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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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wollte in dem alten Lumpenrock hingehen, wenn ich so viel Geld habe." Der Jude sah, daß der Bauer ohne einen andern Rock nicht wegzubringen war, und weil er fürchtete, wann der König seinen Zorn verliere, so verliere er seine Belohnung und der Bauer die Strafe, so sprach er: "ich will euch so lang einen Rock leihen aus bloßer Freundschaft; mein! was thut der Mensch nicht aus Liebe!" Der Bauer ließ sich das gefallen, zog einen Rock vom Juden an und ging mit ihm fort. Der König hielt ihm die bösen Reden vor, die ihm der Jude hinterbracht hatte. "Ach! sprach der Bauer, was ein Jude sagt, ist immer gelogen, denen geht kein wahres Wort aus dem Munde: der Kerl da ist im Stand und behauptet, ich hätte seinen Rock an!" "Was soll mir das, schrie der Jude, ist der Rock nicht mein, hab ich ihn nicht aus Freundschaft geborgt, damit ihr vor den Herrn König treten konntet!" Wie der König das hörte, sprach er: "einen hat der Jude gewiß betrogen mich oder den Bauer!" und ließ ihm noch etwas in harten Thalern nachzahlen; der Bauer aber ging in dem guten Rock mit dem guten Geld in der Tasche heim und sprach: diesmal hab ichs getroffen!

8.
Der wunderliche Spielmann.

Es war einmal ein wunderlicher Spielmann, der ging durch einen Wald mutterselig-allein. Da sprach er zu sich selber: "mir wird hier Zeit und Weile lang, ich muß einen guten Gesellen herbei holen!" nahm seine Geige vom Rücken und fidelte eins,

wollte in dem alten Lumpenrock hingehen, wenn ich so viel Geld habe.“ Der Jude sah, daß der Bauer ohne einen andern Rock nicht wegzubringen war, und weil er fuͤrchtete, wann der Koͤnig seinen Zorn verliere, so verliere er seine Belohnung und der Bauer die Strafe, so sprach er: „ich will euch so lang einen Rock leihen aus bloßer Freundschaft; mein! was thut der Mensch nicht aus Liebe!“ Der Bauer ließ sich das gefallen, zog einen Rock vom Juden an und ging mit ihm fort. Der Koͤnig hielt ihm die boͤsen Reden vor, die ihm der Jude hinterbracht hatte. „Ach! sprach der Bauer, was ein Jude sagt, ist immer gelogen, denen geht kein wahres Wort aus dem Munde: der Kerl da ist im Stand und behauptet, ich haͤtte seinen Rock an!“ „Was soll mir das, schrie der Jude, ist der Rock nicht mein, hab ich ihn nicht aus Freundschaft geborgt, damit ihr vor den Herrn Koͤnig treten konntet!“ Wie der Koͤnig das hoͤrte, sprach er: „einen hat der Jude gewiß betrogen mich oder den Bauer!“ und ließ ihm noch etwas in harten Thalern nachzahlen; der Bauer aber ging in dem guten Rock mit dem guten Geld in der Tasche heim und sprach: diesmal hab ichs getroffen!

8.
Der wunderliche Spielmann.

Es war einmal ein wunderlicher Spielmann, der ging durch einen Wald mutterselig-allein. Da sprach er zu sich selber: „mir wird hier Zeit und Weile lang, ich muß einen guten Gesellen herbei holen!“ nahm seine Geige vom Ruͤcken und fidelte eins,

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[44/0108] wollte in dem alten Lumpenrock hingehen, wenn ich so viel Geld habe.“ Der Jude sah, daß der Bauer ohne einen andern Rock nicht wegzubringen war, und weil er fuͤrchtete, wann der Koͤnig seinen Zorn verliere, so verliere er seine Belohnung und der Bauer die Strafe, so sprach er: „ich will euch so lang einen Rock leihen aus bloßer Freundschaft; mein! was thut der Mensch nicht aus Liebe!“ Der Bauer ließ sich das gefallen, zog einen Rock vom Juden an und ging mit ihm fort. Der Koͤnig hielt ihm die boͤsen Reden vor, die ihm der Jude hinterbracht hatte. „Ach! sprach der Bauer, was ein Jude sagt, ist immer gelogen, denen geht kein wahres Wort aus dem Munde: der Kerl da ist im Stand und behauptet, ich haͤtte seinen Rock an!“ „Was soll mir das, schrie der Jude, ist der Rock nicht mein, hab ich ihn nicht aus Freundschaft geborgt, damit ihr vor den Herrn Koͤnig treten konntet!“ Wie der Koͤnig das hoͤrte, sprach er: „einen hat der Jude gewiß betrogen mich oder den Bauer!“ und ließ ihm noch etwas in harten Thalern nachzahlen; der Bauer aber ging in dem guten Rock mit dem guten Geld in der Tasche heim und sprach: diesmal hab ichs getroffen! 8. Der wunderliche Spielmann. Es war einmal ein wunderlicher Spielmann, der ging durch einen Wald mutterselig-allein. Da sprach er zu sich selber: „mir wird hier Zeit und Weile lang, ich muß einen guten Gesellen herbei holen!“ nahm seine Geige vom Ruͤcken und fidelte eins,

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/108>, abgerufen am 21.11.2024.