German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Zweytes Buch. nung von GOtt annehmen will/ umb mich desto bes-ser vorzusehen/ darumb bitte ich umb Gottes willen/ der Herr wolle mir die Warheit nicht verschweigen! Der redliche Alte antwortet ihm hier auff kurtz/ und sagte: Nun wolan/ so sehe sich der Herr dann wol vor/ damit er nicht in dieser Stund noch auffgehenckt werde; Was/ du alter Schelm/ sagte der Leute- nant/ der eben ein rechten Hunds-soff hatte/ sollest du einem Cavallier solche Wort vorhalten dörffen? zog damit von Leder/ und stach meinen lieben alten Hertz- bruder im Bett zu todt! Jch und der Fourierschütz rufften alsbald Lermen und Mordio/ also daß alles dem Gewehr zulieffe/ der Leutenant aber machte sich unverweilt auff seinen Schnellsuß/ wäre auch ohne Zweiffel entritten/ wann nicht eben der Churfürst in Sachsen mit vielen Pferden persöhnlich vorbey ge- ritten wäre/ und ihn hätte einholen lassen: Als Der- selbe den Handel vernam/ wendet er sich zu dem von Hatzfeld/ als unserm General/ und sagte nichts an- ders als dieses: Das wäre ein schlechte Disciplin in einem Käiserlichen Läger/ wann auch ein Krancker im Bett vor den Mördern seines Lebens nicht sicher seyn solte! Das war ein scharffer Sentenz, und genugsam/ den Leutenant umb das Leben zu bringen; gestalt ihn unser General als- bald an seinen allerbesten Hals auffhencken liesse. Das XXV. Capitel. AUß dieser warhafftigen Histori ist zu sehen/ daß daß K iij
Zweytes Buch. nung von GOtt annehmen will/ umb mich deſto beſ-ſer vorzuſehen/ darumb bitte ich umb Gottes willen/ der Herꝛ wolle mir die Warheit nicht verſchweigen! Der redliche Alte antwortet ihm hier auff kurtz/ und ſagte: Nun wolan/ ſo ſehe ſich der Herꝛ dann wol vor/ damit er nicht in dieſer Stund noch auffgehenckt werde; Was/ du alter Schelm/ ſagte der Leute- nant/ der eben ein rechten Hunds-ſoff hatte/ ſolleſt du einem Cavallier ſolche Wort vorhalten doͤrffen? zog damit von Leder/ und ſtach meinen lieben alten Hertz- bruder im Bett zu todt! Jch und der Fourierſchuͤtz rufften alsbald Lermen und Mordio/ alſo daß alles dem Gewehr zulieffe/ der Leutenant aber machte ſich unverweilt auff ſeinen Schnellſuß/ waͤre auch ohne Zweiffel entritten/ wann nicht eben der Churfuͤrſt in Sachſen mit vielen Pferden perſoͤhnlich vorbey ge- ritten waͤre/ und ihn haͤtte einholen laſſen: Als Der- ſelbe den Handel vernam/ wendet er ſich zu dem von Hatzfeld/ als unſerm General/ und ſagte nichts an- ders als dieſes: Das waͤre ein ſchlechte Diſciplin in einem Kaͤiſerlichen Laͤger/ wann auch ein Krancker im Bett vor den Moͤrdern ſeines Lebens nicht ſicher ſeyn ſolte! Das war ein ſcharffer Sentenz, und genugſam/ den Leutenant umb das Leben zu bringen; geſtalt ihn unſer General als- bald an ſeinen allerbeſten Hals auffhencken lieſſe. Das XXV. Capitel. AUß dieſer warhafftigen Hiſtori iſt zu ſehen/ daß daß K iij
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Zweytes Buch.
nung von GOtt annehmen will/ umb mich deſto beſ-
ſer vorzuſehen/ darumb bitte ich umb Gottes willen/
der Herꝛ wolle mir die Warheit nicht verſchweigen!
Der redliche Alte antwortet ihm hier auff kurtz/ und
ſagte: Nun wolan/ ſo ſehe ſich der Herꝛ dann wol
vor/ damit er nicht in dieſer Stund noch auffgehenckt
werde; Was/ du alter Schelm/ ſagte der Leute-
nant/ der eben ein rechten Hunds-ſoff hatte/ ſolleſt du
einem Cavallier ſolche Wort vorhalten doͤrffen? zog
damit von Leder/ und ſtach meinen lieben alten Hertz-
bruder im Bett zu todt! Jch und der Fourierſchuͤtz
rufften alsbald Lermen und Mordio/ alſo daß alles
dem Gewehr zulieffe/ der Leutenant aber machte ſich
unverweilt auff ſeinen Schnellſuß/ waͤre auch ohne
Zweiffel entritten/ wann nicht eben der Churfuͤrſt in
Sachſen mit vielen Pferden perſoͤhnlich vorbey ge-
ritten waͤre/ und ihn haͤtte einholen laſſen: Als Der-
ſelbe den Handel vernam/ wendet er ſich zu dem von
Hatzfeld/ als unſerm General/ und ſagte nichts an-
ders als dieſes: Das waͤre ein ſchlechte Diſciplin
in einem Kaͤiſerlichen Laͤger/ wann auch ein
Krancker im Bett vor den Moͤrdern ſeines
Lebens nicht ſicher ſeyn ſolte! Das war ein
ſcharffer Sentenz, und genugſam/ den Leutenant umb
das Leben zu bringen; geſtalt ihn unſer General als-
bald an ſeinen allerbeſten Hals auffhencken lieſſe.
Das XXV. Capitel.
AUß dieſer warhafftigen Hiſtori iſt zu ſehen/ daß
nicht ſo gleich alle Wahrſagungen zu verwerffen
ſeyen/ wie etliche Gecken thun/ die gar nichts glau-
ben koͤnnen. So kan man auch hierauß abnehmen/
daß
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Zitationshilfe: | German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/225>, abgerufen am 03.07.2024. |