(Aus dem Münsterland.) Merkwürdig ist in dem schönen Märchen, daß hier ganz eigentlich ein männ- licher Aschenputtel vorkommt, wie es in den älteren Sagen auch scheint gewesen zu seyn. Vgl. B. I. Anhang S. XVI. und die Nachträge. Der schlechte Kittel, weshalb er wie Allerlei-Rauh (I. 65.) allein schlafen muß, sogar die gemeine Küchenarbeit kom- men vor, und eben so kehrt er heimlich nach dem kö- niglichsten Leben in seinen alten Zustand zurück, so daß er nur an einem äußeren Zeichen erkannt wird.
51. De drei schwatten Princessinnen.
(Aus dem Münsterland.) Der Zauber in seiner Entwicklung oder im Gang zu seiner bestimmten Auf- lösung durch übermächtige Eingriffe gestört, zieht Verderben oder gänzliche Vernichtung nach sich. vgl. die Anmerkung zum Eselein Nr. 58. Er will heim- lich bleiben, scheut Licht (darum sind die drei schwarz und werden allmählich weiß. s. auch die abweichende Erzählung vom Marien-Kind I. 3. Anhang S. V.) und Rede: und es ist ganz dasselbe, wenn beim He- ben des Schatzes, das erste gesprochene Wort ihn siebenmal tiefer zu versinken zwingt.
52. Knoist un sine dre Sühne.
(Aus dem Sauerland und in dem dortigen Dia- lect.) Wird singend und mit sehr lang gezogenen Sylben erzählt. Werrel (Werl) ist ein Wallfahrts- ort in Westphalen, Soist (Soest) im Bergischen. Es wird auch als Räthsel angegeben und wenn man lang gerathen hat und nach der Auflösung fragt, geant- wortet: "eine Lüge." Nach einer an dern Erzählung gehen sie, nachdem der nackende den gefangenen Ha- sen in die Tasche gesteckt hat, in die Kirche, wo der
50. De wilde Mann.
(Aus dem Muͤnſterland.) Merkwuͤrdig iſt in dem ſchoͤnen Maͤrchen, daß hier ganz eigentlich ein maͤnn- licher Aſchenputtel vorkommt, wie es in den aͤlteren Sagen auch ſcheint geweſen zu ſeyn. Vgl. B. I. Anhang S. XVI. und die Nachtraͤge. Der ſchlechte Kittel, weshalb er wie Allerlei-Rauh (I. 65.) allein ſchlafen muß, ſogar die gemeine Kuͤchenarbeit kom- men vor, und eben ſo kehrt er heimlich nach dem koͤ- niglichſten Leben in ſeinen alten Zuſtand zuruͤck, ſo daß er nur an einem aͤußeren Zeichen erkannt wird.
51. De drei ſchwatten Princeſſinnen.
(Aus dem Muͤnſterland.) Der Zauber in ſeiner Entwicklung oder im Gang zu ſeiner beſtimmten Auf- loͤſung durch uͤbermaͤchtige Eingriffe geſtoͤrt, zieht Verderben oder gaͤnzliche Vernichtung nach ſich. vgl. die Anmerkung zum Eſelein Nr. 58. Er will heim- lich bleiben, ſcheut Licht (darum ſind die drei ſchwarz und werden allmaͤhlich weiß. ſ. auch die abweichende Erzaͤhlung vom Marien-Kind I. 3. Anhang S. V.) und Rede: und es iſt ganz daſſelbe, wenn beim He- ben des Schatzes, das erſte geſprochene Wort ihn ſiebenmal tiefer zu verſinken zwingt.
52. Knoiſt un ſine dre Suͤhne.
(Aus dem Sauerland und in dem dortigen Dia- lect.) Wird ſingend und mit ſehr lang gezogenen Sylben erzaͤhlt. Werrel (Werl) iſt ein Wallfahrts- ort in Weſtphalen, Soiſt (Soeſt) im Bergiſchen. Es wird auch als Raͤthſel angegeben und wenn man lang gerathen hat und nach der Aufloͤſung fragt, geant- wortet: „eine Luͤge.“ Nach einer an dern Erzaͤhlung gehen ſie, nachdem der nackende den gefangenen Ha- ſen in die Taſche geſteckt hat, in die Kirche, wo der
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[XXXIX/0358]
50.
De wilde Mann.
(Aus dem Muͤnſterland.) Merkwuͤrdig iſt in dem
ſchoͤnen Maͤrchen, daß hier ganz eigentlich ein maͤnn-
licher Aſchenputtel vorkommt, wie es in den
aͤlteren Sagen auch ſcheint geweſen zu ſeyn. Vgl. B.
I. Anhang S. XVI. und die Nachtraͤge. Der ſchlechte
Kittel, weshalb er wie Allerlei-Rauh (I. 65.) allein
ſchlafen muß, ſogar die gemeine Kuͤchenarbeit kom-
men vor, und eben ſo kehrt er heimlich nach dem koͤ-
niglichſten Leben in ſeinen alten Zuſtand zuruͤck, ſo
daß er nur an einem aͤußeren Zeichen erkannt wird.
51.
De drei ſchwatten Princeſſinnen.
(Aus dem Muͤnſterland.) Der Zauber in ſeiner
Entwicklung oder im Gang zu ſeiner beſtimmten Auf-
loͤſung durch uͤbermaͤchtige Eingriffe geſtoͤrt, zieht
Verderben oder gaͤnzliche Vernichtung nach ſich. vgl.
die Anmerkung zum Eſelein Nr. 58. Er will heim-
lich bleiben, ſcheut Licht (darum ſind die drei ſchwarz
und werden allmaͤhlich weiß. ſ. auch die abweichende
Erzaͤhlung vom Marien-Kind I. 3. Anhang S. V.)
und Rede: und es iſt ganz daſſelbe, wenn beim He-
ben des Schatzes, das erſte geſprochene Wort ihn
ſiebenmal tiefer zu verſinken zwingt.
52.
Knoiſt un ſine dre Suͤhne.
(Aus dem Sauerland und in dem dortigen Dia-
lect.) Wird ſingend und mit ſehr lang gezogenen
Sylben erzaͤhlt. Werrel (Werl) iſt ein Wallfahrts-
ort in Weſtphalen, Soiſt (Soeſt) im Bergiſchen. Es
wird auch als Raͤthſel angegeben und wenn man lang
gerathen hat und nach der Aufloͤſung fragt, geant-
wortet: „eine Luͤge.“ Nach einer an dern Erzaͤhlung
gehen ſie, nachdem der nackende den gefangenen Ha-
ſen in die Taſche geſteckt hat, in die Kirche, wo der
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. XXXIX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/358>, abgerufen am 22.02.2025.
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