Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.Kohlenfeuer, und wie sie glühten, wurden sie hereingebracht und sie mußte die feuerrothen Schuhe anziehen und darin tanzen, daß ihr die Füße jämmerlich verbrannt wurden, und ehr durfte sie nicht aufhören, als bis sie sich zu todt getanzt hatte. 54.
Der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein. Es waren drei Brüder von Haus sehr arm und als ihre Armuth so groß ward, daß sie nichts mehr zu beißen und zu brechen hatten, verabredeten sie mit einander in die Welt zu gehen, vielleicht fänden sie irgendwo ihr Glück. Als sie nun schon weit und über viel Grashälmerchen gegangen waren, kamen sie in einen Wald, darin stand ein ganz silberner Berg. Der älteste machte sich bezahlt, nahm so viel, als er von dem Silber tragen konnte, und kehrte darnach heim; die beiden andern aber wollten ihr Glück noch besser versuchen, nahmen nichts und gingen weiter. Als sie wieder ein großes Stück fortgegangen waren, kamen sie zu einem Berg, der war ganz von Gold. Da sprach der zweite: "wie nun? soll ich mich reich davon machen, oder weiter gehen?" stand eine Zeit lang und besann sich, endlich füllte er sich doch die Taschen, so viel hinein wollte, und ging auch nach Haus. Der dritte aber dachte: "Gold und Silber, das rührt mich nicht, ich will meinem Glück nicht absagen, vielleicht ist mir etwas besseres bescheert;" ließ das Gold liegen und ging allein weiter. Als drei Tage herum waren, kam er in einen mächtigen Wald, der gar Kohlenfeuer, und wie sie gluͤhten, wurden sie hereingebracht und sie mußte die feuerrothen Schuhe anziehen und darin tanzen, daß ihr die Fuͤße jaͤmmerlich verbrannt wurden, und ehr durfte sie nicht aufhoͤren, als bis sie sich zu todt getanzt hatte. 54.
Der Ranzen, das Huͤtlein und das Hoͤrnlein. Es waren drei Bruͤder von Haus sehr arm und als ihre Armuth so groß ward, daß sie nichts mehr zu beißen und zu brechen hatten, verabredeten sie mit einander in die Welt zu gehen, vielleicht faͤnden sie irgendwo ihr Gluͤck. Als sie nun schon weit und uͤber viel Grashaͤlmerchen gegangen waren, kamen sie in einen Wald, darin stand ein ganz silberner Berg. Der aͤlteste machte sich bezahlt, nahm so viel, als er von dem Silber tragen konnte, und kehrte darnach heim; die beiden andern aber wollten ihr Gluͤck noch besser versuchen, nahmen nichts und gingen weiter. Als sie wieder ein großes Stuͤck fortgegangen waren, kamen sie zu einem Berg, der war ganz von Gold. Da sprach der zweite: „wie nun? soll ich mich reich davon machen, oder weiter gehen?“ stand eine Zeit lang und besann sich, endlich fuͤllte er sich doch die Taschen, so viel hinein wollte, und ging auch nach Haus. Der dritte aber dachte: „Gold und Silber, das ruͤhrt mich nicht, ich will meinem Gluͤck nicht absagen, vielleicht ist mir etwas besseres bescheert;“ ließ das Gold liegen und ging allein weiter. Als drei Tage herum waren, kam er in einen maͤchtigen Wald, der gar <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0338" n="274"/> Kohlenfeuer, und wie sie gluͤhten, wurden sie hereingebracht und sie mußte die feuerrothen Schuhe anziehen und darin tanzen, daß ihr die Fuͤße jaͤmmerlich verbrannt wurden, und ehr durfte sie nicht aufhoͤren, als bis sie sich zu todt getanzt hatte.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">54.<lb/> Der Ranzen, das Huͤtlein und das Hoͤrnlein.</hi> </head><lb/> <p>Es waren drei Bruͤder von Haus sehr arm und als ihre Armuth so groß ward, daß sie nichts mehr zu beißen und zu brechen hatten, verabredeten sie mit einander in die Welt zu gehen, vielleicht faͤnden sie irgendwo ihr Gluͤck. Als sie nun schon weit und uͤber viel Grashaͤlmerchen gegangen waren, kamen sie in einen Wald, darin stand ein ganz silberner Berg. Der aͤlteste machte sich bezahlt, nahm so viel, als er von dem Silber tragen konnte, und kehrte darnach heim; die beiden andern aber wollten ihr Gluͤck noch besser versuchen, nahmen nichts und gingen weiter. Als sie wieder ein großes Stuͤck fortgegangen waren, kamen sie zu einem Berg, der war ganz von Gold. Da sprach der zweite: „wie nun? soll ich mich reich davon machen, oder weiter gehen?“ stand eine Zeit lang und besann sich, endlich fuͤllte er sich doch die Taschen, so viel hinein wollte, und ging auch nach Haus. Der dritte aber dachte: „Gold und Silber, das ruͤhrt mich nicht, ich will meinem Gluͤck nicht absagen, vielleicht ist mir etwas besseres bescheert;“ ließ das Gold liegen und ging allein weiter. Als drei Tage herum waren, kam er in einen maͤchtigen Wald, der gar </p> </div> </body> </text> </TEI> [274/0338]
Kohlenfeuer, und wie sie gluͤhten, wurden sie hereingebracht und sie mußte die feuerrothen Schuhe anziehen und darin tanzen, daß ihr die Fuͤße jaͤmmerlich verbrannt wurden, und ehr durfte sie nicht aufhoͤren, als bis sie sich zu todt getanzt hatte.
54.
Der Ranzen, das Huͤtlein und das Hoͤrnlein.
Es waren drei Bruͤder von Haus sehr arm und als ihre Armuth so groß ward, daß sie nichts mehr zu beißen und zu brechen hatten, verabredeten sie mit einander in die Welt zu gehen, vielleicht faͤnden sie irgendwo ihr Gluͤck. Als sie nun schon weit und uͤber viel Grashaͤlmerchen gegangen waren, kamen sie in einen Wald, darin stand ein ganz silberner Berg. Der aͤlteste machte sich bezahlt, nahm so viel, als er von dem Silber tragen konnte, und kehrte darnach heim; die beiden andern aber wollten ihr Gluͤck noch besser versuchen, nahmen nichts und gingen weiter. Als sie wieder ein großes Stuͤck fortgegangen waren, kamen sie zu einem Berg, der war ganz von Gold. Da sprach der zweite: „wie nun? soll ich mich reich davon machen, oder weiter gehen?“ stand eine Zeit lang und besann sich, endlich fuͤllte er sich doch die Taschen, so viel hinein wollte, und ging auch nach Haus. Der dritte aber dachte: „Gold und Silber, das ruͤhrt mich nicht, ich will meinem Gluͤck nicht absagen, vielleicht ist mir etwas besseres bescheert;“ ließ das Gold liegen und ging allein weiter. Als drei Tage herum waren, kam er in einen maͤchtigen Wald, der gar
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Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/338>, abgerufen am 22.02.2025. |