Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.Kinderwesen und Kindersitten.
1. "Lasset die Kindlein und wehret ihnen nicht zu mir zu kommen, denn solcher ist das Himmelreich;" dieser heilige Spruch bewährt sich durch alle Zeiten, überall geht das Leben des Menschen auf, wie eine Blume, eh sie die stechende Sonne bläßt und der irdische Staub trübt, in reiner, unversehrter Farbe. Hartmann von der Aue weiß darum nicht herrlicher die Tugend einer Frau zu preisen, als wenn er ihre Worte und ihr Wesen mit dem der Kinder vergleicht. Jwein 6470. si was, daz man an kinden
niemer mohte vinden süzzer worte noch reiner site: si mohte da betwingen mite eines engels gedanc, daz er vil lihte einen wanc durch si von himel tate. Ein Engel wäre darum vielleicht bewogen worden, zu ihr vom Himmel herabzukommen, so wie man glaubt, daß jeden Menschen Kinderwesen und Kindersitten.
1. „Lasset die Kindlein und wehret ihnen nicht zu mir zu kommen, denn solcher ist das Himmelreich;“ dieser heilige Spruch bewaͤhrt sich durch alle Zeiten, uͤberall geht das Leben des Menschen auf, wie eine Blume, eh sie die stechende Sonne blaͤßt und der irdische Staub truͤbt, in reiner, unversehrter Farbe. Hartmann von der Aue weiß darum nicht herrlicher die Tugend einer Frau zu preisen, als wenn er ihre Worte und ihr Wesen mit dem der Kinder vergleicht. Jwein 6470. si was, daz man an kinden
niemer mohte vinden suͤzzer worte noch reiner site: si mohte da betwingen mite eines engels gedanc, daz er vil lihte einen wanc durch si von himel tate. Ein Engel waͤre darum vielleicht bewogen worden, zu ihr vom Himmel herabzukommen, so wie man glaubt, daß jeden Menschen <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0009" n="[III]"/> <div type="preface"> <head> <hi rendition="#b">Kinderwesen und Kindersitten.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>1. „<hi rendition="#in">L</hi>asset die Kindlein und wehret ihnen nicht zu mir zu kommen, denn solcher ist das Himmelreich;“ dieser heilige Spruch bewaͤhrt sich durch alle Zeiten, uͤberall geht das Leben des Menschen auf, wie eine Blume, eh sie die stechende Sonne blaͤßt und der irdische Staub truͤbt, in reiner, unversehrter Farbe. Hartmann von der Aue weiß darum nicht herrlicher die Tugend einer Frau zu preisen, als wenn er ihre Worte und ihr Wesen mit dem der Kinder vergleicht. Jwein 6470.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>si was, <hi rendition="#g">daz man an kinden</hi></l><lb/> <l> <hi rendition="#g">niemer mohte vinden</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#g">suͤzzer worte noch reiner site:</hi> </l><lb/> <l>si mohte da betwingen mite</l><lb/> <l>eines engels gedanc,</l><lb/> <l>daz er vil lihte einen wanc</l><lb/> <l>durch si von himel tate.</l><lb/> </lg> <p>Ein Engel waͤre darum vielleicht bewogen worden, zu ihr vom Himmel herabzukommen, so wie man glaubt, daß jeden Menschen </p> </div> </front> </text> </TEI> [[III]/0009]
Kinderwesen und Kindersitten.
1. „Lasset die Kindlein und wehret ihnen nicht zu mir zu kommen, denn solcher ist das Himmelreich;“ dieser heilige Spruch bewaͤhrt sich durch alle Zeiten, uͤberall geht das Leben des Menschen auf, wie eine Blume, eh sie die stechende Sonne blaͤßt und der irdische Staub truͤbt, in reiner, unversehrter Farbe. Hartmann von der Aue weiß darum nicht herrlicher die Tugend einer Frau zu preisen, als wenn er ihre Worte und ihr Wesen mit dem der Kinder vergleicht. Jwein 6470.
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niemer mohte vinden
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si mohte da betwingen mite
eines engels gedanc,
daz er vil lihte einen wanc
durch si von himel tate.
Ein Engel waͤre darum vielleicht bewogen worden, zu ihr vom Himmel herabzukommen, so wie man glaubt, daß jeden Menschen
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.
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