Das Vergessen der ersten Verlobten kehrt auch im Prinz Schwan von der treuen Julian und im Liebsten Roland wieder, auch wohl in Al- lerlei-Rauh; aus dem Pentameron gehört mehre- res hierher (II, 7. la palomma, wo der Prinz die Filadoro vergißt; III, 3. la viso, wo Renza ver- gessen wird; III, 9. Rosella), der Grund aber liegt tief in den Sagen. Wir wollen nur zwei denkwürdige Beispiele angeben: Duschmanta ver- gißt die Sacontala, und Sigurd die Brynhild.
Zum Sommer- und Wintergarten. No. 68.
Eigentlich die Fabel von der Psyche, noch nä- her in andern Recensionen, wo die Schwestern bösartig sind, und die jüngste, als sie gekommen ist, sie zu besuchen, mit Gewalt zurückhalten.
In einem Roman, die junge Amerikanerin Ulm 1765. I, 30 -- 231. ist auch dieses Märchen, aber schlecht benutzt. Das Thier ist ein Drache, aus dessen Garten (es ist auch kein Winter) der Vater sich eine Rose bricht und dafür seine Tochter ver- sprechen muß. Die Tochter geht selbst in des Drachen Schloß, der stellt sich dumm und unge- schickt, in der Nacht aber träumt sie von einem schönen Jüngling, und allmählig gewöhnt sie sich an ihn so, daß sie ihn endlich lieb gewinnt. Sie besucht ihre Eltern und kommt zurück durch Hülfe eines Rings, der ein- und auswärts gedreht wird. Endlich gesteht sie ihm in einer Nacht, daß sie ihn lieb habe, da ist er am Morgen ein schöner Jüng- ling und sein Zauber gelöst. Es entdeckt sich auch, daß sie nicht des Kaufmanns Tochter, sondern von einer Fee untergeschoben ist.
In der Leipziger Sammlung ist es das sieben- te Märchen (S. 113 -- 130). Die jüngste Tochter bittet den Vater bei seiner Abreise um einen Ei- chelzweig mit drei Eicheln an einem Stengel. Der Vater verirrt sich in dem Wald, kommt zu einem prächtigen Schloß, das ganz leer steht, wo er aber
Zum Koͤnig mit dem Loͤwen. No. 67.
Das Vergeſſen der erſten Verlobten kehrt auch im Prinz Schwan von der treuen Julian und im Liebſten Roland wieder, auch wohl in Al- lerlei-Rauh; aus dem Pentameron gehoͤrt mehre- res hierher (II, 7. la palomma, wo der Prinz die Filadoro vergißt; III, 3. la viso, wo Renza ver- geſſen wird; III, 9. Rosella), der Grund aber liegt tief in den Sagen. Wir wollen nur zwei denkwuͤrdige Beiſpiele angeben: Duſchmanta ver- gißt die Sacontala, und Sigurd die Brynhild.
Zum Sommer- und Wintergarten. No. 68.
Eigentlich die Fabel von der Pſyche, noch naͤ- her in andern Recenſionen, wo die Schweſtern boͤsartig ſind, und die juͤngſte, als ſie gekommen iſt, ſie zu beſuchen, mit Gewalt zuruͤckhalten.
In einem Roman, die junge Amerikanerin Ulm 1765. I, 30 — 231. iſt auch dieſes Maͤrchen, aber ſchlecht benutzt. Das Thier iſt ein Drache, aus deſſen Garten (es iſt auch kein Winter) der Vater ſich eine Roſe bricht und dafuͤr ſeine Tochter ver- ſprechen muß. Die Tochter geht ſelbſt in des Drachen Schloß, der ſtellt ſich dumm und unge- ſchickt, in der Nacht aber traͤumt ſie von einem ſchoͤnen Juͤngling, und allmaͤhlig gewoͤhnt ſie ſich an ihn ſo, daß ſie ihn endlich lieb gewinnt. Sie beſucht ihre Eltern und kommt zuruͤck durch Huͤlfe eines Rings, der ein- und auswaͤrts gedreht wird. Endlich geſteht ſie ihm in einer Nacht, daß ſie ihn lieb habe, da iſt er am Morgen ein ſchoͤner Juͤng- ling und ſein Zauber geloͤſt. Es entdeckt ſich auch, daß ſie nicht des Kaufmanns Tochter, ſondern von einer Fee untergeſchoben iſt.
In der Leipziger Sammlung iſt es das ſieben- te Maͤrchen (S. 113 — 130). Die juͤngſte Tochter bittet den Vater bei ſeiner Abreiſe um einen Ei- chelzweig mit drei Eicheln an einem Stengel. Der Vater verirrt ſich in dem Wald, kommt zu einem praͤchtigen Schloß, das ganz leer ſteht, wo er aber
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[XLV/0467]
Zum Koͤnig mit dem Loͤwen. No. 67.
Das Vergeſſen der erſten Verlobten kehrt
auch im Prinz Schwan von der treuen Julian
und im Liebſten Roland wieder, auch wohl in Al-
lerlei-Rauh; aus dem Pentameron gehoͤrt mehre-
res hierher (II, 7. la palomma, wo der Prinz die
Filadoro vergißt; III, 3. la viso, wo Renza ver-
geſſen wird; III, 9. Rosella), der Grund aber
liegt tief in den Sagen. Wir wollen nur zwei
denkwuͤrdige Beiſpiele angeben: Duſchmanta ver-
gißt die Sacontala, und Sigurd die Brynhild.
Zum Sommer- und Wintergarten. No. 68.
Eigentlich die Fabel von der Pſyche, noch naͤ-
her in andern Recenſionen, wo die Schweſtern
boͤsartig ſind, und die juͤngſte, als ſie gekommen
iſt, ſie zu beſuchen, mit Gewalt zuruͤckhalten.
In einem Roman, die junge Amerikanerin Ulm
1765. I, 30 — 231. iſt auch dieſes Maͤrchen, aber
ſchlecht benutzt. Das Thier iſt ein Drache, aus
deſſen Garten (es iſt auch kein Winter) der Vater
ſich eine Roſe bricht und dafuͤr ſeine Tochter ver-
ſprechen muß. Die Tochter geht ſelbſt in des
Drachen Schloß, der ſtellt ſich dumm und unge-
ſchickt, in der Nacht aber traͤumt ſie von einem
ſchoͤnen Juͤngling, und allmaͤhlig gewoͤhnt ſie ſich
an ihn ſo, daß ſie ihn endlich lieb gewinnt. Sie
beſucht ihre Eltern und kommt zuruͤck durch Huͤlfe
eines Rings, der ein- und auswaͤrts gedreht wird.
Endlich geſteht ſie ihm in einer Nacht, daß ſie ihn
lieb habe, da iſt er am Morgen ein ſchoͤner Juͤng-
ling und ſein Zauber geloͤſt. Es entdeckt ſich auch,
daß ſie nicht des Kaufmanns Tochter, ſondern von
einer Fee untergeſchoben iſt.
In der Leipziger Sammlung iſt es das ſieben-
te Maͤrchen (S. 113 — 130). Die juͤngſte Tochter
bittet den Vater bei ſeiner Abreiſe um einen Ei-
chelzweig mit drei Eicheln an einem Stengel. Der
Vater verirrt ſich in dem Wald, kommt zu einem
praͤchtigen Schloß, das ganz leer ſteht, wo er aber
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. XLV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/467>, abgerufen am 18.12.2024.
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