Es war einmal ein König, der hatte drei Töchter, in seinem Hof aber stand ein Brunnen mit schönem klarem Wasser. An einem heißen Sommertag ging die älteste hinunter und schöpfte sich ein Glas voll heraus, wie sie es aber so ansah und gegen die Sonne hielt, sah sie, daß es trüb' war. Das kam ihr ganz ungewohnt vor und sie wollte es wieder hineinschütten, indem regte sich ein Frosch in dem Wasser, streckte den Kopf in die Höhe, und sprang endlich auf den Brunnen- rand, da sagte er zu ihr:
"wann du willst mein Schätzchen seyn, will ich dir geben hell, hell Wässerlein."
"Ei, wer will Schatz von einem garstigen Frosch seyn," rief die Prinzessin und lief fort. Sie sagte ihren Schwestern was da unten am Brun- nen für ein wunderlicher Frosch wäre, der das Wasser trüb machte. Da ward die zweite neugie- rig, ging hinunter und schöpfte sich auch ein Glas voll, das war eben wieder so trüb, daß sie es nicht trinken wollte. Aber der Frosch war auch wieder auf dem Rand und sagte:
"wann du willst mein Schätzchen seyn, will ich dir geben hell, hell Wässerlein."
13. Der Froſchprinz.
Es war einmal ein Koͤnig, der hatte drei Toͤchter, in ſeinem Hof aber ſtand ein Brunnen mit ſchoͤnem klarem Waſſer. An einem heißen Sommertag ging die aͤlteſte hinunter und ſchoͤpfte ſich ein Glas voll heraus, wie ſie es aber ſo anſah und gegen die Sonne hielt, ſah ſie, daß es truͤb’ war. Das kam ihr ganz ungewohnt vor und ſie wollte es wieder hineinſchuͤtten, indem regte ſich ein Froſch in dem Waſſer, ſtreckte den Kopf in die Hoͤhe, und ſprang endlich auf den Brunnen- rand, da ſagte er zu ihr:
„wann du willſt mein Schaͤtzchen ſeyn, will ich dir geben hell, hell Waͤſſerlein.“
„Ei, wer will Schatz von einem garſtigen Froſch ſeyn,“ rief die Prinzeſſin und lief fort. Sie ſagte ihren Schweſtern was da unten am Brun- nen fuͤr ein wunderlicher Froſch waͤre, der das Waſſer truͤb machte. Da ward die zweite neugie- rig, ging hinunter und ſchoͤpfte ſich auch ein Glas voll, das war eben wieder ſo truͤb, daß ſie es nicht trinken wollte. Aber der Froſch war auch wieder auf dem Rand und ſagte:
„wann du willſt mein Schaͤtzchen ſeyn, will ich dir geben hell, hell Waͤſſerlein.“
<TEI><text><body><pbfacs="#f0112"n="91"/><divn="1"><head>13.<lb/><hirendition="#g">Der Froſchprinz</hi>.</head><lb/><p>Es war einmal ein Koͤnig, der hatte drei<lb/>
Toͤchter, in ſeinem Hof aber ſtand ein Brunnen<lb/>
mit ſchoͤnem klarem Waſſer. An einem heißen<lb/>
Sommertag ging die aͤlteſte hinunter und ſchoͤpfte<lb/>ſich ein Glas voll heraus, wie ſie es aber ſo anſah<lb/>
und gegen die Sonne hielt, ſah ſie, daß es truͤb’<lb/>
war. Das kam ihr ganz ungewohnt vor und ſie<lb/>
wollte es wieder hineinſchuͤtten, indem regte ſich<lb/>
ein Froſch in dem Waſſer, ſtreckte den Kopf in<lb/>
die Hoͤhe, und ſprang endlich auf den Brunnen-<lb/>
rand, da ſagte er zu ihr:</p><lb/><lgtype="poem"><l>„wann du willſt mein Schaͤtzchen ſeyn,</l><lb/><l>will ich dir geben hell, hell Waͤſſerlein.“</l></lg><lb/><p>„Ei, wer will Schatz von einem garſtigen Froſch<lb/>ſeyn,“ rief die Prinzeſſin und lief fort. Sie<lb/>ſagte ihren Schweſtern was da unten am Brun-<lb/>
nen fuͤr ein wunderlicher Froſch waͤre, der das<lb/>
Waſſer truͤb machte. Da ward die zweite neugie-<lb/>
rig, ging hinunter und ſchoͤpfte ſich auch ein Glas<lb/>
voll, das war eben wieder ſo truͤb, daß ſie es<lb/>
nicht trinken wollte. Aber der Froſch war auch<lb/>
wieder auf dem Rand und ſagte:</p><lb/><lgtype="poem"><l>„wann du willſt mein Schaͤtzchen ſeyn,</l><lb/><l>will ich dir geben hell, hell Waͤſſerlein.“</l></lg><lb/></div></body></text></TEI>
[91/0112]
13.
Der Froſchprinz.
Es war einmal ein Koͤnig, der hatte drei
Toͤchter, in ſeinem Hof aber ſtand ein Brunnen
mit ſchoͤnem klarem Waſſer. An einem heißen
Sommertag ging die aͤlteſte hinunter und ſchoͤpfte
ſich ein Glas voll heraus, wie ſie es aber ſo anſah
und gegen die Sonne hielt, ſah ſie, daß es truͤb’
war. Das kam ihr ganz ungewohnt vor und ſie
wollte es wieder hineinſchuͤtten, indem regte ſich
ein Froſch in dem Waſſer, ſtreckte den Kopf in
die Hoͤhe, und ſprang endlich auf den Brunnen-
rand, da ſagte er zu ihr:
„wann du willſt mein Schaͤtzchen ſeyn,
will ich dir geben hell, hell Waͤſſerlein.“
„Ei, wer will Schatz von einem garſtigen Froſch
ſeyn,“ rief die Prinzeſſin und lief fort. Sie
ſagte ihren Schweſtern was da unten am Brun-
nen fuͤr ein wunderlicher Froſch waͤre, der das
Waſſer truͤb machte. Da ward die zweite neugie-
rig, ging hinunter und ſchoͤpfte ſich auch ein Glas
voll, das war eben wieder ſo truͤb, daß ſie es
nicht trinken wollte. Aber der Froſch war auch
wieder auf dem Rand und ſagte:
„wann du willſt mein Schaͤtzchen ſeyn,
will ich dir geben hell, hell Waͤſſerlein.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/112>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.