Lang danach ging er einmal wieder in den Wald, da begegnete ihm der alte Fuchs und bat aufs flehentlichste, er möchte ihn todtschießen und ihm Kopf und Pfoten abschneiden. Also that ers endlich, und kaum war es geschehen, als sich der Fuchs in einen Menschen verwandelte und war der Bruder der Königin, der nun endlich erlöst worden war.
58.
Der Hund und der Sperling.
Ein Schäferhund hatte keinen guten Herrn, sondern einen der ihn Hunger leiden ließ. Wie ers nicht mehr aushalten konnte, ging er ganz traurig fort. Auf der Straße begegnete ihm ein Sperling, der sprach: "Bruder Hund, warum bist du so betraurig?" Antwortete der Hund: "ich bin so hungrig und habe nichts zu fressen." Da sprach der Sperling: "lieber Bruder, komm mit in die Stadt, so will ich dich satt machen." Also gingen sie zusammen in die Stadt, und als sie vor einen Fleischerladen kamen, sprach der Sperling zum Hund; "da bleib stehen, ich will dir ein Stück Fleisch herunter picken;" setzte sich auf den Laden, schaute sich um, ob ihn auch niemand bemerkte und pickte, zog und zerrte so lang an einem Stück, das am Rande lag, bis es herunter rutschte. Da packte es der Hund, lief damit in eine Ecke und fraß es auf. Sprach der Sperling: "nun komm mit zu einem andern Laden, da will ich dir noch ein Stück herunterpicken, damit du satt wirst." Als der Hund das zweite Stück auch gefressen
Lang danach ging er einmal wieder in den Wald, da begegnete ihm der alte Fuchs und bat aufs flehentlichste, er moͤchte ihn todtschießen und ihm Kopf und Pfoten abschneiden. Also that ers endlich, und kaum war es geschehen, als sich der Fuchs in einen Menschen verwandelte und war der Bruder der Koͤnigin, der nun endlich erloͤst worden war.
58.
Der Hund und der Sperling.
Ein Schaͤferhund hatte keinen guten Herrn, sondern einen der ihn Hunger leiden ließ. Wie ers nicht mehr aushalten konnte, ging er ganz traurig fort. Auf der Straße begegnete ihm ein Sperling, der sprach: „Bruder Hund, warum bist du so betraurig?“ Antwortete der Hund: „ich bin so hungrig und habe nichts zu fressen.“ Da sprach der Sperling: „lieber Bruder, komm mit in die Stadt, so will ich dich satt machen.“ Also gingen sie zusammen in die Stadt, und als sie vor einen Fleischerladen kamen, sprach der Sperling zum Hund; „da bleib stehen, ich will dir ein Stuͤck Fleisch herunter picken;“ setzte sich auf den Laden, schaute sich um, ob ihn auch niemand bemerkte und pickte, zog und zerrte so lang an einem Stuͤck, das am Rande lag, bis es herunter rutschte. Da packte es der Hund, lief damit in eine Ecke und fraß es auf. Sprach der Sperling: „nun komm mit zu einem andern Laden, da will ich dir noch ein Stuͤck herunterpicken, damit du satt wirst.“ Als der Hund das zweite Stuͤck auch gefressen
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Lang danach ging er einmal wieder in den Wald, da begegnete ihm der alte Fuchs und bat aufs flehentlichste, er moͤchte ihn todtschießen und ihm Kopf und Pfoten abschneiden. Also that ers endlich, und kaum war es geschehen, als sich der Fuchs in einen Menschen verwandelte und war der Bruder der Koͤnigin, der nun endlich erloͤst worden war.
58.
Der Hund und der Sperling.
Ein Schaͤferhund hatte keinen guten Herrn, sondern einen der ihn Hunger leiden ließ. Wie ers nicht mehr aushalten konnte, ging er ganz traurig fort. Auf der Straße begegnete ihm ein Sperling, der sprach: „Bruder Hund, warum bist du so betraurig?“ Antwortete der Hund: „ich bin so hungrig und habe nichts zu fressen.“ Da sprach der Sperling: „lieber Bruder, komm mit in die Stadt, so will ich dich satt machen.“ Also gingen sie zusammen in die Stadt, und als sie vor einen Fleischerladen kamen, sprach der Sperling zum Hund; „da bleib stehen, ich will dir ein Stuͤck Fleisch herunter picken;“ setzte sich auf den Laden, schaute sich um, ob ihn auch niemand bemerkte und pickte, zog und zerrte so lang an einem Stuͤck, das am Rande lag, bis es herunter rutschte. Da packte es der Hund, lief damit in eine Ecke und fraß es auf. Sprach der Sperling: „nun komm mit zu einem andern Laden, da will ich dir noch ein Stuͤck herunterpicken, damit du satt wirst.“ Als der Hund das zweite Stuͤck auch gefressen
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im
Olms-Verlag erschienenen Ausgabe
(ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/361>, abgerufen am 22.02.2025.
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