchieſſen laͤſt/ ſich dar- durch dem unvernuͤnfftigen Viehe/ ja durch ſolchen Ungehorſam gegen Gott/ mehr den hoͤlliſchen als ſee- ligen Geiſtern gleich macht? Solcher Verdam̃ten ewiger Jammer/ worein ſie ſich ſelbſt geſturtzt haben/ benimmt drum der Hoheit und dem Adel ihres Ge- ſchlechts nichts/ ſintemal ſie ſo wol als andere/ in ih- rem zeitlichen Leben die ewige Seeligkeit haͤtten er- langen moͤgen/ da ſie nur auff dem darzu veroꝛdneten Weg haͤtten wandlen wollen. Das XIV. Capitel. JCh ſagte zu dem Fuͤrſtlein/ weil ich auff dem Erd- wieder A a jv
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Fuͤnfftes Buch.
deren ſchaͤndlichen Wolluͤſten ſich ergibt/ ſeinen vie-
hiſchen Begierden den Ziegel ſchieſſen laͤſt/ ſich dar-
durch dem unvernuͤnfftigen Viehe/ ja durch ſolchen
Ungehorſam gegen Gott/ mehr den hoͤlliſchen als ſee-
ligen Geiſtern gleich macht? Solcher Verdam̃ten
ewiger Jammer/ worein ſie ſich ſelbſt geſturtzt haben/
benimmt drum der Hoheit und dem Adel ihres Ge-
ſchlechts nichts/ ſintemal ſie ſo wol als andere/ in ih-
rem zeitlichen Leben die ewige Seeligkeit haͤtten er-
langen moͤgen/ da ſie nur auff dem darzu veroꝛdneten
Weg haͤtten wandlen wollen.
Das XIV. Capitel.
JCh ſagte zu dem Fuͤrſtlein/ weil ich auff dem Erd-
boden ohne das mehr Gelegenheit haͤtte/ von die-
ſer Materia zu hoͤren/ als ich mir zu nutz machte/ ſo
wolte ich ihn gebetten haben/ er wolte mir doch dar-
vor die Urſach erzehlen/ warum zu Zeiten ein ſo groß
Ungewitter entſtehe/ wenn man Stein in ſolche See
werffe? dann ich erinnerte mich von dem Pilatus-
See im Schweitzerland eben dergleichen gehoͤrt/
und vom See Camarina in Sicilia ein ſolches geleſen
zu haben/ von welchem die Phraſis entſtanden/ Cama-
rinam movere; Er antwortet/ weil alles das ſchwer
iſt/ nicht ehe gegen dem centro terræ zu fallen auffhoͤ-
ret/ wenn es in ein Waſſer geworffen wird/ es treffe
dann einen Boden an/ darauff es unterwegs ligen
verbleibe/ hingegen dieſe See alle miteinander biß
auff das centrum gantz Bodenloß und offen ſeynd/
alſo daß die Stein ſo hinein gewoꝛffen werden/ noth-
wendig und natuͤrlicher Weis in unſere Wohnung
fallen/ und ligen bleiben muͤſten/ wenn wir ſie nicht
wieder
A a jv
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