Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünfftes Buch.
sitzen/ diese Revier ist ein edel Land/ das sich gleichwol
diß grausame Kriegs-wesen hindurch gegen andern
Orten zu rechnen/ im Wolstand und Flor befunden;
über das hast du noch Geld genug/ auch den besten
Baurn-Hof in dieser Gegend zu bezahlen/ du wilst
diß ehrliche Baurn-Gretlein heuraten/ und dir einen
geruhigen Herrn-Handel mitten unter den Bauren
schaffen/ wo woltestu dir eine lustigere Wohnung
außsehen können als bey dem Sauerbrunnen/ da du
wegen der zu- und abräisenden Bad-Gäst gleichsam
alle 6. Wochen ein neue Welt sehen/ und dir dabey
einbilden kanst/ wie sich der Erdkräis von einem Sae-
culo
zum andern verändert. Solche und dergleichen
mehr tausendfältige Gedancken machte ich/ biß ich
endlich meine Geliebte zur Ehe begehrte/ und (wie-
wol nicht ohne Mühe) das Jawort erhielte.

Das VIII. Capitel.

JCh liesse trefflich zur Hochzeit zurüsten/ denn der
Himmel hieng mir voller Geigen; das Bauren-
Gut/ darauff meine Braut geboren worden/ löste ich
nit allein gantz an mich/ sondern fieng noch darzu ei-
nen schönen neuen Bau an/ gleich als ob ich daselbst
mehr Hof-als Haußhalten hätte wollen/ und ehe ich
die Hochzeit vollzogen/ hatte ich bereits über dreissig
Stück Vieh da stehen/ weil man so viel das Jahr hin-
durch auff demselben Gut erhalten konte; in Summa/
ich bestellte alles auff das beste/ auch so gar mit köstli-
chem Haußrath/ wie es mir nur meine Thorheit ein-
gab. Aber die Pfeiff fiel mir bald in Dreck/ dann da
ich nunmehr vermeynte mit gutem Wind in England
zu schiffen/ kam ich wider alle Zuversicht in Holland/

und
Z

Fuͤnfftes Buch.
ſitzen/ dieſe Revier iſt ein edel Land/ das ſich gleichwol
diß grauſame Kriegs-weſen hindurch gegen andern
Orten zu rechnen/ im Wolſtand und Flor befunden;
uͤber das haſt du noch Geld genug/ auch den beſten
Baurn-Hof in dieſer Gegend zu bezahlen/ du wilſt
diß ehrliche Baurn-Gretlein heuraten/ und dir einen
geruhigen Herꝛn-Handel mitten unter den Bauren
ſchaffen/ wo wolteſtu dir eine luſtigere Wohnung
außſehen koͤnnen als bey dem Sauerbrunnen/ da du
wegen der zu- und abraͤiſenden Bad-Gaͤſt gleichſam
alle 6. Wochen ein neue Welt ſehen/ und dir dabey
einbilden kanſt/ wie ſich der Erdkraͤis von einem Sæ-
culo
zum andern veraͤndert. Solche und dergleichen
mehr tauſendfaͤltige Gedancken machte ich/ biß ich
endlich meine Geliebte zur Ehe begehrte/ und (wie-
wol nicht ohne Muͤhe) das Jawort erhielte.

Das VIII. Capitel.

JCh lieſſe trefflich zur Hochzeit zuruͤſten/ denn der
Himmel hieng mir voller Geigen; das Bauren-
Gut/ darauff meine Braut geboren worden/ loͤſte ich
nit allein gantz an mich/ ſondern fieng noch darzu ei-
nen ſchoͤnen neuen Bau an/ gleich als ob ich daſelbſt
mehr Hof-als Haußhalten haͤtte wollen/ und ehe ich
die Hochzeit vollzogen/ hatte ich bereits uͤber dreiſſig
Stuͤck Vieh da ſtehen/ weil man ſo viel das Jahr hin-
durch auff demſelben Gut erhalten konte; in Sum̃a/
ich beſtellte alles auff das beſte/ auch ſo gar mit koͤſtli-
chem Haußrath/ wie es mir nur meine Thorheit ein-
gab. Aber die Pfeiff fiel mir bald in Dreck/ dann da
ich nunmehr vermeynte mit gutem Wind in England
zu ſchiffen/ kam ich wider alle Zuverſicht in Holland/

und
Z
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0533" n="527"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfftes Buch.</hi></fw><lb/>
&#x017F;itzen/ die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Revier</hi> i&#x017F;t ein edel Land/ das &#x017F;ich gleichwol<lb/>
diß grau&#x017F;ame Kriegs-we&#x017F;en hindurch gegen andern<lb/>
Orten zu rechnen/ im Wol&#x017F;tand und Flor befunden;<lb/>
u&#x0364;ber das ha&#x017F;t du noch Geld genug/ auch den be&#x017F;ten<lb/>
Baurn-Hof in die&#x017F;er Gegend zu bezahlen/ du wil&#x017F;t<lb/>
diß ehrliche Baurn-Gretlein heuraten/ und dir einen<lb/>
geruhigen Her&#xA75B;n-Handel mitten unter den Bauren<lb/>
&#x017F;chaffen/ wo wolte&#x017F;tu dir eine lu&#x017F;tigere Wohnung<lb/>
auß&#x017F;ehen ko&#x0364;nnen als bey dem Sauerbrunnen/ da du<lb/>
wegen der zu- und abra&#x0364;i&#x017F;enden Bad-Ga&#x0364;&#x017F;t gleich&#x017F;am<lb/>
alle 6. Wochen ein neue Welt &#x017F;ehen/ und dir dabey<lb/>
einbilden kan&#x017F;t/ wie &#x017F;ich der Erdkra&#x0364;is von einem <hi rendition="#aq">Sæ-<lb/>
culo</hi> zum andern vera&#x0364;ndert. Solche und dergleichen<lb/>
mehr tau&#x017F;endfa&#x0364;ltige Gedancken machte ich/ biß ich<lb/>
endlich meine Geliebte zur Ehe begehrte/ und (wie-<lb/>
wol nicht ohne Mu&#x0364;he) das Jawort erhielte.</p>
      </div><lb/>
      <div n="2">
        <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">VIII.</hi> </hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">J</hi>Ch lie&#x017F;&#x017F;e trefflich zur Hochzeit zuru&#x0364;&#x017F;ten/ denn der<lb/>
Himmel hieng mir voller Geigen; das Bauren-<lb/>
Gut/ darauff meine Braut geboren worden/ lo&#x0364;&#x017F;te ich<lb/>
nit allein gantz an mich/ &#x017F;ondern fieng noch darzu ei-<lb/>
nen &#x017F;cho&#x0364;nen neuen Bau an/ gleich als ob ich da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
mehr Hof-als Haußhalten ha&#x0364;tte wollen/ und ehe ich<lb/>
die Hochzeit vollzogen/ hatte ich bereits u&#x0364;ber drei&#x017F;&#x017F;ig<lb/>
Stu&#x0364;ck Vieh da &#x017F;tehen/ weil man &#x017F;o viel das Jahr hin-<lb/>
durch auff dem&#x017F;elben Gut erhalten konte; in Sum&#x0303;a/<lb/>
ich be&#x017F;tellte alles auff das be&#x017F;te/ auch &#x017F;o gar mit ko&#x0364;&#x017F;tli-<lb/>
chem Haußrath/ wie es mir nur meine Thorheit ein-<lb/>
gab. Aber die Pfeiff fiel mir bald in Dreck/ dann da<lb/>
ich nunmehr vermeynte mit gutem Wind in England<lb/>
zu &#x017F;chiffen/ kam ich wider alle Zuver&#x017F;icht in Holland/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[527/0533] Fuͤnfftes Buch. ſitzen/ dieſe Revier iſt ein edel Land/ das ſich gleichwol diß grauſame Kriegs-weſen hindurch gegen andern Orten zu rechnen/ im Wolſtand und Flor befunden; uͤber das haſt du noch Geld genug/ auch den beſten Baurn-Hof in dieſer Gegend zu bezahlen/ du wilſt diß ehrliche Baurn-Gretlein heuraten/ und dir einen geruhigen Herꝛn-Handel mitten unter den Bauren ſchaffen/ wo wolteſtu dir eine luſtigere Wohnung außſehen koͤnnen als bey dem Sauerbrunnen/ da du wegen der zu- und abraͤiſenden Bad-Gaͤſt gleichſam alle 6. Wochen ein neue Welt ſehen/ und dir dabey einbilden kanſt/ wie ſich der Erdkraͤis von einem Sæ- culo zum andern veraͤndert. Solche und dergleichen mehr tauſendfaͤltige Gedancken machte ich/ biß ich endlich meine Geliebte zur Ehe begehrte/ und (wie- wol nicht ohne Muͤhe) das Jawort erhielte. Das VIII. Capitel. JCh lieſſe trefflich zur Hochzeit zuruͤſten/ denn der Himmel hieng mir voller Geigen; das Bauren- Gut/ darauff meine Braut geboren worden/ loͤſte ich nit allein gantz an mich/ ſondern fieng noch darzu ei- nen ſchoͤnen neuen Bau an/ gleich als ob ich daſelbſt mehr Hof-als Haußhalten haͤtte wollen/ und ehe ich die Hochzeit vollzogen/ hatte ich bereits uͤber dreiſſig Stuͤck Vieh da ſtehen/ weil man ſo viel das Jahr hin- durch auff demſelben Gut erhalten konte; in Sum̃a/ ich beſtellte alles auff das beſte/ auch ſo gar mit koͤſtli- chem Haußrath/ wie es mir nur meine Thorheit ein- gab. Aber die Pfeiff fiel mir bald in Dreck/ dann da ich nunmehr vermeynte mit gutem Wind in England zu ſchiffen/ kam ich wider alle Zuverſicht in Holland/ und Z

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der angegebene Verlag (Fillion) ist fiktiv. Die k… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/533
Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/533>, abgerufen am 21.12.2024.