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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Drittes Buch.
dahin lassen/ und meines Versprechens ledig zehlen
wollen.

Das XVI. Capitel.

WAnn ein Ding seyn soll/ so schickt sich alles darzu/
ich vermeynte/ das Glück hätte mich zur Ehe
genommen/ oder wenigst sich so eng zu mir verbun-
den/ daß mir die aller-widerwertigste Begegnussen
zum besten gedeyen müsten/ da ich über deß Com-
mandant
en Tafel sasse/ und vernam/ daß mein Knecht
mit meinen zwey schönen Pferden von Soest zu mir
kommen wäre; Jch wuste aber nicht (wie ichs her-
nach im Außkehren befand) daß das tückische Glück
der Syrenen Art an sich bat/ die dem jenigen am übel-
sten wollen/ denen sie sich am geneigtesten erzeigen/
und einen der Ursach halber desto höher hebt/ damit
es ihn bernach desto tieffer stürtze.

Dieser Kuecht (den ich hiebevor von den Schwe-
den gefangen bekommen hatte) war mir über alle mas-
sen getreu/ weil ich ihm viel guts thät/ dahero sattelt
er alle Tag meine Pferd/ und ritte dem Trommel-
schlager/ der mich abholen solte/ ein gut stück Wegs
von Soest auß entgegen/ so lang er auß war/ damit
ich nicht allein nicht so weit gehen/ sondern auch nit
nackend oder zerlumpt (dann er vermeynte/ ich wäre
außgezogen worden) in Soest kommen dörffte. Also
begegnet er dem Trommelschlager und seinen Gefan-
genen/ und hatte mein bestes Kleid auffgepackt. Da
er mich aber nicht sahe/ sondern vernam/ daß ich bey
dem Gegentheil Dienst anzunehmen auffgehalten
werde/ gab er den Pferden die Sporn/ und sagte:
Adjeu Tambour und ihr Corporal, wo mein Herr ist/

da
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Drittes Buch.
dahin laſſen/ und meines Verſprechens ledig zehlen
wollen.

Das XVI. Capitel.

WAnn ein Ding ſeyn ſoll/ ſo ſchickt ſich alles darzu/
ich vermeynte/ das Gluͤck haͤtte mich zur Ehe
genommen/ oder wenigſt ſich ſo eng zu mir verbun-
den/ daß mir die aller-widerwertigſte Begegnuſſen
zum beſten gedeyen muͤſten/ da ich uͤber deß Com-
mandant
en Tafel ſaſſe/ und vernam/ daß mein Knecht
mit meinen zwey ſchoͤnen Pferden von Soeſt zu mir
kommen waͤre; Jch wuſte aber nicht (wie ichs her-
nach im Außkehren befand) daß das tuͤckiſche Gluͤck
der Syrenen Art an ſich bat/ die dem jenigen am uͤbel-
ſten wollen/ denen ſie ſich am geneigteſten erzeigen/
und einen der Urſach halber deſto hoͤher hebt/ damit
es ihn bernach deſto tieffer ſtuͤrtze.

Dieſer Kuecht (den ich hiebevor von den Schwe-
den gefangen bekom̃en hatte) war mir uͤber alle maſ-
ſen getreu/ weil ich ihm viel guts thaͤt/ dahero ſattelt
er alle Tag meine Pferd/ und ritte dem Trommel-
ſchlager/ der mich abholen ſolte/ ein gut ſtuͤck Wegs
von Soeſt auß entgegen/ ſo lang er auß war/ damit
ich nicht allein nicht ſo weit gehen/ ſondern auch nit
nackend oder zerlumpt (dann er vermeynte/ ich waͤre
außgezogen worden) in Soeſt kommen doͤrffte. Alſo
begegnet er dem Trom̃elſchlager und ſeinen Gefan-
genen/ und hatte mein beſtes Kleid auffgepackt. Da
er mich aber nicht ſahe/ ſondern vernam/ daß ich bey
dem Gegentheil Dienſt anzunehmen auffgehalten
werde/ gab er den Pferden die Sporn/ und ſagte:
Adjeu Tambour und ihr Corporal, wo mein Herꝛ iſt/

da
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[339/0345] Drittes Buch. dahin laſſen/ und meines Verſprechens ledig zehlen wollen. Das XVI. Capitel. WAnn ein Ding ſeyn ſoll/ ſo ſchickt ſich alles darzu/ ich vermeynte/ das Gluͤck haͤtte mich zur Ehe genommen/ oder wenigſt ſich ſo eng zu mir verbun- den/ daß mir die aller-widerwertigſte Begegnuſſen zum beſten gedeyen muͤſten/ da ich uͤber deß Com- mandanten Tafel ſaſſe/ und vernam/ daß mein Knecht mit meinen zwey ſchoͤnen Pferden von Soeſt zu mir kommen waͤre; Jch wuſte aber nicht (wie ichs her- nach im Außkehren befand) daß das tuͤckiſche Gluͤck der Syrenen Art an ſich bat/ die dem jenigen am uͤbel- ſten wollen/ denen ſie ſich am geneigteſten erzeigen/ und einen der Urſach halber deſto hoͤher hebt/ damit es ihn bernach deſto tieffer ſtuͤrtze. Dieſer Kuecht (den ich hiebevor von den Schwe- den gefangen bekom̃en hatte) war mir uͤber alle maſ- ſen getreu/ weil ich ihm viel guts thaͤt/ dahero ſattelt er alle Tag meine Pferd/ und ritte dem Trommel- ſchlager/ der mich abholen ſolte/ ein gut ſtuͤck Wegs von Soeſt auß entgegen/ ſo lang er auß war/ damit ich nicht allein nicht ſo weit gehen/ ſondern auch nit nackend oder zerlumpt (dann er vermeynte/ ich waͤre außgezogen worden) in Soeſt kommen doͤrffte. Alſo begegnet er dem Trom̃elſchlager und ſeinen Gefan- genen/ und hatte mein beſtes Kleid auffgepackt. Da er mich aber nicht ſahe/ ſondern vernam/ daß ich bey dem Gegentheil Dienſt anzunehmen auffgehalten werde/ gab er den Pferden die Sporn/ und ſagte: Adjeu Tambour und ihr Corporal, wo mein Herꝛ iſt/ da P iij

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/345>, abgerufen am 21.11.2024.